Mike, was sind 2021 die wichtigsten Themen für Unternehmen?
Dr. Michael Durst: Wir sehen eine Verstärkung in der Digitalisierung . Zum einen bedingt durch die Pandemie und zum anderen beschleunigt durch einen starken technologischen Fortschritt – Stichwort “Cloud-Computing”. Neben der Digitalisierung beobachte ich, dass Unternehmen mehr auf Innovationsstärke und eine höhere Geschwindigkeit in der Umsetzung der Transformation setzen – Grund hierfür ist u. a. der hohe internationale Wettbewerbsdruck. Des Weiteren denke ich, dass durchgängige Nachhaltigkeit und New Work an Bedeutung gewinnen werden.
Wo siehst Du die größten Herausforderungen bei der Umsetzung in Unternehmen?
Dr. Michael Durst: Wir haben es alle 2020 live erlebt. Man war mitten in der Umsetzung wichtiger Innovationsprojekte und dann kommt eine Pandemie und plötzlich ist das Tagesgeschäft Priorität Nummer 1. Zudem wird die Komplexität in der digitalen Transformation nach wie vor unterschätzt. Viele erstellen mal schnell eine App. Andere stellen mal ein bisschen auf browserbasierte Prozesse um. Und dann denken die Teams “Wir sind fertig damit”. Aber die Wahrheit ist, dass die Systeme, Prozesse und Arbeitsweisen hinter digitalen Technologien unverändert bleiben und nicht an die Transformation angepasst werden. Ein weiterer Aspekt ist, dass oftmals die Strategie nicht wirklich ans Team kommuniziert wird und der Veränderungsdruck unterschätzt wird: “Das Tagesgeschäft läuft eigentlich gut. Wir müssen uns doch nicht so schnell verändern.”
Was würde helfen, damit Unternehmen ihre Vorsätze einhalten?
Dr. Michael Durst: Negativer Druck - beispielsweise wenn das Geschäft mal nicht mehr so läuft. Wir sehen es aktuell im Einzelhandel: Plötzlich können doch alle Onlinehandel anbieten und plötzlich kann man beim Bäcker doch mit Kreditkarte zahlen. Diesen Stressfaktor empfehle ich aber niemandem. Besser ist es, kontinuierlich vorausschauend zu planen, zu entscheiden und zu handeln. Beispielsweise mit einer Innovationsroadmap , die Veränderungsideen festhält und natürlich auch den Umsetzungsfortschritt dokumentiert. Dieser positive Druck sollte sowohl vom oberen als auch vom mittleren Management ausgeübt werden. Aber im Sinne von Motivation und einem internen Learning, Prioritäten richtig zu setzen. Dafür gibt es Methoden, wie z. B. die Szenario-Technik, ein Innovationsportfolio oder Trend- und Technologieradare .
Tanja, bitte erläutere die Funktionsweise der Szenario-Technik etwas genauer!
Dr. Tanja Jovanovic: Gerne. Wir – die Bayern Innovativ - haben uns vor einem Jahr mit ITONICS zusammengesetzt und uns dazu entschieden, dass wir der Automobilindustrie – eine Branche, die sich derzeit stark im Umbruch befindet – mithilfe einer Szenario-Studie konkrete Zukunftsperspektiven aufzeigen möchten. Hierfür haben wir vier sehr unterschiedliche Zukunftsbilder, basierend auf bestehenden Trends und Technologien sowie Experteninterviews, für das Jahr 2030 entwickelt. Daraus können wir konkrete Handlungsempfehlungen ableiten und OEMS, Zulieferern und der Politik sagen: “Hier gibt es Chancen. In diese Richtung solltet ihr gehen.”
Hört sich spannend an! Wo kann man die Resultate lesen?
Dr. Tanja Jovanovic: Wir werden die Studie spätestens im Februar 2021 auf unserer Homepage veröffentlichen und unsere Leser bzw. Podcast-Zuhörer via Newsletter und Social Media informieren.