Kultur- und Kreativwirtschaft in der Corona-Depression

Der Beginn der Corona-Pandemie und das damit verbundene Auftrittsverbot war für viele Künstler ein Schlag ins Gesicht. Die Wiederbelebung des kulturellen Lebens hat in kleinen Schritten und unter strengen Auflagen begonnen. Existenzängste sind die Folge. Deshalb haben wir mit Oliver Wittmann, Leiter bayernkreativ, über Rettungspakete für die Kultur- und Kreativwirtschaftsbranche gesprochen.

Oliver Wittmann über die Kultur- und Kreativwirtschaft in der Corona-Depression “Das faktische Berufsverbot für viele Beschäftigte in der Kultur- und Kreativbranche hatte massive Auswirkungen, die wirtschaftliche Not ist groß!” – Oliver Wittmann. (Bildnachweis: Bayern Innovativ)

Oliver, Du bist Leiter des Bayerischen Zentrum für Kultur und Kreativwirtschaft. Welche Ziele verfolgst Du mit Deinem Team?

Oliver Wittmann: Wir sind eine bayerische Einrichtung zur Unterstützung der Kultur und Kreativwirtschaft mit Sitz in Nürnberg. Unser Ziel ist, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit dieser Branche zu stärken, damit die Kultur und Kreativwirtschaft in Bayern tragfähig ist und sich nachhaltig am Markt platzieren kann. Dieses Hauptziel ist natürlich auch damit verbunden, die gesellschaftliche Stellung von Kulturschaffenden zu stärken.

Hat sich Euer Arbeitsalltag durch Corona geändert?

Oliver Wittmann: Es hat sich viel verändert, weil die Erschütterung der Branche wirklich sehr stark ist. Unser Fokus lag vor Corona darauf, mit unseren Angeboten (z. B. Workshops) die wirtschaftliche und unternehmerische Denke sowie das Handeln der Kulturschaffenden zu stärken. Durch Corona ist dieser Fokus in der Hintergrund getreten. Das faktische Berufsverbot für viele Beschäftigte in der Kultur- und Kreativbranche hatte massive Auswirkungen, die wirtschaftliche Not ist groß. Deshalb sind wir nun nahezu ausschließlich darauf fokussiert, die große Anzahl an Hilfsprogrammen zugänglich zu machen und darüber via Homepage und Telefon zu informieren.

Welche Angebote bzw. Förderprogramme gibt es aktuell?

Oliver Wittmann: Die Kultur und Kreativbranche ist an sich sehr komplex. Somit geht es um viele verschiedene Teilmärkte: vom traditionellen Kulturbüro beispielsweise über Musikwirtschaft und Architektur bishin zu Design. Das ist ein sehr weites Feld. Und die entstandenen Förderprogramme sind genauso komplex und heterogen. Das ist mitunter auch von Bundesland zu Bundesland verschieden. Demnach kann ich hier nicht alle Förderprogramme im Detail aufzählen. Das würde den Rahmen sprengen. Wer Interesse hat, kann mich gerne direkt kontaktieren.

Lass uns zumindest kurz über das Spielstättenprogramm - ein relativ neues Instrument der bayerischen Staatsregierung - sprechen. Wer kann dieses Programm in Anspruch nehmen?

Oliver Wittmann: Dieses Programm soll Spielstätten helfen , Corona zu überstehen, denn diese sind durch die Pandemie besonders gebeutelt. De facto dürfen sie nicht aufmachen, die Regeln lassen einen normalen Spielbetrieb, so wie wir ihn zuvor kannten, einfach nicht zu. Gleichwohl laufen Kosten weiter. Aber die Staatsregierung hat erkannt, dass es für die kulturelle Infrastruktur eminent wichtig ist, dass diese Einrichtungen (z. B. Musikbühnen, Clubs oder kleine, privat geführte Theater) die Pandemie überstehen. Daher können die Betreiber solcher Einrichtungen noch bis 31. Oktober 2020 bei uns Hilfe beantragen, denn wir organisieren dieses Programm für den Freistaat Bayern.

Reichen Sie Ihren Antrag für das Spielstättenprogramm bis 31. Oktober 2020 ein Reichen Sie Ihren Antrag für das Spielstättenprogramm bist 31. Oktober 2020 ein. (Bildnachweis: AdobeStock/cristovao31)

Denkst Du, dass Corona die Kulturbranche nachhaltig verändern wird?

Oliver Wittmann: Ja, es wird lange dauern, bis die Menschen sich wieder eng zusammengerückt in kleinen Kellern zu kulturellen Darbietungen versammeln oder auch an großen Konzerten teilnehmen. Massive Veränderungen sind aber auch in der Struktur der Branche mit den vielen Klein- und Kleinstunternehmen begründet. Diese haben häufig kaum Rücklagen und leben von kurzfristigen Engagements.

Aus Deinen Antworten höre ich heraus, dass Dir die Branche wirklich am Herzen liegt. Was macht Kultur für Dich so besonders?

Oliver Wittmann: Was mich als Wirtschaftsförderer immer wieder begeistert, ist die Offenheit für Neues. Man spricht von einem “Hort der Kreativität”, der viele Innovationen hervorbringt. Und als Kulturmanager ist es für mich immer wieder eine Faszination zu sehen, wie Kultur gesellschaftlich relevant bleiben und dabei wirtschaftlich tragbar sein kann. Das ist sehr spannend und durchaus eine Herzensangelegenheit für mich.


Das Interview führte Dr. Kord Pannkoke, Leiter Business Development bei der Bayern Innovativ GmbH.

Hören Sie sich das vollständige Interview als Podcast an:

Wer rettet die Kulturwirtschaft?

In dieser Folge sprechen wir mit Oliver Wittmann - Leiter bayernkreativ - über Rettungspakete für die Kultur. Außerdem gibt er eine Einschätzung, ob die Corona-Pandemie langfristige Auswirkungen auf die Kultur- und Kreativwirtschaftsbranche haben wird.

HINWEIS: Hier erfahren Sie mehr über das im Podcast angesprochene Spielstättenprogramm .

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Oliver Wittmann

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