Wasserstoff „reloaded“

Wasserstoff als Antriebsalternative der Zukunft erfährt gerade in jüngster Zeit viel Aufmerksamkeit. Wir haben mit unserer Expertin Simone Lang über Perspektiven der Wasserstoffwirtschaft und über das neue Förderprogramm zum Aufbau einer Wasserstofftankstelleninfrastruktur in Bayern gesprochen.

Wasserstoff als Antriebsalternative
Treibt uns Wasserstoff wirklich in Zukunft an?

Liebe Simone, Du arbeitest im Spezialisierungsfeld Mobilität bei Bayern Innovativ und betreust hier vor allem Projekte im Bereich Elektromobilität , wie z. B. die Wanderausstellung Elektromobilität Bayern . Seit einiger Zeit hast Du Dich auch dem Thema „Wasserstoff“ und seinen entsprechenden Entwicklungsperspektiven verschrieben und koordinierst das neue Förderprogramm „Wasserstofftankstellen Bayern“ .

Wie ist der aktuelle Hype um das Thema Wasserstoff zu erklären?

Simone Lang: Ich denke, es ist nicht nur ein vorübergehender Hype. Vielmehr sehe ich darin eine neue gesellschaftliche Sensibilisierung für Umweltthemen. Wasserstoff hatte schon vor rund 20 Jahren eine „Blütezeit“, mit den gleichen Argumenten wie heute und für die gleichen stationären und mobilen Anwendungen wie heute. Nur hatte man damals in der Wahrnehmung noch andere Schwerpunkte. Heute ist, denke ich, mehr Menschen bewusst, wie wichtig eine Energie- und Mobilitätswende ist – und dass beides nur gemeinsam geht. Und hier ist Wasserstoff als Energiespeicher natürlich ein ganz entscheidender Faktor.

Daher begrüße ich diesen „Hype“, um auch Wasserstoff als eine nachhaltige Antriebsalternative in der Wahrnehmung unserer Gesellschaft zu verankern. Denn es müssen schlichtweg die Emissionen in allen Bereichen gesenkt und erneuerbare Energien ausgebaut werden, damit wir dem Klimawandel auch nur ansatzweise entgegentreten können. Insbesondere im Mobilitätsbereich müssen wir noch deutlich besser werden.

Seit Oktober 2020 gibt es das Förderprogramm „Wasserstofftankstellen in Bayern“ – kannst Du das Programm kurz vorstellen?

Simone Lang: Im bayerischen Förderprogramm wird ein Fokus auf die Tankstellen für LKWs, Busse, Nutzfahrzeuge und Sonderfahrzeuge in der Logistik gesetzt, weil hier ein hohes Potenzial gesehen wird. Außerdem können wir somit ergänzend zum Bundesprogramm agieren, dass z. B. auch PKWs im Fokus hat. Da es heute in Bayern kaum Tankstellen für den Schwertransport gibt, soll eine flächendeckende Infrastruktur aufgebaut werden.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auch auf der Infrastruktur, um das sogenannte „Henne-Ei“-Problem zu lösen. Wenn es erstmal eine Infrastruktur gibt, kommen auch die Fahrzeuge – so das Ziel. Nächster wichtiger Punkt, und für mich der wichtigste, ist außerdem der grüne Wasserstoff, auf den im Förderprogramm gesetzt wird. Denn nur der Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien hergestellt wird, hat auch wirklich eine positive Auswirkung auf den Klimawandel und hilft dabei, die Mobilität wirklich klimafreundlicher zu machen.

Kannst Du bitte kurz skizzieren, was konkret gefördert wird?

Simone Lang: Ja, gerne. Zunächst einmal geht es um Tankstellen. Hier werden sowohl betriebsinterne als auch öffentlich zugängliche Tankstellen gefördert. Weiterhin steht bei beiden noch die Förderung eines Elektrolyseurs zusätzlich zur Option. Bei betriebsinternen Tankstellen können max. drei Fahrzeuge gefördert werden, sei es bei Anschaffung oder Umrüstung. Der Anteil von grünen Wasserstoff muss mindestens 50 Prozent bei der abgegebenen Wasserstoffmenge betragen. 100 Prozent sind derzeit nicht möglich, weil es so viel einfach bei uns in Deutschland nicht gibt.

Wichtig ist in diesem Kontext auch, dass bei der Förderung eines Elektrolyseurs nachgewiesen werden muss, dass der Elektrolyseur mit 100 Prozent erneuerbaren Energien betrieben wird.

Die hohen Fördersummen zeigen, wie essenziell das Ziel ist, Wasserstoff in der Mobilität zu etablieren. Bei einer öffentlichen Tankstelle werden beispielsweise bis zu 90 Prozent der Investitionskosten gefördert. Bei betriebsinternen Tankstellen, den Elektrolyseuren und den Fahrzeugen werden 40 Prozent der Mehrkosten zur konventionellen Technologie gefördert. Da es bei einem Elektrolyseur jetzt keine Vergleichstechnologie in dem Sinn gibt, ist hier ein fixer Betrag von 250€/kW angesetzt.

Hast Du schon Erfahrungen mit einem Wasserstoff-Fahrzeug gemacht?

Simone Lang: Privat besitze ich kein Wasserstoff-Auto, sondern fahre mit dem Rad. Allerdings durfte ich bereits eine Probefahrt mit unserem neuen Dienstauto , einem Mercedes GLC F-Cell, machen, der seit kurzem den Fuhrpark von Bayern Innovativ ergänzt. Das macht schon Spaß - besonders wenn man „human“ fährt und dadurch die Reichweite erhöhen kann.

Übergabe Wasserstoffauto
Am 26. November 2020 hat Hubert Aiwanger ein Wasserstoffauto an die Bayern Innovativ GmbH übergeben.


Im nachfolgenden Video gibt Simone Lang Antragstellenden des Förderprogramms "Wasserstofftankstellen Bayern" drei "ultimative Tipps“:

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