Förderprogramme einfach erklärt: Aufbau unternehmenseigener Ladeinfrastrukturen für E-LKWs

24.02.2025

Elektrisch betriebene Lastkraftwagen (E-LKW) gelten als Schlüsseltechnologie für die nachhaltige Zukunft der Logistikbranche. Sie helfen dabei, CO2-Emissionen im Transportsektor zu reduzieren. Doch die Umstellung auf E-LKW bringt für Spediteure zahlreiche Herausforderungen mit sich: Neben dem Austausch von Verbrennungsmotoren erfordert der Umstieg den Aufbau eigener Ladeinfrastrukturen. In Bayern unterstützt ein spezielles Förderprogramm Unternehmen bei dieser Transformation. Doch wie genau funktioniert dieses Programm? Und welche Vorteile können Unternehmen daraus ziehen? Diese Fragen diskutieren Alexander Wehr, Geschäftsführer des Logistikunternehmens W&P, und Bastian Ritter, Experte für Förderung bei der Kompetenzstelle Elektromobilität Bayern. 

Bastian, E-Autos sind bereits Normalität, aber Elektro-LKW gibt es noch kaum – oder täuscht der Eindruck?

Bastian Ritter: Wenn man sich die Zahlen vom Kraftfahrtbundesamt anschaut, sieht man, dass es in Deutschland aktuell schon über 6000 mittlere und schwere elektrische Nutzfahrzeuge auf den Straßen gibt. Über 6000 Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse von über 3,5 Tonnen werden also heute schon batterieelektrisch angetrieben. Das entspricht allerdings nur einem Anteil von etwa 0,7 Prozent und stellt noch die deutliche Minderheit dar. Dein Eindruck ist also richtig. Im Vergleich zu Wasserstoff-LKW liegen E-LKW allerdings deutlich vorne. Davon gibt es derzeit in Deutschland nur 80 LKW.

Das Förderprogramm „Nicht öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für den E-Straßen Güterverkehr in Bayern“ soll den LKW-Verkehr nachhaltiger machen. Was wird konkret gefördert?  

Bastian Ritter: Die wichtigste Information steckt schon im Namen des Förderprogramms: Es werden Ladepunkte gefördert, die nicht öffentlich zugänglich sind. An diesen dürfen nur firmeneigene Fahrzeuge oder Fahrzeuge eines verbundenen Unternehmens geladen werden. Gefördert wird zum einen der Netzanschluss, der vor allem bei den im Schwertransport benötigten Leistungen meist hohe Kosten verursacht und gegebenenfalls auch ein dazugehöriger Pufferspeicher. Zum anderen wird der Aufbau der Ladeinfrastruktur gefördert. Dazu zählen die Ladestation und Leistungseinheiten selbst, aber auch Tiefbau und Fundamente, Lastmanagement, die Installation und die Inbetriebnahme, aber auch z.B. Beleuchtung, Anfahrschutz oder Parkplatzmarkierungen.  

Zudem kann noch ein „innovatives Zusatzkriterium“ beantragt und gefördert werden. Dies gilt beispielsweise für Leistungen, die zur Steigerung der Energieeffizienz oder zur Optimierung des Ladeprozesses beitragen und heutzutage noch nicht marktüblich sind. 

Wie hoch kann so ein Zuschuss sein? Und gibt es eine Obergrenze für die Förderung?  

Bastian Ritter: Unternehmen erhalten einen maximalen Fördersatz von 40 %, kleine und mittlere Unternehmen sogar 50 %. Die maximalen Obergrenzen orientieren sich an der Leistung des Ladepunkts: Ein Ladepunkt, an dem bis zu 100 Kilowatt an Ladeleistung abgegriffen werden kann, wird mit bis zu 10.000 Euro gefördert. Ladepunkte zwischen 100 und 500 Kilowatt Ladeleistung werden mit bis zu 20.000 Euro bezuschusst. Ab 500 Kilowatt Ladeleistung ist eine Förderung von bis zu 100.000 Euro pro Ladepunkt möglich. Das ist dann in der Regel ein sogenannter „Megawatt Charging System“-Ladepunkt, der auch in der Anschaffung entsprechend deutlich teurer ist.  

Hinsichtlich der Bezuschussung des benötigten Netzanschlusses kann folgendes festgehalten werden. Für den Netzanschluss ans Niederspannungsnetz gibt es bis zu 10.000 Euro. Für Niederspannungsanschlüsse mit Pufferspeicher, Anschlüsse an das Mittelspannungsnetz oder an das Hochspannungsnetz können Antragsteller sogar bis zu 100.000 Euro Förderung erhalten.
Die Umsetzung des bereits erwähnten innovativen Zusatzkriteriums kann zusätzlich mit bis zu 20.000 Euro gefördert werden. Insgesamt kann jedes Fördervorhaben maximal mit einer Summe von 250.000 Euro bezuschusst werden. 

