Kundenzentrierung bei Elektrobit
26.03.2025
Wie setzen bayerische Mittelständler den strategischen Ansatz “Kundenzentrierung” um?
In praxisnahen Unternehmensporträts zeigen wir, wie Unternehmen den Kunden konsequent in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen – so auch die Elektrobit Automotive GmbH. Dieses Best Practice zeigt, wie Kundenzentrierung zum unternehmerischen Erfolg beiträgt.
Interview mit Dr. Markus Glaab: Kundenzentrierung bei Elektrobit
Elektrobit ist ein globaler Anbieter von Embedded- und Connected-Softwarelösungen im Automobilbereich und bietet seit über 35 Jahren innovative Lösungen für Fahrzeuginfrastruktur, Vernetzung, Sicherheit, automatisiertes Fahren sowie Infotainment an. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Erlangen ist seit 2015 eine Tochtergesellschaft von Continental. Mit dem Claim „Our software moves the world“ hat Elektrobit mehr als fünf Milliarden Geräte in über 600 Millionen Fahrzeugen weltweit ausgestattet.
Dr. Markus Glaab, Head of Innovation bei Elektrobit, hat uns im Rahmen eines Interviews verraten, wie die Ausrichtung auf den Kunden in seinem Unternehmen gelebt wird.
„In Wahrheit scheitern Innovationen und Start-ups typischerweise an dem Erfassen der Kundenbedarfe, der Erwünschtheit und/oder der Rentabilität. Es ist sehr wichtig, dass man sich das bewusst macht. Am Ende entscheidet der Kunde und der Markt über den Innovationserfolg. “
Dr. Markus Glaab
Head of Innovation bei der Elektrobit Automotive GmbH
Welche strategischen Ziele haben Sie für Ihr Unternehmen gesetzt?
Markus Glaab: Bei allem Umbruch, der momentan in der Automobilbranche stattfindet, ist eines sicher: Der Software-Anteil im Fahrzeug nimmt weiter zu und ist essenziell für zukünftige Fahrzeuge. Wir sehen uns als Thought Leader im Bereich „Software-Defined Vehicle“ (SDV). Unsere strategische Ausrichtung ist klar: Wir wollen der Partner sein, der es Fahrzeugherstellern ermöglicht, „Software-Defined Vehicles“ zu verwirklichen. Und das „From Cloud to Cockpit“, also von der virtuellen Entwicklung ganz am Anfang in der Cloud bis ins Cockpit im fertigen Fahrzeug.
Was versteht man bei Elektrobit unter Kundenzentrierung?
Markus Glaab: Vielleicht zuerst noch ein kurzer Schritt zurück. Warum ist Kundenzentrierung wichtig?
Man kann erfolgreiche Innovationen leider nicht vorab einfach so „im internen Raum“ identifizieren. Die Statistiken zeigen die traurige Wahrheit: Die überwiegende Anzahl aller Start-ups scheitert. Der Großteil aller Patente verdient nie Geld. Eine erhebliche Anzahl an Produktinnovationen scheitert, auch in etablierten Unternehmen.
Wir Ingenieure denken oft, die größte Herausforderung sei die technische Machbarkeit (Feasibility) – besonders in Deutschland treibt uns die Neuheit der Technik an.
In Wahrheit scheitern Innovationen und Start-ups typischerweise an dem Erfassen der Kundenbedarfe, der Erwünschtheit (Desirability) und/oder der Rentabilität (Viability). Es ist sehr wichtig, dass man sich das bewusst macht. Am Ende entscheidet der Kunde und der Markt über den Innovationserfolg. Deswegen ist Kundenzentrierung essenziell, wenn man Innovationserfolge und somit auch Geschäftserfolge erzielen möchte.
Bei Elektrobit verstehen wir folgendes unter Kundenzentrierung. Wir analysieren die Kundenbedarfe sehr intensiv und fragen uns: Was sind Pains und Gains für unsere Kunden? Was muss oder was möchte der Kunde erreichen? Wir gleichen kontinuierlich ab, ob unsere Lösungen aus Kundensicht wirklich relevant und attraktiv sind.
Steve Jobs hat gesagt: “You've got to start with the customer experience and work backwards for the technology.” Ich bin davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist.
Von der Neuentwicklung von Produkten bis hin zu Serviceverbesserungen: Wo und wie beziehen Sie ihre Kunden hier ein?
Markus Glaab: Der Kunde steht bei uns im Mittelpunkt, wenn wir neue Produkte entwickeln. Wir binden ihn so früh wie möglich ein – zum Beispiel in der Proof-of-Concept-Phase. Dabei denken wir einen Schritt weiter. Weil wir ein B2B-Unternehmen sind, müssen wir verstehen, was unsere Kunden für ihre Kunden erreichen wollen und was zukünftige Fahrzeugbesitzer von ihrem Fahrzeug erwarten. Daraus leiten wir ab, welche Anforderungen Hersteller, Zulieferer und wir als Elektrobit haben.
Eine Besonderheit von Elektrobit ist unser starker Service-Fokus. Neben Softwareprodukten arbeiten wir in Serviceprojekten eng mit unseren Kunden zusammen und entwickeln Lösungen, die in den nächsten Jahren ihren Weg auf die Straßen finden. Diese intensive Zusammenarbeit liefert tiefgehende Einblicke in Kundenbedarfe und schafft die Basis für neue Produktideen. Durch langjährige Partnerschaften verstehen wir nicht nur die technischen Anforderungen, sondern auch die Herausforderungen unserer Kunden. So sorgen wir dafür, dass unsere Innovationen passgenau sind und echten Mehrwert bieten.
