Ultra-E: Markt- und Geschäftsmodelle für Schnellladestationen

Im Oktober 2016 fiel der Startschuss für das Pilotprojekt Ultra-E, das bis Ende 2018 in Europa ein europaweites ultra-Schnellladenetz errichten sollte. In diesem Pionier-Projekt werden 25 ultraschnelle Ladestationen mit CCS-Stecker und einer Ladeleistung von bis zu 350 kW an TEN-T-Netzwerk-Korridoren errichtet und damit Niederlande, Belgien, Deutschland und Österreich E-mobil miteinander verbunden. Als Partner in diesem Projekt, das von der „Connecting Europe Facility” der Europäischen Union kofinanziert wird, hat Bayern Innovativ in einer Studie die zukünftigen Markt- und Geschäftsmodelle für ultraschnelle Ladetechnologien näher beleuchtet.

Ultra-E Schnellladestationen
Die Studie dient als Leitlinie für das Pilotprojekt und informiert über die Herausforderungen des ultraschnellen Lademarkts in Europa. Sie liefert wichtige Erkenntnisse zur Wirtschaftlichkeit des Geschäftsmodells und hilft bei der Planung eines zukünftigen, nachhaltigen und effizienten ultraschnellen Ladenetzes.


Langstrecken-E-Autos brauchen eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur

Grundsätzlich steht fest, dass zukünftig Langstrecken Elektroautos neben E-Autos mit geringerer Reichweite existieren werden. Dabei lassen sich anhand ihrer Reichweite und Ladeleistung die Fahrzeugtypen „Urban“, „Universal“ und „Long-Distance“ unterscheiden (s. Grafik). Vor allem die Fahrzeuge der Typen „Universal“ und „Long-Distance“ werden mit größeren Batterien ausgerüstet und benötigen deshalb eine leistungsfähige öffentliche Ladeinfrastruktur.

Zukünftige Langstrecken Elektroautos werden neben E-Autos mit geringerer Reichweite existieren. (Bildnachweis: Bayern Innovativ)


Mehr Flexibilität und kürzere Ladezeit durch Schnellladestationen

Die in der Studie durchgeführte Kundenumfrage zeigt, dass ultraschnelle Ladestationen für die Befragten attraktiv sind. So geben 77% der Befragten an, dass sie sich für ein Elektroauto interessieren würden, falls das ultraschnelle Ladenetz entsprechend ausgeweitet würde. Davon geben 52 Prozent an, dass die höhere Flexibilität und Spontanität, die mit ultraschnellen Ladestationen gegeben ist, ausschlaggebend sei. Für 24% der Interessierten sind vor allem weniger Zwischenstopps und eine kürzere Ladezeit wichtig.

Laut der durchgeführten Kundenumfrage erhöht ein Netz an Schnellladestationen das Interesse an Elektroautos. (Bildnachweis: Bayern Innovativ)

Das ultraschnelle Ladenetz hat Geschäftskunden im Visier

Als größte Zielgruppe für das ultraschnelle Ladenetz werden Geschäftskunden identifiziert, für die der Zeitfaktor entscheidend ist und die eine maximale Ladegeschwindigkeit (350kW) auf Autobahnen präferieren (26% der Geschäftskunden im Vergleich zu 8% Privatkunden). Gerade für Langstrecken erwarten Kunden von den ultraschnellen Ladestationen auf Autobahnen ähnlich wie bei den klassischen Autobahntankstellen eine saubere, helle Umgebung und weitere Annehmlichkeiten, wie Restaurant, Toiletten und Einkaufsmöglichkeiten. Laut Umfrage schätzen die Befragten zudem eine einfache und transparente Bezahlung (z.B. Plug & Charge) und ultraschnelle Ladestationen ca. alle 50 km in Autobahnnähe.

Geschäftskunden sind aufgrund des Zeitfaktors die größte Zielgruppe für das ultraschnelle Ladenetz. (Bildnachweis: Bayern Innovativ)


Was verhindert die Ausweitung eines ultraschnellen Ladenetzes?

Die größte Hürde für die Errichtung von ultraschnellen Ladestationen liegt laut der Studie in den aktuell noch zu hohen Investitions- und Betriebskosten bei einer zu geringen Anzahl an Elektrofahrzeugen auf europäischen Straßen. Fördermaßnahmen für private Investoren sind weiterhin nötig, um den Aufbau von Ladeinfrastruktur in diesem frühen Stadium zu ermöglichen. Aber auch Anpassungen der rechtlichen Rahmenbedingungen an die neuen Anforderungen der Elektromobilität, wie Baugenehmigungen, Energiegesetz, Eichrecht, etc. könnten hier Abhilfe schaffen. Eine weitere Möglichkeit, die Investitionskosten zu reduzieren, sind technologische Lösungen, wie der Einsatz lokaler Batteriespeicher. Vorteil dabei wäre, dass neben einem niedrigen Stromanschluss auch zusätzliche Einnahmen generiert werden könnten (dank extra Dienstleistungen zur Netzstabilisierung).

In einem nachfolgenden Projekt werden noch effizientere und nachhaltigere Lösungen für das Bedienen von ultraschnellen Ladestationen erforscht, die sich z. B. durch die Kombination von lokalen Speichern mit im Ort generiertem Öko-Strom ergeben.

Letztendlich könnten entsprechende Anreize für Endkunden ebenfalls die Attraktivität von Elektrofahrzeugen steigern. Die Ultra-E Studie wird im Laufe der nächsten Monate veröffentlicht.


Was ist das Ultra-E Ladenetz?

  • Das Ultra-E Ladenetz verfügt über 25 Stationen: davon vier in Österreich, vier in Belgien, zwölf in Deutschland, fünf in den Niederlanden.
  • Die Ladeleistung variiert zwischen 150 kW und 350 kW.
  • Die Entfernung zwischen den Ladestationen beträgt zwischen 150 km bis 200 km
  • Ladezeit: In 20 Minuten lädt ein Auto für eine Reichweite von 300 km.

Dem von Allego geleitetem Konsortium des EU-Projekts ULTRA-E gehören die Automobilhersteller Audi, BMW und Renault, der Zulieferer Magna, der Ladeplattformbetreiber Hubject, das österreichische Elektrizitätsversorgungsunternehmen Verbund, der Dienstleistungsanbieter Smatrics und die Bayern Innovativ GmbH an. Bayern Innovativ unterstützt das Projekt mit seinen umfassenden Netzwerken dabei, geeignete Ladepunkte in Bayern zu erschließen und erstellt im Rahmen des Projekts eine Studie, die zukünftige Geschäftsmodelle für Ultra-Schnellladetechnologien beleuchtet. Die bei Bayern Innovativ angesiedelte Kompetenzstelle Elektromobilität begleitet neben ULTRA-E weitere nationale und internationale Projekte.

Die in Kürze erhältliche Studie „Market and Business Models for Ultra Charging“ stellt unter anderem wichtige Erkenntnisse zum Käuferverhalten, technologische Entwicklungen und Trends vor, analysiert Fördermaßnahmen sowie gesetzliche Barrieren und gibt Empfehlungen für den EU-Raum.

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Bastian Ritter

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