Open Innovation – Das ABC der Offenheit?!

Wussten Sie schon, dass Sie die Lösung Ihres Innovationsproblems außerhalb Ihres Unternehmens finden könnten? Nein? Dann sollten Sie das nachfolgende Interview mit Dr. Tanja Jovanovic (Leiterin Technologie- und Innovationsmanagement bei der Bayern Innovativ GmbH) und Dr. Benedikt Höckmayr (Geschäftsführer der JOSEPHS GmbH) unbedingt bis zum Ende lesen.

Open Innovation: Das ABC der Offenheit
Open Innovation - Der Schlüssel zu Ihrem Unternehmenserfolg?!


Tanja und Benedikt, was bedeutet für Euch Open Innovation?

Dr. Tanja Jovanovic: Open Innovation bedeutet für mich, dass Innovationsprozesse nicht an den Grenzen des Unternehmens oder einzelner Abteilungen enden, sondern auch verschiedene externe Akteure einbezogen werden.

Dr. Benedikt Höckmayr: Ja, das ist auch für mich der relevanteste Punkt: Das Öffnen von Innovationsprozessen gegenüber Dritten. Das können ganz verschiedene Menschen sein. Und dafür muss man sich selbst öffnen. Damit meine ich, dass man eine entsprechende Unternehmenskultur etabliert, um das frühe Zurschaustellen von Innovationen zu leben. Wir machen das bei uns im JOSEPHS darüber, dass man Lösungen möglichst greifbar macht. Dies gelingt uns, indem wir eine Geschichte dazu erzählen, die in sich konsistent ist. Die aufzeigt, wo man hinwill und somit andere Menschen dafür begeistert, auf diesem Weg mitzugehen, um am Ende des Tages erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen auf den Weg zu bringen.

Warum sollten Unternehmen Open Innovation betreiben, Tanja?

Dr. Tanja Jovanovic: An Open Innovation führt aus meiner Sicht kein Weg vorbei. Während früher stark in Silos (z. B. Abteilungen) gedacht wurde, ist der Blick über den Tellerrand heute ein entscheidender Erfolgsfaktor und der Schlüssel zu neuen Ideen. Wir sehen vor allem in der heutigen Zeit einen hohen Wettbewerbsdruck: den Druck auf neue Märkte agieren zu müssen, kostengünstiger zu produzieren, effektiver zu sein als andere Unternehmen etc. Und hierfür ist es eben wichtig, sich bewusst zu machen, dass man diese Herausforderungen nicht alleine meistern muss und dass die Einbindung von externem Know-how extrem wichtig ist. Man kann Kosten und Risiken teilen und somit eben auch sein Wissen über Kunden, Märkte und Technologien steigern.

Gilt das für Unternehmen jeder Größe und jeder Branche, Benedikt?

Dr. Benedikt Höckmayr: Im Prinzip ja. Man muss hier aber differenzieren. Zum Beispiel ist es durch die Digitalisierung möglich, in verschiedenen Industrien Daten von Maschinen auszuwerten. Für den Maschinenbauer sind diese Daten vielleicht überhaupt nicht wertvoll. Aber wenn beispielsweise ein Software-Unternehmen etwas von Daten an sich und neuen Algorithmen versteht, entstehen hier Chancen, bessere Produkte zu entwickeln. Das Ergebnis ist also eine hybride Wertschöpfung. Und dieser Punkt ist natürlich für Unternehmen verschiedener Größen relevant – auch für KMU.

Wie fange ich denn als Unternehmer an, Open Innovation zu praktizieren?

Dr. Benedikt Höckmayr: Die ersten Schritte sind, dass sich die Unternehmensleitung dazu bekennt, sich öffnen zu wollen und es zulässt, dass auch Mitarbeiter darüber sprechen, was sie bzgl. Open Innovation beschäftigt. Das können beispielsweise folgende Themen sein:

  • Mit welchen Tätigkeiten beschäftigen Sie sich aktuell überwiegend?
  • Welche Vertriebsaktivitäten verfolgen Sie?
  • Wie gestalten Sie Ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten?

Innovation entsteht auch außerhalb der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Und nur dadurch, dass Menschen miteinander interagieren, entstehen Innovationen, die dann aber wiederum nur durch die Unterstützung der Geschäftsleitung zur vollen Entfaltung gebracht werden können.

Wie geht man dann bei Open Innovation vor?

Dr. Benedikt Höckmayr: Man definiert zuerst einen gesamtheitlichen Prozess. Der geht von einer ideellen Generierung hin zu einer ideellen Auswahl bis zu einer Prototypisierung von Ideen. Mit Prototypisierung meine ich erst einmal das zur Schaustellen bzw. Erklären meiner Idee, um z. B. potentielle Lieferanten zu überzeugen, dann folgt die Implementierung. Das ist eigentlich der ganz generische Open-Innovation-Prozess und den kann man nur mit der entsprechenden Kultur wirklich zum Laufen bringen. Und diese Themen sind eben so immanent wichtig, dass man nicht nur auf der Struktur-, Prozess- oder Vertragsebene anfängt, sondern wirklich vom Mitarbeiter kommend.

Open Innovation Methoden
Lernen Sie mithilfe unserer Experten die verschiedenen Methoden der Open Innovation kennen.

Kannst Du diese Öffnung gegenüber Kunden und Lieferanten noch genauer erklären, Benedikt?

