Kundenzentrierung bei Schüller Möbelwerk

09.04.2025

Wie setzen bayerische Mittelständler den strategischen Ansatz “Kundenzentrierung” um?

In praxisnahen Unternehmensporträts zeigen wir, wie Unternehmen den Kunden konsequent in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen – so auch Schüller Möbelwerk. Dieses Best Practice zeigt, wie Kundenzentrierung zum unternehmerischen Erfolg beiträgt.

Interview mit Markus Schüller: Kundenzentrierung bei Schüller Möbelwerk

Die Schüller Möbelwerk KG, ein traditionelles Familienunternehmen aus Herrieden in Mittelfranken, wurde 1966 von Otto Schüller gegründet. Mit der Idee, Küchenbuffets zu produzieren, begann die Familie Schüller ihre Leidenschaft für Küchen. Heute wird das Unternehmen von Markus Schüller als CEO, Max Heller als COO und Manfred Niederauer als CFO geführt. Auch andere  Familienmitglieder besetzen verantwortungsvolle Positionen.

Mit mittlerweile 2.250 Mitarbeitenden, darunter rund 120 Auszubildenden in 15 verschiedenen Berufsbildern, fertigt die Schüller Möbelwerk KG jährlich 170.000 individuelle Einbauküchen für den deutschen und europäischen Markt – das entspricht etwa 760 Küchen pro Produktionstag.

Markus Schüller, CEO bei Schüller Möbelwerk, hat uns im Interview verraten, wie die Ausrichtung auf den Kunden in seinem Unternehmen gelebt wird.

„Oft kommen Anregungen aus dem Alltag unserer Handelspartner. Wir greifen die Ideen gerne auf und passen sie an unsere industrielle Fertigung an, um Qualität, Preis und Design auszubalancieren. So bleiben wir innovativ und nah an den Bedürfnissen unserer Kunden.“

Markus Schüller
CEO bei der Schüller Möbelwerk KG

Welche strategischen Ziele haben Sie für Ihr Unternehmen gesetzt?

Markus Schüller: Wir haben zwei strategische Ziele: Wachstum und Nachhaltigkeit.

Der Wettbewerb ist härter geworden. 2017 hatten wir massiv Kapazitätsgrenzen überschritten. Wir haben uns entschieden, in Herrieden zu bleiben und dort erheblich zu investieren.

Wachstum braucht Kontinuität und stabile Kundenbeziehungen. In den letzten zwei Jahrzehnten Jahren haben wir unseren Umsatz jeweils verdoppelt. Die Mitarbeiteranzahl hat sich parallel positiv entwickelt. Wir hatten Wachstumsschmerzen.

Nachhaltigkeit liegt in unserer DNA. Wir sind gegenüber der nächsten Generation verpflichtet. Nachhaltigkeit betrifft Ökologie und Ökonomie. Es braucht beides.

Beispiele sind unser Firmendach mit einer der größten Aufdach-Photovoltaik-Anlagen in Bayern, der Einsatz eines Lang-LKW für höhere Transporteffizienz sowie wasserbasierte Lacke statt chemischer. Unser Ziel ist es, Verschwendung zu unterbinden – für unsere Kunden, für uns und für die Umwelt.

Was versteht man bei Schüller unter Kundenzentrierung?

Markus Schüller: Für uns bedeutet Kundenzentrierung „vom Markt her denken“. Vor 20 Jahren prägten wir diesen Begriff mit einer Werbeagentur. Unser direkter Kunde ist der Möbelhandel bzw. Küchenspezialist. Gleichzeitig denken wir immer auch an den Endkunden. Die Anforderungen einer Singlewohnung sind anders als die eines Familienheims – genauso variiert der Raumbedarf bei Tiny Houses oder Reihenendhäusern.

Eine Küche hat eine durchschnittliche Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren, der Kauf ist also eher selten. Darum bieten wir unseren Handelspartnern die beste Unterstützung. Unsere Nähe zu den Menschen im Handel ist uns wichtig. Wir haben den Anspruch, die beste Vertriebsmannschaft zu haben.

Von der Neuentwicklung von Produkten bis hin zu Serviceverbesserungen: Wo und wie beziehen Sie ihre Kunden hier ein?

Markus Schüller: Wir arbeiten mit zwei Produktlinien: Unsere Qualitätsmarke Schüller im mittleren Marktsegment und unsere Premiummarke next125 für eine designorientierte Zielgruppe, inspiriert vom Bauhaus-Stil. Wir unterstützen beide Marken konsequent aus Endkundenperspektive, damit unsere Handelspartner ihre Kunden optimal erreichen.

Ein schönes Beispiel ist unsere Kooperation mit Pritzkerpreisträger Francis Kéré, der in Burkina Faso geboren ist und heute sein Architekturbüro in Berlin hat. Dort integrierten wir unsere Küche in eine Holzkonstruktion, ein Pavillon, mit zentraler Feuerstelle, wodurch Menschen auf natürliche Weise zusammenkommen. Mit solchen Kooperationen unterstützen wir unsere Kunden, Küchen als zentralen Lebensraum zu inszenieren.

Oft kommen Anregungen aus dem Alltag unserer Handelspartner. Ein Beispiel: ein 120 cm breiter Schrank, in dem Spülbecken und Müllsystem kombiniert sind, was mehr Flexibilität und Montagefreundlichkeit bringt. Wir greifen die Ideen gern auf und passen sie an unsere industrielle Fertigung an, um Qualität, Preis und Design auszubalancieren. So bleiben wir innovativ und nah an den Bedürfnissen unserer Kunden.

