Wärme kann alte Biogas-Anlagen aus der Rente holen
Neue Perspektiven für Biogas-Anlagen: Nach dem EEG wirtschaftlich im Wärmenetz weitermachen
12.06.2025
Quelle: E & M powernews
Was tun, wenn das Rentenalter da ist? Was für immer mehr Menschen gilt, gilt auch für Biogas-Anlagen: weiter arbeiten. Nach der EEG-Förderung könnten sie im Wärmenetz noch Geld bringen.
Eine Perspektive für Betreiber von Biogas-Anlagen, die aus der Förderung durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) fallen, zeigte am 12. Juni die „Energie Expo Münsterland“ auf. Beim Branchentreff des dortigen Regionalverbands im Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW) erläuterte das Unternehmen 2G Energy die firmeneigene Idee des „Green Cube“.
Der Blockheizkraftwerk-Hersteller aus Heek baut seine Cubes, die als Energiecontainer konzipiert sind, als Teil einer Nahwärmeversorgung. Jörg Lösing, Vertriebsleiter für Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in Deutschland, bezeichnet das Cube-Konzept als „intelligente Kombination“ von Blockheizkraftwerk (BHKW) und Wärmepumpen. Sie seien eine Möglichkeit für Städte, ihrer Aufgabe innerhalb der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) nachzukommen.
Für das Zusammenspiel mehrerer Bausteine müssten Kommunen gleichwohl eine gewisse Fläche vorhalten. Denn auch ein Wärmespeicher mit 500 bis zu 5.000 Kubikmetern Fassungsvermögen sei idealerweise mitzudenken. 2G Energy realisiert seine modular aufgebauten „Energiezentralen“ daher häufig an Ortsrändern.
400.000 Euro Erlös für ältere KWK-Anlagen möglich
Im Wärmenetz kommen den verschiedenen Bausteinen jeweils eigene Aufgaben zu. Erneuerbare Erzeugungsanlagen liefern Strom direkt in die Gebäude, in eine Wärmepumpe oder ins Netz. Die Wärmepumpe nutzt diesen Strom für ihre Heizleistung. Die Kraft-Wärme-Kopplung ist laut Jörg Lösing dann von Bedeutung, sobald Erneuerbare zum Beispiel in Dunkelflauten nicht den benötigten Strom liefern könnten.
Und an dieser Stelle würden sich entsprechend Möglichkeiten auch für Biogas-Anlagen ergeben, die nach 20 Jahren aus der EEG-Förderung fallen, also sozusagen in die Rente wechseln. Tatenlosigkeit muss im Ruhestand nicht sein, im Gegenteil: Mit Biogas zum Beispiel könnten die KWK-Anlagen dann eine Rückverstromung vornehmen und bei gleichzeitiger Abwesenheit von Wind und Sonne die nötige Energie für die Wärme liefern.
Jörg Lösing rechnete für die Biogas-Dinosaurier, von denen es etliche auch im Münsterland gebe, die Wirtschaftlichkeit vor. Wenn ein BHKW eine Wärmepumpe antreibt, könnte Letztere bei entsprechender Dimensionierung beispielsweise eine Leistung von 750 kW thermisch erbringen. Bei zusätzlich 250 kW aus dem BHKW selbst könnten Betreiber insgesamt also 1.000 kW thermischer Leistung verkaufen.
In einem neuen Wärmenetz ließen sich ungefähr 10 Cent je kWh erzielen. Trifft diese Annahme zu, könnte dies bei 4.000 Betriebsstunden jährlich zu Einnahmen von 400.000 Euro führen. Umgerechnet auf Strom würde die Kilowattstunde hier einen Wert von 40 Cent erreichen. Für Jörg Lösing ist diese Form, die Lebensarbeitszeit von Biogas-Anlagen zu verlängern, eine durchaus zu erwägende Option für die Branche.
Auch Franziska Probst sieht in Biogas-Anlagen einen Baustein für die zukünftige Wärmeversorgung. Die Projektingenieurin beim Steinfurter Bürgerenergie-Entwickler Enwelo, das steht für Energiewende lokal, sieht einen Vorteil der Anlagen in ihrer Steuerbarkeit. Das mache die Anlagen grundlastfähig. Betreiber könnten ihre KWK-Blöcke entsprechend wirtschaftlicher und flexibler fahren. Damit, so Franziska Probst, könnten die Anlagen „am Wärmemarkt mitarbeiten“. Grundsätzlich sei es wichtig, bei zunehmender Elektrifizierung der Wärme die Erzeugung des Stroms und den Bedarf zusammenzubringen.
Autor: Volker Stephan
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