Können sich alle Unternehmen bewerben oder gibt es Einschränkungen?

Bastian Ritter: Grundsätzlich können sich sämtliche wirtschaftlich tätige Unternehmen mit Niederlassung oder Betriebsstätte in Bayern bei uns für eine Förderung bewerben. Die Unternehmen müssen allerdings im Bereich des Straßengütertransportes tätig sein. “Im Bereich des Straßengütertransportes tätig sein” bedeutet: Nicht nur reine Speditionsunternehmen können bei uns Anträge stellen, sondern auch beispielsweise Bauunternehmer, die einen eigenen Fuhrpark besitzen, oder auch Entsorgungsbetriebe, da sie in der Regel allesamt Güter auf öffentlichen Straßen transportieren.

Vom Förderprogramm “Nicht öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für den E-Straßengüterverkehr in Bayern” können nicht nur Speditionen profitieren, sondern sämtliche Unternehmen, die Güter auf der Straße transportieren.

Bastian Ritter
Projektmanager, Kompetenzstelle Elektromobilität Bayern

Alexander, Ihr habt Euch entschieden, Euren Fuhrpark zu elektrifizieren. Warum? Und rechnet sich das überhaupt?

Alexander Wehr: Alle sprechen über Nachhaltigkeit, über die Zukunft unserer Kinder, aber gemacht wird immer noch zu wenig. Deshalb haben wir uns entschlossen, einen Beitrag zu leisten. Das Tolle ist: Es rechnet sich außerdem!  Wir gewinnen den Strom aus eigenen Solaranlagen und sparen Kfz-Steuer und Maut. Die Zuschüsse durch das Förderprogramm helfen uns natürlich auch. 

Bis wann sollen alle LKW „umgetauscht” sein?

Alexander Wehr: Also wir haben vor, unseren Fuhrpark bis Ende 2025 auf 90 Prozent elektrisch umzustellen und die restlichen 10 Prozent im Folgejahr. Das wären dann 28 LKW. 

Was macht Ihr sonst, um Euer Unternehmen nachhaltiger zu gestalten?  

Alexander Wehr: Ich fahre privat schon seit zwölf Jahren elektrisch, war einer der ersten Teslafahrer in Unterfranken. Wir haben in der Firma, bis auf zwei Busse, keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr. Außerdem haben wir auch eigene Solaranlagen. Insgesamt versuchen wir, so grün wie möglich zu werden. 

Wie seid Ihr auf unser Förderprogramm aufmerksam geworden? Und war die Antragsstellung kompliziert?

Alexander Wehr: Auf das Förderprogramm sind wir aufmerksam geworden durch unseren Ansprechpartner bei der LKW-Sparte von Mercedes-Benz. Er hat uns beraten und den Antrag mit uns ausgefüllt. Das war relativ einfach, unkompliziert und innerhalb von fünf Minuten erledigt. 

Und inwiefern hat bzw. wird Euch das Förderprogramm helfen, Eure Pläne umzusetzen?  

Alexander Wehr: Die finanzielle Unterstützung hilft uns natürlich dabei, unsere Pläne umzusetzen. Außerdem haben wir viele interessante Menschen kennengelernt und unser Netzwerk erweitert. 

Würdest Du unser Programm weiterempfehlen? Oder können wir etwas verbessern?

Alexander Wehr: Euer Programm würde ich jederzeit weiterempfehlen und habe es auch schon oft getan.  

Den Antrag für das Förderprogramm “Nicht öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für den E-Straßengüterverkehr in Bayern” haben wir ruckzuck ausgefüllt. Auch deshalb habe ich das Programm schon mehrfach weiterempfohlen!

Alexander Wehr Geschäftsführer, Logistikunternehmen W & P

Bastian, es wird bald eine neue Auflage des Förderprogramms geben, richtig?

Bastian Ritter: Das stimmt. Wir gehen davon aus, dass das Bayerische Wirtschaftsministerium Ende des Jahres entsprechende Fördermittel zur Verfügung stellen wird. Somit können wir voraussichtlich Ende dieses Jahres bereits den zweiten Aufruf des Programms schalten, so dass dann wieder Förderanträge bei uns eingereicht werden können.

Wie zufrieden warst Du mit der Resonanz auf den ersten Förderaufruf, auf den sich auch Alexander beworben hat?

