Bidirektionales Laden als ein Messe-Schwerpunkt

Bidirektionales Laden als Schlüsseltechnologie der Energiewende: Studien zeigen enormes Einsparpotenzial – Hürden bleiben

02.05.2025

Quelle: E & M powernews

Laut einer Studie wird der Flexibilitätsbedarf in Europa bis 2030 voraussichtlich doppelt so hoch sein wie heute. Bidirektionales Laden könnte teilweise Abhilfe schaffen.
 
Bidirektionales Laden bei E-Fahrzeugen könnte sich zu einem zentralen Baustein der Energiewende entwickeln – vorausgesetzt, technische und regulatorische Barrieren werden überwunden. Das geht aus zwei verschiedenen Studien hervor. Eine Studie des europäischen Branchenverbands Eurelectric in Zusammenarbeit mit der Beratungsgesellschaft EY zeigt beispielsweise, dass der Flexibilitätsbedarf in Europa bis 2030 voraussichtlich doppelt so hoch sein wird wie heute. Im Vergleich zu 2021 wird ein Anstieg um das 2,4-Fache auf Tagesbasis – von vormals 153 TWh – sowie um das 1,8-Fache auf Wochenbasis (von 137 TWh) erwartet. 

Eurelectric und EY haben in der Studie das Potenzial bidirektionalen Ladens auch auf den einzelnen Elektromobilisten heruntergebrochen: Demnach könnte ein Besitzer eines Elektrofahrzeugs in Europa jährlich rund 450 bis 2.900 Euro sparen, indem er sowohl intelligentes als auch bidirektionales Laden nutzt – zeigt die Studie „Plugging into potential“ von Eurelectric und EY.

Trotz des Potenzials scheitert die Nutzung bidirektionaler Fahrzeuge hierzulande bislang am regulatorischen und folglich auch ökonomischen Rahmen, moniert etwa Bayernwerk Netz (wir berichteten). Der Regulierungsrahmen mache derzeit die Rückeinspeisung ins Netz für private Betreiber unattraktiv, beklagt der Verteilnetzbetreiber im Eon-Konzern.

Bayernwerk Netz rechnet beispielhaft vor: Würde ein Verbraucher an einem sonnigen Tag Strom zu einem Marktpreis von 0 Cent/kWh kaufen, müsste er dennoch rund 23 Cent/kWh an Umlagen und Abgaben zahlen. Ein wirtschaftlicher Rückverkauf wäre nur an wenigen Stunden im Jahr möglich.

Kostenreduktion auch auf Netzebene

„Forschungssimulationen zeigen, dass bidirektionale Fahrzeuge entscheidend für die Netzstabilität und den Übergang zu erneuerbaren Energien sind“, erklärt Frank Spennemann, Senior Manager Charging Solutions Energy bei Mercedes-Benz, laut einer Pressemitteilung der Messe Smarter E, die in Kürze startet. Laut einer Studie der Fraunhofer-Institute ISE und ISI könnte Vehicle-to-Grid (V2G) die Strom-Systemkosten in Europa bis 2040 jährlich um bis zu 22 Milliarden Euro senken. Für Deutschland allein beträgt das Einsparpotenzial laut den Studienautoren jährlich rund 8,4 Milliarden Euro. 

Die Studie analysierte verschiedene Szenarien zur Systemintegration von V2G. Bereits bei einer mittleren Marktdurchdringung könnten Pkw-Batterien bis zu 519 Milliarden kWh Strom pro Jahr ins Netz einspeisen – das entspricht 9 Prozent der prognostizierten EU-weiten Stromversorgung im Jahr 2040. In Hochlast-Zeiten könnten Elektrofahrzeuge 15 bis 20 Prozent des Strombedarfs abdecken. Der Bedarf an alternativen Flexibilitätsoptionen - wie stationären Speichern, Elektrolyseuren und CSP-Anlagen (Konzentrierende Solarthermie) - würde damit deutlich sinken.

Auf Verteilnetz-Ebene lassen sich durch V2G moderat nierigere Netzausbaukosten erzielen, so die Studienergebnise. Zwei untersuchte Szenarien – wirtschaftlich optimiertes und netzfreundliches Laden – zeigen geringere Spitzenlasten und eine bessere Integration dezentraler PV-Anlagen. Allerdings sei der Effekt stark standortabhängig.

Darum steckt bidirektionales Laden in der Nische

Die Fraunhofer-Studie hebt hervor, dass die Potenziale von V2G derzeit durch fehlende Standardisierung, mangelnde Marktanreize und regulatorische Hürden eingeschränkt werden. In Deutschland sind zentrale Hürden die unzureichende Smart-Meter-Abdeckung, fehlende Marktteilnahme-Optionen für Speicher und Abgaben auf rückgespeisten Strom beziehungsweise dessen fehlende Befreiung. 

Bidirektionales Laden wird auch eines der „Top-Themen auf den Messeforen von The smarter E Europe“ sein, so der Messeveranstalter Solar Promotion. In sieben Sessions, fünf davon auf dem „Power2Drive“ Forum, werden verschiedene Aspekte der Vehicle-to-X-Technologien vorgestellt und diskutiert. Zudem bieten die Veranstalter an allen drei Messetagen geführte Rundgänge an, bei denen Branchenexperten gezielte Einblicke in Technologien, Geschäftsmodelle und die nächsten Schritte auf dem Weg zur Integration von Vehicle-to-Grid & Co geben.

Die The smarter E

The smarter E Europe findet in diesem Jahr vom 7. bis 9. Mai in München statt; sie vereint als Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen − Intersolar Europe, EES Europe, Power 2 Drive Europe und EM-Power Europe. Die Teilmesse Power 2 Drive rückt an den Messetagen die Ladeinfrastruktur als Schlüsselkomponente der Energiewende in den Mittelpunkt. Unter dem Leitthema „Charging the Future of Mobility“ zeigt die Messe die zunehmende Relevanz bidirektionaler Ladeanwendungen für den Strommarkt.
 
Autorin: Heidi Roider

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