Ein weiterer Innovationsfokus: unsere Datenqualität. Präzise Daten sind für uns eine Grundlage der Produktqualität. Unsere Handelspartner arbeiten mit Planungssystemen und je besser wir sie mit aktuellen Daten versorgen, desto reibungsloser läuft der Verkaufs- und Bestellprozess für alle Beteiligten. Deshalb haben wir ein System zum elektronischen Datenaustausch entwickelt, welches in Echtzeit Plausibilitätsprüfungen durchführt sowie innerhalb von Sekunden Feedback zu möglichen Kollisionen oder Verbesserungen gibt.

So reduzieren wir Fehlerquellen, liefern zügig konkrete Antworten und sorgen dafür, dass Elektrogeräte optimal in unsere Möbel passen. Künftig werden wir KI-Tools einsetzen, um Bestellungen noch schneller und sicherer zu analysieren. Dies hilft uns, unseren Beratungs- und Bestellprozess weiter zu verbessern, wovon unsere Kunden, Endkunden und wir gleichermaßen profitieren.

Welche Rolle spielen Bestandskunden und welche Rollen spielen Neukunden für Ihr Geschäft?

Markus Schüller: Bestandskunden sind ein verlässliches Fundament. Wir pflegen enge Beziehungen und investieren in Qualität und Service, um gemeinsam weiterzuwachsen.

Gleichzeitig konzentrieren wir uns auf Neukunden, auch in neuen Märkten wie Spanien und den USA. Die USA ist der größte Möbelmarkt weltweit – eine große Chance, aber auch Herausforderung, weil dort andere Produktions- und Vertriebsstrukturen gelten. Zusätzlich sind wir im Projektgeschäft in Asien, insbesondere China, aktiv.

Unser Ziel ist es, in all diesen Märkten besser zu sein als der Wettbewerb, indem wir Qualität, Preis und Design in Einklang bringen. So sichern wir nachhaltiges Wachstum. Das geht nur mit Kundenfokus und Innovation.

Welche Visionen und Pläne haben Sie für die Zukunft Ihres Unternehmens und wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Branche in den nächsten fünf bis zehn Jahren?

Markus Schüller: Wir möchten als innovativer Küchenmöbelhersteller mit Qualitätsanspruch das begehrenswerteste Unternehmen unserer Branche sein und trotzdem ein generationenübergreifendes Familienunternehmen bleiben. Dabei fühlen wir uns der Region, unseren Mitarbeitenden und ihren Familien eng verpflichtet.

Die Bauindustrie durchläuft aktuell große Herausforderungen. Neubauten sind nicht da, wo wir sie uns wünschen. Jeder einzelne Neubau tangiert die Küchenbranche. Trotz Schwankungen sind wir zuversichtlich. Gekocht, gegessen, geredet und getanzt wird weiterhin in der Küche – sie bleibt der zentrale Ort im Zuhause und wird immer wichtiger.

Was die nächsten Jahre betrifft: In Asien diskutiert man bereits über Robotik in der Küche. Für manche könnte eine standardisierte, automatisierte Küche attraktiv sein, während andere lieber selbst kochen und individuelle Lösungen schätzen.

Vernetzung und Digitalisierung werden ebenfalls wichtiger – in der Küche und beim Kauf: vom automatisierten Bestellprozess bis zur Beratung im stationären Handel. Es bleibt spannend. Wir sagen oft: Veränderung tut manchmal weh, aber sie sorgt für Fortschritt und Erfolg.

Interview für Bayern Innovativ, durchgeführt von Dana Arzani
Gründerin und Gesellschafterin, THE SPARKLE ACADEMY GmbH, am 27.02.2025

Erfolgreich am Markt durch Kundenzentrierung

Wir sind überzeugt, dass Unternehmen mit einem klaren Fokus auf den Kunden erfolgreicher darin sind, die optimale Lösung für ihre
Zielgruppe zu schaffen. Kundenzentrierung ist unseres Erachtens mehr als ein optimierter Prozess – die ideale „Customer Journey“. Es ist eine
unternehmensübergreifende Einstellung – das kundenorientierte „Mindset“: Wir möchten den Mehrwert für unsere Kunden maximieren. Wir
setzen auf langfristige Kundenbeziehungen. Wir stellen die „Stimme des Kunden“ in den Mittelpunkt unseres Handelns.

Als Innovationsmanagement (TIM) bei Bayern Innovativ zeigen wir Ihnen den Weg zur kundenzentrierter Innovation – anhand ausgewählter
Unternehmensbeispiele. In kurzen Porträts bayerischer Mittelständler beleuchten wir praxisnah, wie Kundenzentrierung gelingt: vom Verstehen
und Definieren der Kundenbedürfnisse über die Gestaltung von Produkten bis hin zum Testen und Einholen von Feedback.

Weitere Angebote: Kundenzentrierung mit TIM

Veranstaltungshinweis

Sehen wir uns am 15. Mai 2025 in Nürnberg?

Sichern Sie sich Ihren zukünftigen Geschäftserfolg!

Wir laden Sie herzlich zu unserer Veranstaltung zum Thema Kundenzentrierung ein. 

Freuen Sie sich auf praxisnahe Einblicke und inspirierende Impulse aus dem Mittelstand sowie wertvolle Vernetzungsmöglichkeiten.

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