Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im letzten Jahr stieg der Absatz aller strombetriebenen Autos weltweit um 63 Prozent. Erstmals wurden über zwei Millionen Einheiten abgesetzt. Ende 2018 waren 5,6 Millionen Elektromobile auf den Straßen der Welt unterwegs. Dennoch handelt es sich immer noch um ein kleines Volumen. Der Zuwachs ist zwar beeindruckend, der Bestand fällt im Vergleich zur gesamten Pkw-Flotte mit 0,5 Prozent immer noch unbedeutend gering aus.
Keine Verbrenner ab 2025?
Die Experten für Mobilität, Klima und Stadtentwicklung sind sich der Bedeutung einer emissionsarmen Fortbewegung von Menschen und Gütern für die Erhaltung der Lebensqualität bewusst und drängen auf Lösungen. Für Prof. Dr.-Ing. Markus Lienkamp , Ordinarius des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik der TU München, beherrschen dabei nicht Industrie oder Politik die Szenerie, vielmehr werde der Kunde selbst die Entwicklungen prägen. „Wenn Elektrofahrzeuge für bestimmte Anwendungen sinnvoll sind, dann steigt der Druck für alle Beteiligten”, so der anerkannte Wissenschaftler, dessen Forschungsschwerpunkt auf Fahrzeugkonzepten für die Elektromobilität liegt.
Dabei sei die Rollenverteilung klar definiert: Die Politik sollte die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen und Impulse setzen, die die Industrie reizen und die Nachfrage stimulieren. Wissenschaftler können helfen, innovative und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Holger Czuday vom Cluster Automotive ist sich sicher, dass die Industrie in Zugzwang gerät, weil es immer mehr Länder gibt, die schon bald nur noch Neuzulassungen von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen erlauben. So will Norwegen bereits ab 2025 keine Diesel und Benziner mehr zulassen. „Insbesondere im PKW-Segment müssen in den nächsten Jahren nicht nur bezahlbare und alltagstaugliche Fahrzeuge im Portfolio sein, um die Märkte mit entsprechenden Stückzahlen zu bedienen, sondern auch ausreichende Produktionskapazitäten in der gesamten elektro-automobilen Zulieferkette”, so der Clustermanager.
Neben den bereits am Markt etablierten Elektrofahrzeugen werden hybride Antriebskonzepte den Übergang zum rein elektrischen Antrieb weiter befeuern. „Das schafft Wertschöpfung in der nach wie vor vom Verbrenner geprägten Automobilindustrie und erhöht auch die Akzeptanz beim Verbraucher”, betont Holger Czuday. Auch er ist sich sicher, dass letztlich der Kunde über den Erfolg der unterschiedlichen Antriebskonzepte entscheidet. Politik, Industrie und Wissenschaft müssen ihn daher konsequent im Blick behalten – auch weil in einer künftigen „Sharing Economy” Besitz und Eigentum eines Fahrzeugs immer weniger Bedeutung haben werden, wohl aber Verfügbarkeit und Nutzen. Multimodale Mobilität wird dann das Schlagwort sein.