Suffizienz, Konsistenz, Effizienz – drei Säulen für ein nachhaltiges Wirtschaften
Nachhaltigkeitskonzepte streben danach, Ökologie, Ökonomie und soziale Belange miteinander in Einklang zu bringen (Brundtland-Bericht 1987). Dies lässt sich nicht erreichen, indem man lediglich industrielle Prozesse auf nachwachsende Rohstoffe umstellt. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben vielmehr gezeigt, dass sowohl das bekannte Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit „People – Planet – Profit“ als auch die drei Prinzipien „Suffizienz – Konsistenz – Effizienz“ ineinandergreifen müssen, um nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen [2]:
- Suffizienz: ein verringerter Verbrauch von Ressourcen wie Material und Energie, der durch nachhaltigere Produktion und ein verändertes Konsumverhalten erzielt wird – ein Gegenentwurf zur „Wegwerfgesellschaft“.
- Konsistenz: der Einsatz ökologisch verträglicherer Ressourcen und Technologien und die Etablierung von Kreislaufsystemen zur Wiedernutzung – „weg von der linearen Produktwirtschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft“, die ohne Abfälle auskommt.
- Effizienz: die ergiebigere Nutzung von Rohstoffen und Energie – oft ermöglicht durch technische Innovationen.
Kontrovers diskutiert wird in diesem Zusammenhang vor allem der Aspekt der Suffizienz. Denn dieser erfordert nicht nur eine Transformation industrieller oder wirtschaftlicher Prozesse, sondern ein gesamtgesellschaftliches Umdenken. Gesichtspunkte wie unser Konsumverhalten sowie kurze Produktlebenszyklen und die geplante Obsoleszenz von Produkten stehen auf dem Prüfstand [3].
Dennoch bleibt unbestritten: Bioökonomie ist nicht nur ein neues technologisches Konzept, sondern ein komplett neues Wirtschaftssystem, das unsere gesamte Gesellschaft umkrempeln kann. Erforderlich ist eine umfassende Transformation von Industrie, Wirtschaft, Forschung & Entwicklung, Politik und Gesellschaft – ähnlich wie im Fall der Digitalisierung. Nur so lassen sich die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft meistern. Die Weiterentwicklung der Bioökonomie zu einer „zirkulären/kreislauforientierten Bioökonomie“ versucht, diese Anforderungen miteinander in Einklang zu bringen durch …
- den Einsatz von nicht fossilen, biogenen, nachwachsenden, und nachhaltig erzeugten Rohstoffen
- den Einsatz zirkulärer Verwertungskonzepte wie Kreislaufwirtschaft, Kaskaden- und Koppelnutzung sowie „Cradle to Cradle“ („Wiege zu Wiege“ – sinngemäß „Ansatz für eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft“, die sich an biologischen Stoffkreisläufen orientiert)
- Nutzung erneuerbarer Energien für die Produktion
Die Etablierung von Kreislaufwirtschaften steht neben der Berücksichtigung der UN-Nachhaltigkeitsziele und der Beschlüsse des Pariser Abkommens zum Klimaschutz auch im Mittelpunkt der 2018 veröffentlichten, aktualisierten EU-Bioökonomie- Strategie [4] und des europäischen Grünen Deals der EU-Kommission von 2019 [5]. Eine nachhaltige zirkuläre Bioökonomie kann einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Ziele des europäischen Green Deals leisten.