Wandernde KWK-Komponenten

Modulare Energiezentrale in Senden sichert klimafreundliche Wärmeversorgung für neues Wohnquartier

16.06.2025

Quelle: E & M powernews

Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm haben für ein Neubauquartier in Wullenstetten eine KWK-Anlage mit einem erneuerbaren Wärmeanteil von mindestens 65 Prozent errichtet.   

Eine neue Energiezentrale der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm für das Neubauquartier „Wohnen am Stadtpark“ im Stadtteil Wullenstetten von Senden (Bayern) arbeitet hoch flexibel und kann mit einem Erneuerbaren-Anteil von mindestens 65 Prozent betrieben werden. Die Anlage besteht aus Pelletkesseln, Blockheizkraftwerk, Spitzenlastkessel sowie Pufferspeichern. Im Endausbau soll die Energiezentrale laut dem Versorger künftig bis zu 350 Wohneinheiten und das Schulzentrum versorgen. 

„Die Energiezentrale am Stadtpark leistet einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen und unterstreicht die Bedeutung moderner, ressourcenschonender Technologien für eine nachhaltige Zukunft“, sagt Bernd Adolph, Geschäftsführer der SWU Energie GmbH. Der Versorger hat sich für eine modulare Containerbauweise entschieden. Damit konnte zum einen die Bauzeit stark verkürzt werden, zum anderen können Komponenten an der Anlage leichter wieder abgebaut werden − was in diesem Fall seitens der SWU auch geplant ist. 

Der modulare Aufbau der Erzeugungsanlage war ein „zentrales Element, das dafür gesorgt hat, dass der äußerst ambitionierte Zeitplan, der auf eine Inbetriebsetzung der Erzeugungsanlage im Oktober 2024 abzielte, eingehalten werden konnte. Die gesamte Bauzeit betrug lediglich rund acht Monate“, ergänzt Bernd Adolph. Zuvor gab es für die ersten Gebäude des Neubaugebiets lediglich eine mobile Erdgaslösung. 

In insgesamt zehn Betoncontainern finden die Anlagenkomponenten Platz. Herzstück der Anlage sind zwei Holzpelletkessel mit einer thermischen Leistung von jeweils 350 kW. Oberhalb der Kessel, die vom Hersteller Fröling stammen, befinden sich die Pelletlager mit einem Volumen von insgesamt 40 Tonnen. „Im Winter benötigen wir bis zu 30 Tonnen pro Woche“, erläutert Lisa Kienzle. Zusammen mit Steffen Gutte leitet sie das Projekt vom kommunalen Versorger SWU.

Ergänzt wird das System durch ein Tedom-Blockheizkraftwerk mit 107 kW thermischer und 70 kW elektrischer Leistung, einen Spitzenlastkessel von Viessmann mit 1.950 kW sowie zwei Pufferspeicher von BTD mit jeweils 25 Kubikmeter Fassungsvolumen, die neben den Containern auf dem Gelände der Energiezentrale mit installiert wurden. „Die Pufferspeicher werden von allen drei Erzeugern beladen“, sagt Kienzle. Damit könne die Anlage hoch flexibel und wirtschaftlich betrieben werden. 

Etwa 20 Prozent kommen aus der KWK und nur maximal 10 Prozent entfallen auf den Erdgaskessel. „Wobei im Sommer zu 100 Prozent die Pelletkessel die Wärme liefern“, so Kienzle. Die KWK-Anlage wird strommarktoptimiert betrieben. Sie erzeugt rund 3 Millionen kWh Wärme sowie etwa 640.000 kWh Strom. Die Wärme wird ins dortige Wärmenetz eingespeist, der Strom fließt ins öffentliche Netz. 

Momentan speist die Anlage in ein Inselnetz ein. Die Vorlauftemperatur im Sommer beträgt circa 75 Grad Celsius, im Winter sind es rund 90 Grad Celsius. Mit dem „Spitzenlastkessel ist auch trotz der derzeitigen Inselnetz-Situation eine 100-prozentige Versorgungssicherheit gewährleistet“, so die Projektleiterin Kienzle. Die Trassenlänge des Netzes beträgt aktuell 4,3 Kilometer. Für 2026/2027 sei die Anbindung an das Verbundnetz geplant. Die SWU haben sich bei diesem Neubauquartier aus wirtschaftlichen Gründen für eine KWK-Lösung entschieden. Kienzle: „Wärmepumpen kamen hier nicht infrage, weil unter anderem dann eine eigene Trafostation nötig gewesen wäre.“ Das hätte zusätzliche Kosten und Bauzeit verursacht.

„Das Wohnquartier und das Schulzentrum sollen in wenigen Jahren auch an das Fernwärme-Verbundnetz Neu-Ulm/Senden angeschlossen werden.“ Dann sollen einzelne Elemente der Erzeugungsanlagen und der Anlagenperipherie entsprechend angepasst werden. Sobald das Netz angeschlossen ist, „werden wir das BHKW und den Spitzenlastkessel wieder zurückbauen“, erläutert die Projektleiterin. Die Komponenten seien dann nicht mehr nötig, da das große Verbundnetz die nötige Versorgungssicherheit bringe. „Die Komponenten sollen dann an anderer Stelle wieder zum Einsatz kommen“. 

Insgesamt haben die SWU in die Energiezentrale und den Netzausbau mehrere Millionen Euro investiert. Der Versorger hat sowohl eine Förderung über die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) als auch eine Förderung der KWK-Anlage erhalten. Über das Modul 3 der BEW wurden die beiden Pelletkessel gefördert. Das BHKW erhielt eine Betriebskostenförderung und die Pufferspeicher eine Investitionskostenförderung − beides über das KWKG. Für den Erhalt der KWKG-Förderung ist ein Energiemix notwendig, der einen Mindestwärmeanteil aus reinen KWK-Anlagen oder aus Anlagen, die aus KWK- und EE-Anlagen gespeist werden, voraussetzt. Dieser Mindestanteil wird laut den SWU bei dieser Energiezentrale erreicht. 

Adolph Bernd betont in diesem Zusammenhang, dass es für eine weitere erfolgreiche Wärmewende dringend eine Verstetigung der Förderprogramme brauche. „Ein Fernwärmeausbau mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien funktioniert nur mit Fördermitteln.“

Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm arbeiten beim Fernwärmeausbau seit 2013 mit der Stadt Senden zusammen. Ein weiterer Ausbau ist ab 2026 in der Innenstadt geplant. Bei der offiziellen Einweihung der Energiezentrale im April für das neue Quartier „Wohnen am Stadtpark“ zeigte sich Bürgermeisterin Claudia Schäfer-Rudolf (CSU) insbesondere über den hohen Erneuerbaren-Anteil erfreut und dass die „Anlage nur noch in Spitzenlastzeiten Gas“ benötigt. 

Autorin: Heidi Roider

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