Bastian Ritter: Wir waren sehr zufrieden. Es war der erste Förderaufruf im Bereich des E-Straßengüterverkehrs, den wir bei Bayern Innovativ abgewickelt haben. Es gingen zahlreiche Anträge bei uns ein und es konnten am Ende für insgesamt 30 Vorhaben Zuwendungsbescheide versendet werden. Für diese werden vier Millionen Euro an Fördermitteln bereitgestellt, mit denen in den nächsten 18 Monaten an bayerischen Standorten 86 Hochleistungsladepunkte aufgebaut werden. 

Hast Du Tipps für potenzielle Antragsteller?  

Bastian Ritter: Keinen wirklichen Tipp, eher einen Hinweis. Das Ranking der Anträge erfolgt über die Umweltentlastung, die hier über die Diesel-Einsparung pro Ladepunkt während der dreijährigen Mindestbetriebsdauer definiert ist. Entsprechend ist es wichtig, vor Antragstellung möglichst genau zu kalkulieren, wie viele E-LKW zukünftig eingesetzt und entsprechend Diesel-LKW ersetzen sollen und wie viele Ladepunkte benötigt werden. Denn der Wert “Einsparung an Diesel (in Litern) pro Ladepunkt” ist am Ende entscheidend für das Antragsranking und damit die Vergabe der Fördermittel,

Zum Schluss habe ich noch eine Expertenfrage an Euch beide: Werden Elektro-LKW langfristig die Verbrenner verdrängen und wenn ja, warum?  

Alexander Wehr: Langfristig werden die Elektro-LKW die Verbrenner verdrängen, weil es einfach wirtschaftlich ist, vorausgesetzt es gibt ein Netz an Ladeinfrastrukturpunkten zu vernünftigen Preisen. Außerdem will die ganze Industrie grüner werden. 

Hast Du eine Prognose, wann das ungefähr sein wird?

Alexander Wehr: Das kommt darauf an, wie schnell die Hersteller produzieren können.  Manche Hersteller gehen davon aus, dass die Quote an E-LKW bei 60 bis 70 Prozent liegen könnte.

Bastian, was meinst Du?  

Bastian Ritter: Ich sehe es ähnlich. Die bayerische Staatsregierung verfolgt einen technologieoffenen Ansatz, so dass neben der batterieelektrischen Mobilität auch andere alternative Antriebe wie Wasserstoff oder E-Fuels eine Rolle spielen sollen. Dennoch sehen wir von der Kompetenzstelle Elektromobilität Bayern bereits heute, dass die Zukunft vor allem der batterieelektrischen Mobilität gehört, also vor allem auch im Bereich des LKWs. Das liegt an vielen Punkten. Zum einen an den TCO-Kosten im Speditionsgewerbe, die beim batterieelektrischen Fahrzeug einfach am niedrigsten sind, weil der Strom direkt ins Fahrzeug geladen werden kann. Die Herstellkosten für Batterien fallen zudem kontinuierlich weiter, was batterieelektrische Fahrzeuge in Zukunft auch immer günstiger werden lässt. Hinzukommt, dass die Hersteller aufgrund der gesetzlichen LKW-Flottengrenzwerte gezwungen sind, die CO2–Emissionen weiter zu senken. Im Jahr 2030 ist bereits ein Minus von 45 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2019 zu erreichen, dass durch die Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors nicht erreicht werden kann. Die Hersteller müssen deshalb den Absatz von CO2–freien Fahrzeugen deutlich steigern und setzen deshalb bewusst auf batterieelektrische Fahrzeuge, auch und vor allem im schweren Nutzfahrzeugbereich. Der Gesetzgeber unterstützt den Kauf von CO2-freien Nutzfahrzeugen u.a. über das Thema LKW-Maut, so dass CO2-freie Fahrzeuge auf mautpflichtigen Straßen schon heute deutliche Kostenvorteile genießen.

Das Interview führte Barbara Groll, Marketing bei der Bayern Innovativ GmbH.

Hören Sie sich das vollständige Interview als Podcast an:

Länge der Audiodatei: 00:17:31 (hh:mm::ss)

Förderprogramm „Nicht öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für den E-Straßengüterverkehr in Bayern (31.07.2024)

Elektrisch angetriebene LKW helfen dabei, CO2 einzusparen. Die Umstellung stellt Spediteure allerdings vor Herausforderungen. Gut, dass es ein Förderprogramm in Bayern gibt, das Unternehmen hier unter die Arme greift. Wie das funktioniert, erklären Ihnen Alexander Wehr, Geschäftsführer des Logistikunternehmens W & P und Bastian Ritter, Technologe und Projektmanager bei der Kompetenzstelle Elektromobilität Bayern.

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