Trendradar Energie

Das Spezialisierungsfeld Energie der Bayern Innovativ GmbH hat im Jahr 2021 mit der Erstellung des Trendradars Energie begonnen. Der Trendradar Energie bietet einen umfassenden Überblick aktueller Trends, die die Energiebranche in den nächsten Jahren prägen werden.

Trendradar Energie
Welche Trends werden künftig die Energiebranche beschäftigen? Unser Trendradar verrät's!

1. Zielsetzung

Ziel ist eine strategische Aufbereitung von trendbasierten Einflüssen auf die Energiebranche, sowie eine Perspektivabfrage, um Diskrepanzen und Konsistenzen verschiedener Beratungsgruppen zu analysieren. Darauf aufbauend sollen Diskussionspunkte für zukünftige Themen und Schwerpunkte in der Energiebranche identifiziert sowie individuelle Ableitungen getroffen werden können, mit dem Ziel Unternehmen in Bayern noch besser zu vernetzen und zu unterstützen. Die Bewertungen der Trends basieren auf einer qualitativen Expertenumfrage und stellen keine repräsentative Umfrage des Meinungsbildes der Branche dar.


2. Methodik

Der Trendradar Energie wurde in vier methodischen Schritten realisiert:

  1. Zunächst wurden interne Quellen aufgearbeitet und durch Desk-Research ergänzt. Anschließend wurden die Rechercheergebnisse zu 61 Trends nach STEEP (soziokulturelle, technologische, ökonomische, ökologische und politische Trends) strukturiert und verdichtet.

  2. Im zweiten Schritt wurden die 61 Trends mit Experten in Interviews (Zeitraum: 25.10.2021 – 03.11.2021) reflektiert und priorisiert.

  3. In der dritten Phase wurden die 61 Trends anhand von drei Kriterien in anonymen Onlineumfragen (Zeitraum: 17.11.2021 – 15.12.2021) von Agierenden der bayerischen Energiebranche bewertet. Die Teilnehmenden der Umfrage konnten sich in einer Perspektivabfrage den Befragungsgruppen Wirtschaft, Wissenschaft und Intermediären zuordnen. Die drei Bewertungskriterien waren hierbei Einfluss („Wie stark schätzen Sie den Einfluss auf die Energiebranche durch diesen Trend ein?“), Priorität („Welche Priorität hat dieser Trend für Ihr Unternehmen/Ihre Institution?“) und Innovationstreiber („Wann schätzen Sie wird der Trend ein starker Innovationstreiber in der Energiebranche sein?“). Die Umfrageergebnisse beruhen auf Berechnungen von Mittelwerten, wobei die Auswahlmöglichkeiten in die Auswertung gleichgewichtet eingeflossen sind.

  4. Im vierten Schritt wurden die Umfrageergebnisse mit Hilfe der Digitalen Innovationsplattform (DIP) der Bayern Innovativ GmbH mit einem Trendradar visualisiert. Insgesamt haben 33 Teilnehmende die Umfrage teilweise oder vollständig abgeschlossen. Davon haben sich in der Perspektivabfrage 10 Teilnehmende der Wirtschaft (z. B. Großunternehmen, KMU, Start-ups …), 9 Teilnehmende der Wissenschaft (z. B. Hochschulen, Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen…) und 14 Teilnehmende den Intermediären (z. B. nachgelagerten Institutionen, Clustern, Netzwerke, Verbände…) zugeordnet. Die Gesamtperspektive setzt sich aus allen 33 Bewertungen der Teilnehmenden zusammen.

3. Trends

Die 61 identifizierten Trends wurden nach STEEP* in

  • soziokulturelle
  • technologische
  • ökonomische
  • ökologische
  • und politische Trends

untergliedert. Die Trends setzen sich sowohl aus branchenspezifischen Trends als auch aus Trends, die von „außen“ auf die Branche einwirken können, zusammen.

*Die Kategorisierung ist nicht trennscharf zu sehen. Trends sind auf deren Ursprung und/oder ihre aktuelle Präsenz eingeordnet.

Trends nach Steep
Klicken Sie auf das Bild, um die Großansicht zu öffnen.