Ein weiterer Baustein für kundenzentrierte Innovationen ist unser Engagement in den relevanten Gremien und Verbänden unserer Branche: So bleiben wir eng mit Kunden, Herstellern und Mitbewerbern vernetzt, erkennen Trends früh und entwickeln passende Lösungen für den Markt.
Unsere enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden zeigt sich beispielsweise im neuen Fahrzeug von Sony Honda Mobility, dem AFEELA. Wir waren von Anfang an als Softwarepartner auf Augenhöhe dabei – vom Prototyp bis zur Serienreife – und haben gemeinsam Innovation umgesetzt. Das Fahrzeug kann in den USA bereits vorbestellt werden, ist also keine bloße Vision mehr.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist für die Automobilbranche wichtig. Der rein unidirektionale Ansatz – „Ich sage, was ich brauche, und der Zulieferer liefert“ – ist heute kaum noch zeitgemäß. Für bewährte Softwareteile mag das reichen, doch innovative Lösungen sind komplex und erfordern eine enge Zusammenarbeit. Gerade beim Software-Defined Vehicle sind Kollaboration und Kundenfokus entscheidend.
Welche Rolle spielen Bestandskunden und welche Rollen spielen Neukunden für Ihr Geschäft?
Markus Glaab: Beide sind sehr wichtig. Einerseits arbeiten wir mit vielen Kunden seit Jahrzehnten zusammen. Das wollen wir auch in der Zukunft. Und andererseits gibt es natürlich viele neue Player im Automobilbereich. Gerade in Asien oder den USA. Diese sind für uns genauso wichtig. Sie kommen mit unterschiedlichen Herausforderungen und unterschiedlichen Fragestellungen zu uns. Wir können beiden attraktive Lösungsansätze bieten.
Welche Visionen und Pläne haben Sie für die Zukunft Ihres Unternehmens und wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Branche in den nächsten fünf bis zehn Jahren?
Markus Glaab: Ich bin ein sehr passionierter Automotive-Guy und Informatiker. Für mich bleibt die Automobilindustrie nach wie vor ein hochinteressantes Umfeld. Viele verschiedene Disziplinen verschmelzen einzigartig miteinander. Wenn im Fahrzeug an der falschen Stelle etwas schiefgeht, sind Menschenleben bedroht. Elektromobilität, nachhaltige Konzepte, hochautomatisiertes Fahren und modernes Infotainment sorgen dafür, dass unsere Branche auch in den nächsten Jahren ein faszinierendes Arbeitsfeld für Ingenieurinnen und Ingenieure bleibt.
Der zukünftige Erfolg der Automobilbranche hängt von hochinnovativen Firmen ab, die mit technischer Exzellenz die wachsende Komplexität im Fahrzeug handhabbar machen. Das heißt, auf der Gewinnerstraße wird sein, wer seine Kunden am besten versteht und gleichzeitig die technischen Fähigkeiten besitzt, dafür die besten Lösungen abzuleiten und diese zu entwickeln. Bei Elektrobit wollen wir diese Zukunft aktiv mitgestalten und maßgeblich prägen.
Interview für Bayern Innovativ, durchgeführt von Dana Arzani,
Gründerin und Gesellschafterin, THE SPARKLE ACADEMY GmbH, am 18.02.2025
Erfolgreich am Markt durch Kundenzentrierung
Wir sind überzeugt, dass Unternehmen mit einem klaren Fokus auf den Kunden erfolgreicher darin sind, die optimale Lösung für ihre
Zielgruppe zu schaffen. Kundenzentrierung ist unseres Erachtens mehr als ein optimierter Prozess – die ideale „Customer Journey“. Es ist eine
unternehmensübergreifende Einstellung – das kundenorientierte „Mindset“: Wir möchten den Mehrwert für unsere Kunden maximieren. Wir
setzen auf langfristige Kundenbeziehungen. Wir stellen die „Stimme des Kunden“ in den Mittelpunkt unseres Handelns.
Als Innovationsmanagement (TIM) bei Bayern Innovativ zeigen wir Ihnen den Weg zur kundenzentrierter Innovation – anhand ausgewählter
Unternehmensbeispiele. In kurzen Porträts bayerischer Mittelständler beleuchten wir praxisnah, wie Kundenzentrierung gelingt: vom Verstehen
und Definieren der Kundenbedürfnisse über die Gestaltung von Produkten bis hin zum Testen und Einholen von Feedback.
Kundenzentrierung in bayerischen KMU
In Zeiten technologischen Wandels und wirtschaftlicher Herausforderungen gilt eine wichtige Erkenntnis: Unternehmen, die den Menschen und den Markt – IHRE KUNDEN – in den Mittelpunkt ihrer Entwicklung stellen, sind erfolgreicher. Der Markt gibt die Richtung vor – und entscheidet über Top oder Flop.
In praxisnahen Unternehmensporträts zeigen wir, wie Unternehmen den Kunden konsequent in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen – Diese Best Practices zeigen, wie Kundenzentrierung zum unternehmerischen Erfolg beiträgt.
Lassen Sie sich von Ihren Geschichten inspirieren!