Interview: Drei Fragen an Thomas Gerstl

10.04.2025

Mit unserer kleinen Reihe „Drei Fragen an…“ interviewen wir ausgewählte Persönlichkeiten zu unterschiedlichen Themen. Die Fragen greifen u.a. Themen auf, die von den Befragten in Form von Impulsvorträgen oder anderen Aktivitäten im Rahmen von Veranstaltungen von Bayern Innovativ diskutiert werden.

Heute richten wir unser Kurz-Interview an Thomas Gerstl, Spezialist Konzeptentwicklung: sustainable interior, BMW AG

Thomas Gerstl gehört zu den Referierenden auf unserer Konferenz „Interieur im Automobil x InSuM“ vom 13. – 14.05.2025 in Ingolstadt.

Lieber Thomas, was hat dich persönlich dazu inspiriert, dich mit deinem Vortragsthema im Bereich Automotive Interior zu beschäftigen?

Thomas Gerstl: Die Auswirkungen des Klimawandels sind weltweit spürbar. Mit meinem Hintergrund als Experte für Fahrzeug-Interieur Entwicklung wollte ich einen Beitrag zur Begrenzung der CO2-Emissionen und Erhöhung der Recyclingfähigkeit leisten. Nachwachsende Materialien können hierfür einen Beitrag leisten. Aber die Industrialisierung der Materialien ist sehr aufwändig und gelingt vielleicht teilweise nur durch eine branchenübergreifende Zusammenarbeit. Mit dem Vortrag bei Bayern Innovativ möchte ich Vertreter der Automotive Branche darüber informieren, dass BMW an diesen Themen forscht. Vielleicht ergeben sich dadurch neue Kooperationen, die die Industrialisierung der Materialien und Konzepte beschleunigen.

Welche zentrale Herausforderung im Fahrzeuginnenraum siehst du aktuell in der Gestaltung von Fahrzeuginnenräumen, und wie kann deine Erfahrung dazu beitragen, diese zu lösen?

Thomas Gerstl: Ich denke v.a. in asiatischen Märkten entwickelt sich der Fahrzeuginnenraum weg vom Fahrerlebnisplatz zum Wohlfühlraum für alle Insassen. Das User-Interface wird durch Digitalisierung immer intelligenter. Ein natürlichsprachliches User-Interface (NLI) und die Adaption des Interieurs auf den aktuellen Zustand bzw. die Bedürfnisse der Insassen werden immer wichtiger. Die Adaption erfolgt über digitale Funktionen, wie Zustandserkennung, genauso wie über analoge Funktionen, wie Sitzeinstellung.
Die Nachhaltigkeit der Interieur-Strukturbauteile und -Oberflächen ist ebenso wichtig. Aber derzeit nicht so sehr im Fokus wie Digitalisierung. Das liegt meiner Meinung nach v.a. an den Bedürfnissen mancher Märkte.

Mit meinem Vortrag bei Bayern Innovativ möchte ich Vertreter der Automotive Branche darüber informieren, dass BMW an den Themen nachwachsende Materialien und Erhöhung der Recyclingfähigkeit forscht. Vielleicht ergeben sich dadurch neue Kooperationen, die die Industrialisierung der Materialien und Konzepte beschleunigen.

Thomas Gerstl
Spezialist Konzeptentwicklung: sustainable interior, BMW AG

Wie wird sich deiner Meinung nach das Interieur der Fahrzeuge in den nächsten fünf bis zehn Jahren verändern, und welche Rolle spielt dein Thema dabei?

Thomas Gerstl: Wie oben erwähnt, sehe ich für die nächsten 5-10 Jahre die Themen „Digitalisierung“ und „Aufräumen des Interieurs“ im Fokus. Mit „Aufräumen“ verstehe ich die Beruhigung der Interieur-Oberflächen. Die multifunktionale Nutzung wird mit dem Grad der Fahr-Automatisierung steigen, da man auch als Fahrer immer mehr Zeit hat, um zu arbeiten, essen, trinken, entspannen oder Medieninhalte zu konsumieren.

Zur Erfüllung der CO2-Klimaziele müssen aber parallel die Interieur Komponenten zunehmend aus Recyclaten oder nachwachsenden Rohstoffen sein. Hierfür muss Design-For-Recycling immer im Fokus stehen, um die Fahrzeugmaterialien closed-loop recyceln zu können und somit die SRQ-Quote zu erfüllen. Die Nachfrage nach Recyclaten wird branchenübergreifend steigen. Die Preise für diese Materialien steigen somit auch. Daher ist es umso wichtiger, dass die Fahrzeug-Materialien im closed-loop recycelt werden können. Da Fahrzeuge im Schnitt ca. 21 Jahre genutzt werden, dauert es noch, bis die closed-loop-Recyclate in größeren Mengen eingesetzt werden können. Daher sehe ich diese Potentiale im großen Maße noch nicht in 5-10 Jahren, sondern erst in 20 Jahren, wenn wir uns jetzt darauf vorbereiten.

Vielen Dank, Thomas, für dieses interessante Kurzinterview. Wir freuen uns, bald mehr von Dir auf der „Interieur im Automobil x InSuM“ zu hören!

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