4. Ausgewählte Kernergebnisse

Gesamtperspektive:

  • Die Trends „Systemintegration erneuerbarer Energien“, „Beschleunigung der Energiewende“ und „Gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende“ wurden mit sehr hohem Einfluss bewertet.
  • Mit sehr hoher Priorität wurde „Emissionsreduktion und Klimaneutralität“ eingeschätzt, wohingegen „Liquefied Natural Gas“, „Sharing Economy“ und „Biologisierung der Industrie bzw. der Mobilität “ mit geringer Priorität bewertet wurden.
  • Die Trends „Kreislaufwirtschaft“ , „Biologisierung der Industrie bzw. der Mobilität“ und „Resilientes Gebäude- und Stadtdesign“ wurden als Innovationstreiber in den nächsten sechs bis zehn Jahren bewertet, wohingegen „Digitale Kundenkanäle“, „Digitale Sichtbarkeit“, „Datenschutz“, „Globale Protestbewegungen“ und „Soziale Ungleichheit“ schon als Innovationstreiber innerhalb der nächsten 3 Jahre bewertet wurden.
  • Die verbleibenden 53 Trends wurden als Innovationstreiber in den nächsten drei bis sechs Jahren eingestuft. Kein Trend wurde gar nicht als Innovationstreiber eingeschätzt.
  • Betrachtet man ausschließlich die 15 technologischen Trends, so lässt sich feststellen, dass die Trends „Digitale Datenplattformen und Energiedatenmanagement“, „Weiterentwicklung der Systemdienstleistungen“ gefolgt von „Smart Energy“ die höchsten Einfluss- wie auch Prioritätsbewertungen erzielt haben. Alle betrachteten technologischen Trends wurden in den nächsten drei bis sechs Jahren als Innovationstreiber eingeschätzt.

Untenstehend finden Sie unseren interaktiven Trendradar Energie, mit welchem Sie die Auswertung der Gesamtperspektive anzeigen und analysieren sowie die jeweiligen Trendbeschreibungen (durch Anklicken der Trends) nachlesen können.

Einzelne Perspektiven:

  • In der Auswertung der Perspektive Wirtschaft wurde neben „Beschleunigung der Energiewende“, „Systemintegration erneuerbarer Energien“, „Emissionsreduktion & Klimaneutralität“ auch „ Cybersecurity “ mit sehr hoher Priorität bewertet. „Künstliche Intelligenz“ wurde als Innovationstreiber in den nächsten sechs bis zehn Jahren eingeschätzt und im Einfluss wie auch in der Priorität mit hoch bewertet.
  • In der Auswertung Perspektive Wissenschaft wurde der Trend „Virtual Reality“ mit geringem Einfluss bewertet. Sehr hohen Einfluss haben demgegenüber „Digitale Datenplattformen & Energiedatenmanagement“, „Moderne Strom-Wärme-Systeme“, „Emissionszertifikate und Emissionshandel“, „Energieeffizienz“, „Emissionsreduktion und Klimaneutralität“,“ Systemintegration erneuerbarer Energien“, „Beschleunigung der Energiewende“ und „Wandel des Energiemarktdesigns“. „Wasserstofferzeugung und -infrastruktur“ wurden sowohl im Einfluss wie auch in der Priorität als hoch eingestuft sowie als Innovationstreiber in den nächsten sechs bis zehn Jahren. Während „Europäisierung des Strommarktes“ als hoch im Einfluss eingestuft wurde, liegt die Priorität bei gering.
  • In der Auswertung der Perspektive Intermediäre wurden neben „Emissionsreduktion und Klimaneutralität“ auch „Energieeffizienz“ mit sehr hoher Priorität bewertet. Wohingegen „Augmented Reality“, „Liquefied Natural Gas“, „Sharing Economy“, „Biologisierung der Industrie bzw. der Mobilität“ und „Systemverantwortung im Wandel“ mit geringer Priorität bewertet wurden. Damit wurde „Systemverantwortung im Wandel“ im Einfluss als hoch und in der Priorität als gering bewertet.

Akteursperspektiven im Vergleich:

  • „Cybersecurity“ wurde von Teilnehmenden der Wirtschaft als sehr hoch in der Priorität bewertet. Keine andere Befragungsgruppe hat diesen Trends für sich so stark priorisiert.
  • Weiterhin wurden „Rebound-Effekte“ von Intermediären als hoch im Einfluss bewertet, wohingegen Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft den Einfluss dieses Trends mit mittel eingestuft haben.
  • „Liquefied Natural Gas“ wurde von allen Befragungsgruppen in der Priorität als gering bewertet. Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft bewerteten den Einfluss dieses Trends als mittel, Intermediäre als gering.
  • „Blockchain“ wurde von den Intermediären im Einfluss als hoch eingestuft, wohingegen Teilnehmende aus Wirtschaft und Wissenschaft den Einfluss dieses Trends mit mittel bewerteten.
  • „Moderne Strom-Wärme-Systeme“ wurden von allen drei Befragungsgruppen als Innovationstreiber in den nächsten drei bis sechs Jahren eingeschätzt. Teilnehmende aus Wirtschaft und Wissenschaft haben diesen Trend mit einer hohen Priorität und Intermediäre mit einer mittleren Priorität eingestuft.
  • “Internet of Things“ wurde von Teilnehmenden der Wissenschaft als hoch in der Priorität eingestuft, wohingegen Teilnehmende der Wirtschaft und der Intermediäre die Priorität als mittel bewerteten.
  • „Emissionsreduktion und Klimaneutralität“ wurde in der Priorität von allen drei Befragungsgruppen als sehr hoch eingestuft. Wiederum als sehr hoch im Einfluss wurde „Beschleunigung der Energiewende“ von den drei Befragungsgruppen eingeschätzt.


