VKU fordert Neustart für die Energiewende
Reformen bei Netzentgelten, Wärmewende und erneuerbaren Energien
10.03.2025
Quelle: E & M powernews
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) fordert einen Neustart für die Energiewende in Deutschland. Demnach sollten die Ziele auf Kosteneffizienz nachjustiert werden.
In einem Papier an die künftige Bundesregierung macht der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) konkrete Handlungsvorschläge. Sie sollen eine lösungsorientierte Diskussion zur Reduzierung der Kosten der Energiewende anstoßen. „Um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken, die Akzeptanz für die Energiewende zu erhalten und die Klimaziele erreichen zu können, ist eine Nachjustierung mit Fokus auf Kosteneffizienz notwendig“, sagte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing.
„Zur Energiewende gibt es keine vertretbare Alternative“, betonte Liebing. „Wir sind es nachkommenden Generationen und auch unserem Wirtschaftsstandort schuldig, klimaneutral zu werden und die Abkehr von fossilen Brennstoffen zu schaffen.“ Aktuell befinde sich die Energiewende an einem kritischen Punkt: Ohne entschlossenes und strikt auf die System- und Kosteneffizienz orientiertes politisches Handeln seien die Transformationskosten volkswirtschaftlich nicht aufzubringen.
Netzentgelte reduzieren
So drängt der VKU zum Beispiel auf eine Reform der Netzentgelte, um Bürger und Wirtschaft vor weiteren Kostensteigerungen zu schützen. Durch immer mehr Eigenerzeugung sinkt die Stromentnahme aus dem Netz. „Steigende Netzentgelte sind die Folge, vor allem für Kundengruppen mit schmalem Geldbeutel und mittelständische Unternehmen“, warnte Liebing. Deshalb sollten Netzentgelte mit den Einnahmen aus dem CO2-Preis abgefedert, auf Verursachungsgerechtigkeit ausgerichtet und der Fokus stärker auf den Grundpreis gerichtet werden. Zudem sollte die Stromsteuer auf das europarechtliche Minimum für alle gesenkt werden.
„Wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, brauchen wir auch in Zukunft Kraftwerke, die kurzfristig einspringen können“, so Liebing. Für die notwendigen Investitionen sei es wichtig, dass auch die Vorhaltung von Leistungen auskömmlich vergütet werde. Zukünftig müsse der systemische Nutzen der Kraft-Wärme-Kopplung für Strom- und Wärmewende stärker zum Tragen kommen und das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) grundlegend überarbeitet und bis 2035 verlängert werden.
Wärmewende besser finanzieren
Bei der Wärmewende spiele der Ausbau der Fernwärme eine zentrale Rolle. Mit der Erschließung zusätzlicher erneuerbarer und klimaneutraler Wärmequellen wie Geothermie oder unvermeidbare Abwärme sei Fernwärme volkswirtschaftlich sehr kosteneffizient. Gebäude müssten bei Anschluss an Wärmenetze nicht mehr auf höchste energetische Standards saniert und könnten trotzdem klimaneutral gestellt werden, empfiehlt der VKU. „Damit die Wärmewende finanzierbar ist, müsse die Bundesförderung effiziente Wärmenetze auf 3,5 Milliarden Euro pro Jahr aufgestockt werden“, forderte Liebing zugleich. Mit Blick auf die Stromnetze könne der Ausbaubedarf durch eine bessere Netzausnutzung deutlich reduziert werden. Windenergie- und Solaranlagen an Land sollten hinter dem Netzverknüpfungspunkt mit Stromspeicheranlagen kombiniert werden, um ihre volatile Energie besser nutzen und teures Abregeln vermeiden zu können.
Ausbau erneuerbarer Energien effizienter gestalten
Der Ausbau der erneuerbaren Energien solle systemdienlich erfolgen, und Überproduktionen dürften nicht mehr gefördert werden. „Solarstrom in der Mittagsspitze ist schon jetzt oft wertlos oder hat sogar einen negativen Wert“, sagte Liebing. Die sogenannten Mittagsspitzen belasten immer häufiger die Stromnetze. Deshalb sollten Solaranlagen, die ihren Strom nicht direkt an der Energiebörse vermarkten, keine staatliche Förderung mehr erhalten. Neue Photovoltaikanlagen auf Dächern seien bereits jetzt ohne garantierte Einspeisevergütung und in Kombination mit Batteriespeichern wirtschaftlich.
Das anvisierte Ausbauziel für Offshore-Windenergie sei aufgrund des sogenannten Abschattungseffekts zu hoch, kritisiert der VKU. Die Turbinen würden zu dicht beieinanderstehen. Statt 70.000 MW installierter elektrischer Leistung würden 50.000 MW reichen. Zudem sollten vor allem Windenergieanlagen mit niedrigerer Nennleistung und höheren Volllaststunden gebaut werden. Beim Übertragungsnetzausbau könnten durch diese Maßnahmen Milliardenbeträge eingespart werden. Zudem sollten Erdkabel keinen generellen Vorrang mehr bei den großen Gleichstromleitungen haben.
Privates Kapital mobilisieren
Zur Finanzierung der Energiewende setzt sich der VKU für die Errichtung eines Energiewendefonds ein, der privates Kapital mobilisiert. „Um das Chancen- und Risikoprofil für mögliche Investoren zu verbessern, sind staatliche Garantien und Bürgschaften geboten. Der Fonds würde privates Kapital für die Energiewende mobilisieren“, sagte Liebing.
Das VKU-Aktionspapier Neustart für die Energiewende steht im Internet bereit.
Autorin: Susanne Harmsen
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