Bioökonomie in Bayern

Wie der Freistaat die Transformation zur bioökonomischen Transformation unterstützt

Bioökonomie bietet enorme Potenziale für die langfristige Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Die Bayerische Staatsregierung gibt eigenständigen Bioökonomie-Bestrebungen deswegen bereits seit 2015 besondere Priorität.

Bioökonomie in Bayern

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Ein wichtiges Gremium für den Dialog auf Basis der Bioökonomie ist der Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern (SVB). Er wurde 2015 zum ersten Mal einberufen, damals unter Federführung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Seit Anfang 2019 berät der SVB das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie in allen Fragen um den Ausbau der Bioökonomie. Ziel der Arbeit des Sachverständigenrats ist, „einen gesellschaftlichen Dialog über Bioökonomie zu fördern und die Empfehlungen für die Gestaltung der Rahmenbedingungen zur erfolgreichen Umsetzung einer biobasierten Wirtschaft zu entwickeln“ [1]. An der Zusammensetzung des SVB ist erkennbar, dass die Bayerische Staatsregierung Bioökonomie als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreift: Die Mitglieder des Rates bringen Expertise aus Bereichen wie Biodiversität, Ernährung, gesunde und sichere Lebensmittel, biogene Energieträger, Biotechnologie, industrielle Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, nachhaltige Forst- und Agrarprodukte sowie Umwelt- und Sozialethik mit ein [2]. Die Geschäftsstelle des Sachverständigenrats ist beim C.A.R.M.E.N. e.V. am Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing angesiedelt.

Bioökonomie als interdisziplinäre und interministerielle Herausforderung

Das Thema Bioökonomie umfasst Felder wie Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz, Erneuerbare Energien, Life Sciences, Ernährung und Forst- und Landwirtschaft. Entsprechend fordert es auch die Zusammenarbeit von Akteuren aus unterschiedlichen Unternehmen, Forschung und Entwicklung, Gesellschaft, Verwaltung und Politik. Konsequenterweise sind zahlreiche Staatsministerien in die Bioökonomie-Initiativen des Freistaats eingebunden. Treibende Kraft hinter der bayerischen Bioökonomiestrategie bildet heute das Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.

Entwicklung eines eigenen Strategiepapiers: Zukunft.Bioökonomie.Bayern

Im März 2020 stieß Bayerns Wirtschaftsministerium die Ausarbeitung einer Bioökonomiestrategie für den Freistaat an. Mit Hilfe eines partizipativen Prozesses brachten mehr als 300 Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft Ideen und Anregungen ein. Die Ausarbeitung der bayerischen Bioökonomiestrategie erfolgte anschließend durch die Bayern Innovativ GmbH in enger Abstimmung mit dem Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern und der Interministeriellen Arbeitsgruppe Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie sowie den bayerischen Clustern Chemie, Ernährung, Forst und Holz, Industrielle Biotechnologie, Neue Werkstoffe und Umwelt. Am 23. November 2020 stellte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Bayerische Bioökonomiestrategie Zukunft.Bioökonomie.Bayern der Öffentlichkeit vor.

Die acht Hauptziele der Bioökonomiestrategie Bayern

Die bayerische Bioökonomiestrategie verfolgt acht Hauptziele [3] auf dem „Weg zu einer nachhaltigen und ökologisch verantwortungsvollen sowie sozial gerechten und damit zukunftsfähigen Lebens- und Wirtschaftsweise“ [4]. Aus den Hauptzielen werden in der Folge 50 konkrete Maßnahmen abgeleitet, die auch regionalen Standortfaktoren in Bayern Rechnung tragen und alle für eine bioökonomische Transformation relevanten Akteure unterstützen – die Gesellschaft, Verwaltung und Politik, die Land- und Forstwirtschaft, Unternehmen sowie Wissenschaft und Forschung [5].

Strategiepapier downloaden

1. Reduzierung des Verbrauchs fossiler Rohstoffe durch die Umsetzung einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Wirtschaftsweise und die Entwicklung nachhaltiger, biobasierter Technologien, Prozesse und Produkte

2. Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz sowie zum Schutz der Biodiversität

3. Beitrag zur Umsetzung der Zielsetzungen des Klimaschutzprogramms Bayern 2050 und der bayerischen Klimaschutzoffensive, insbesondere der gesetzlich bindenden Ziele eines Bayerischen Klimaschutzgesetzes

4. Förderung des offenen Dialogs und Ermöglichung der gesellschaftlichen Teilhabe, um Akzeptanz und Verständnis für die Bioökonomie in der Gesellschaft zu erreichen

5. Beitrag zum bayerischen Weg des „Schützens und Nutzens“ der heimischen nachwachsenden Rohstoffe. Durch die Bioökonomie werden diese in Wert gesetzt und neue Einkommensperspektiven sowie Arbeitsplätze im ländlichen und urbanen Raum geschaffen bzw. gesichert

6. Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und Erschließung neuer Märkte durch richtungsweisende Verwendung nachwachsender Rohstoffe sowie Rest- und Abfallstoffe möglichst nach dem Prinzip der Koppel- und Kaskadennutzung. Dadurch werden die Entwicklung neuer Technologien, Materialien und Werkstoffe sowie der nötigen Verfahren für innovative Produkte angestoßen. Damit entstehen neue Arbeitsplätze im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems

7. Bestrebung führender Standort für nachhaltige Produkte und Produktionsweisen und damit Vorbild für andere Regionen zu sein

8. Stärkung der Wissenschaft zum weiteren Aufbau biologischen Wissens sowie eines zielgerichteten Wissenstransfers in die Wirtschaft

Die Corona-Pandemie als Chance für die Transformation

Während das Global Policy Forum konstatiert, dass die Covid-19-Pandemie die Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN teilweise erheblich erschwert hat [6], sieht der Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern auch Chancen für die Umsetzung einer nachhaltigen Bioökonomie: „Krisen bieten ein hohes Mobilisierungspotenzial für Veränderungen. […] Die kurzfristig mobilisierten Kräfte und Ressourcen zur Bewältigung der Krise werden weitreichende Effekte haben und müssen daher gleichermaßen dazu beitragen, langfristige Herausforderungen zu lösen. Der fortschreitende Klimawandel darf dabei nicht in den Hintergrund rücken und muss mit den Lösungen der Krisenbewältigung zusammen gedacht werden“ [7]. Es gelte nun, „das Potenzial der Corona-Krise zu nutzen, um ohnehin notwendige Transformationsprozesse zu beschleunigen und proaktiv zu begleiten.“ Die „Transformation hin zu einer Bioökonomie“ könne „die bayerische Wirtschaft nach der Krise nachhaltig stabilisieren und weiterentwickeln.“ Der SVB rät dabei, folgende Schwerpunkte zu setzen:

Nachhaltige Wirtschaftshilfen

zur Förderung von Branchen und Unternehmen im Sinne der Nachhaltigkeitsziele und bioökonomischer Prinzipien.

Grüne Investitionen und Innovation

zur Weiterentwicklung nachhaltiger, biobasierter Technologien und Prozesse und stärkere Regionalisierung der Wertschöpfungsketten.

Gesellschaftliche Transformation

durch Änderung von Konsum- und Verhaltensmustern über einen gesellschaftlichen Wertewandel.

Globale Nachhaltigkeitsziele

wie die Klimaneutralität dürfen trotz der Regionalisierung nachhaltigen Wirtschaftens nicht vernachlässigt werden.

Bayern Innovativ: Entwicklung des Strategiepapiers „Zukunft.Bioökonomie.Bayern“

  • Konzeption der Vorgehensweise zur Erstellung des Strategiepapiers zur bayerischen Bioökonomie
  • Abstimmung der Vorgehensweise im Kernteam aus StMWi, StMELF, der Geschäftsstelle des Sachverständigenrats Bioökonomie Bayern und Bayern Innovativ
  • Organisation und Durchführung der Auftaktveranstaltung im März 2020 mit 4 Workshops zur Ermittlung des Status quo (insgesamt 170 Teilnehmer)
  • Konzeption, Organisation und Durchführung von 15 virtuellen Workshops und einem regulären Workshop mit insgesamt über 150 Teilnehmern
  • Zusammenfassung aller Ergebnisse und Konsolidierung zu einer Maßnahmenliste
  • 18 Experten-Interviews zur weiteren Ausarbeitung des Maßnahmenkatalogs
  • Priorisierung der Maßnahmen durch den Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern
  • Abstimmung in der Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMAG) und zwischen allen eingebundenen Ministerien durch das StMWi
  • Finale Abstimmung im September 2020 im StMWi mit dem Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern
  • Organisation und Durchführung der virtuellen Veranstaltung zur Präsentation der Strategie mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Huber Aiwanger vor 150 Teilnehmern

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Dr. Petra Blumenroth

Quellenverzeichnis

[1] https://www.biooekonomierat-bayern.de/index.php/sachverstaendigenrat [2] https://www.biooekonomierat-bayern.de/index.php/sachverstaendigenrat [3] Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (Hg.): Zukunft.Bioökonomie.Bayern Bioökonomiestrategie Bayern, München, November 2020, S. 11 [4] https://www.stmwi.bayern.de/biooekonomie/ [5] https://www.stmwi.bayern.de/biooekonomie/ [6] Global Policy Forum (Hg.): Agenda 2030: Wo steht die Welt? 5 Jahre SDGs – eine Zwischenbilanz. Bonn, Dezember 2020 [7] https://www.biooekonomierat-bayern.de/index.php/aktuelles/248-in-der-krise-langfristig-denken-und-handeln-jetzt-die-transformation-hin-zu-einer-nachhaltigen-biooekonomie-staerken

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