Fazit

Schlussfolgernd lassen sich sehr ähnliche Bewertungen der Trends zwischen den Befragungsgruppen feststellen, wie beispielweise bei „Emissionsreduktion und Klimaneutralität“ oder „Energieeffizienz“. Dementgegen lassen sich auch Differenzen in den Trendbewertungen zwischen den Akteursperspektiven feststellen, wie beispielsweise bei „Cybersecurity“ oder „Systemverantwortung im Wandel“. Zudem lässt sich erkennen, dass eine hohe Einflussbewertung (was wird allgemein als wichtig bewertet) nicht zwangsläufig eine hohe Prioritätsbewertung (was wird im eigenen Unternehmen / Wirkungskreis als wichtig bewertet) mit sich bringt.

Der Trendradar Energie soll Agierende der Energiebranche dabei unterstützen sich im Rahmen der strategischen Vorausschau frühzeitig und zielgerichtet mit Trends auseinanderzusetzen und auf den Radarergebnissen aufbauend, individuelle Ableitungen für die eigene Geschäftstätigkeit treffen zu können.

Die Umfrageergebnisse sind unter dem Gesichtspunkt zu reflektieren, dass die Bewertungen zum Ende des Jahres 2021 durchgeführt worden sind und daher nicht die Auswirkungen aktueller weltpolitischer Ereignisse abbilden können. Der Krieg in der Ukraine hat die Sicht auf Energiethemen drastisch verschoben. Aus diesem Grund planen wir die Umfrage im Herbst zu wiederholen und dann einen ausführlicheren Bericht über die Änderungen zu publizieren. Wir versprechen uns daraus weiterführende Erkenntnisse.



Themenfokus des Spezialisierungsfelds Energie bei der Bayern Innovativ GmbH

Themenfokus Energie

Die Ergebnisse des Trendradars Energie zeigen uns durch Einschätzungen von Agierenden der bayerischen Energiewirtschaft, wie und in welcher Weise trendbasierte Einflüsse auf die Branche einwirken. Diese Resultate werden von uns aufbereitet, analysiert und auf deren Grundlage eigene Ableitungen für die thematische Netzwerkarbeit des Spezialisierungsfelds Energie getroffen.

  • Cybersecurity ist ein Kernthema, welches viele Technologien durchdringt. Durch die Anbindung des Energiesystems an das Internet wird gleichzeitig eine Bedrohungsmöglichkeit bzgl. Cyberangriffen geschaffen, die es zu blockieren gilt. Hier muss Bewusstsein geschaffen und Lösungen vermittelt werden, wie die Sicherung der Systeme erreicht werden kann.
  • Die Beschleunigung der Energiewende ist nicht nur ein politisches Ziel, sondern inzwischen auch eine wirtschaftliche Anforderung. Hier gilt es die diversen Möglichkeiten aufzuzeigen und durch Vernetzung von Akteuren (passiv und aktiv) diese Entwicklung hin zur Eigenversorgung zu fördern.
  • Energieeffizienz ist die effektivste Energiepolitik: Energie, die nicht erzeugt werden muss, ohne die Funktionalität der Industrie sowie der Endverbraucher zu beeinträchtigen, hat den größten Effekt auf den Energiehaushalt. Hier gilt es durch Austausch unter den Branchen mit Hilfe von Sektorenkopplung (Wärme-, Mobilitäts- und Stromsektor) sich gegenseitig zu unterstützen und damit die Energiewende zu beschleunigen.

Basis für die Vorgehensweise ist der 3-Sprung der Energiewende (Energie-Atlas Bayern, o. D. [1]): Energiebedarf reduzieren, Energieeffizienz (z.B. BEEN-i (Bayern Innovativ GmbH, o. D. [2])) und Substitution durch regenerative Energien.

Ihr Kontakt

Kathrin Singer
Prof. Dr.-Ing. habil. Oliver Mayer

Quellen:

[1] Energie-Atlas Bayern. (o. D.). DER ENERGIE-3-SPRUNG. Abgerufen am 22. August 2022 von https://www.energieatlas.bayern.de/energieatlas/energiedreisprung.html
[2] Bayern Innovativ GmbH. (o. D.). BEEN-i Energieeffizienz-Netzwerk – Austauschen und Energie und Kosten sparen. Abgerufen am 5. September 2021 von https://www.bayern-innovativ.de/de/seite/been-i-de

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