Dr. Benedikt Höckmayr: Wir nennen das Innovationsmarketing. Damit zeigt man, was man kann und erzählt seine Geschichte. Wenn ich z. B. als Unternehmen sage, ich will jetzt eine Maschine mit künstlicher Intelligenz bauen, dann könnte ich einfach eine teure Maschine bauen und zusätzlich viele Programmierer dafür bezahlen, dass diese Maschine mit künstlicher Intelligenz ausgestattet wird. Dabei ist es viel sinnvoller, in einen Prototypen zu investieren und seine Vision zu kommunizieren, um mögliche externe Partner für ein gemeinsames Ziel zu überzeugen. Damit kann man einen Vorstoß wagen, ohne zu viel Risiko einzugehen.

Gibt es eine Art Methoden-Baukasten beim Open-Innovation-Prozess, Tanja?

Dr. Tanja Jovanovic: Ja, es gibt verschiedene Methoden. Was Ben gerade erläutert hat, lässt sich unter dem Begriff der Kooperation zusammenfassen. Also die gemeinsame nutzerorientierte Entwicklung von Lösungen und Ideen, indem man externe Kunden, Lieferanten und andere Partner in den Entwicklungsprozess einbindet. Es gibt aber auch die Möglichkeit, kleiner anzufangen, indem man sich in Cluster – und Netzwerkaktivitäten engagiert oder gezielt auf Start-ups zugeht. Start-ups sind ja dafür bekannt, dass sie relativ agil unterwegs sind und schnell entwickeln. Eine Kompetenz, von der man als größeres Unternehmen durchaus profitieren kann. Zudem können Großkonzerne z. B. digitale Plattformen nutzen, um Ideen zu sammeln oder Wettbewerbe zu starten. So kann man als Community Problemstellungen und Ideen diskutieren und vorantreiben.

Das hört sich nach Silicon Valley an. Wie sieht es denn dazu bei uns in Bayern aus, Benedikt?

Dr. Benedikt Höckmayr: Mit dieser Einschätzung liegst Du richtig, Kord. Innovationswettbewerbe sind natürlich darauf fokussiert, dass man Endnutzer an etwas teilhaben lässt. Und Silicon Valley funktioniert daher sehr gut, da man hier das Wort skaliert. Diese Skalierungsfähigkeit existiert aber nur, wenn man auch Produkte und Dienstleistungen hat, die auf den Endkonsumenten fokussiert sind. Beispielsweise Mobilitätsdienstleistungen wie Uber fokussieren sich ganz klar darauf, was der Mensch auf der Straße vorhat.

Bei unserer Industrielandschaft ist es natürlich so, dass wir sehr viel mehr im B2B-Bereich, also Zuliefererbereich zuständig sind. Hier gibt es viele Hidden Champions und eine ganz andere Art von Komplexität, Wertschöpfung und Innovation. Deshalb möchte ich an dieser Stelle betonen, dass Open Innovation nicht bedeutet, dass man sich einfach Ideen von außen holt. Eine Idee ist noch lange keine Innovation. Eine Idee ist wenn dann eine Invention und erst wenn eine Idee zur Marktreife kommt und eine gewisse Kundengruppe adressiert, sprechen wir von einer Innovation. Um eine Idee zum Funktionieren zu bringen, braucht man immer mehrere Akteure. Und diese Akteure, die findet man bei Bayern Innovativ in den Cluster- und Netzwerkaktivitäten, in Form von Start-ups beim ZOLLHOF und in Form von Prototyping bei uns im JOSEPHS.

An welchen konkreten Projekten arbeitet Ihr derzeit?

Dr. Tanja Jovanovic: Wir entwickeln gerade im Rahmen eines Transferprojektes eine Art Wegweiser. Dieser soll dazu dienen, Wissenschaft und Industrie besser miteinander zu vernetzen. Diese Dienstleistung sollen vor allem auch KMU nutzen, um sich aktiv in diesen Prozess zu integrieren und aus den Forschungsergebnissen zu profitieren. Außerdem möchte ich noch betonen, dass Innovation für uns nicht an der Landesgrenze Bayern endet, auch wenn wir den Freistaat in unserem Unternehmensnamen Bayern Innovativ tragen. Deshalb bieten wir beispielsweise mit dem Enterprise Europe Network ein großes Konsortium an, das sich sehr aktiv mit europaweiten Partneraktivitäten und Wissenstransfer auseinandersetzt.

Außerdem haben wir gemeinsam mit dem JOSEPHS einen Workshop für KMU konzipiert, in dem wir Open Innovation anwendungsorientiert erklären. Hierfür werden wir u. a. mit unterschiedlichen Modellen und Schemata arbeiten. Der Workshop findet am 01. Dezember 2020 in Nürnberg statt. https://www.bayern-innovativ.de/de/veranstaltung/open-innovation

Open Innovation bedeutet Wachstum
Unsere Experten freuen sich darauf, Sie am 01. Dezember 2020 bei unserem Workshop kennenzulernen.



Das Interview führte Dr. Kord Pannkoke, Leiter Business Development bei der Bayern Innovativ GmbH.



Hören Sie sich das vollständige Interview als Podcast an:

Open Innovation mit Bayern Innovativ

Im Podcast erfahren Sie von Dr. Tanja Jovanovic und Dr. Benedikt Höckmayr weitere Tipps und Beispiele für Open Innovation.

Beide Experten freuen sich schon darauf, Sie beim Open-Innovation-Workshop kennenzulernen. BITTE BEACHTEN SIE , dass der Workshop vom 13. Oktober auf den 01. Dezember 2020 verlegt wurde!

Ihr Kontakt

Dr. Tanja Jovanovic
Dr. Benedikt Höckmayr

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