Pilotprojekt für lokale Energiegemeinschaft in Oberfranken gestartet

Regionaler Ökostrom im Test: Bayernwerk startet Pilotprojekt für Energiegemeinschaften

24.02.2025

Quelle: E & M powernews

Im Landkreis Bamberg wurde ein Energy-Sharing-Projekt auf den Weg gebracht. Beteiligte nennen es einen digitalisierten Dorfladen für Energie.

Das Bayernwerk und seine Muttergesellschaft Eon haben in den Gemeinden Frensdorf und Pettstadt im Landkreis Bamberg den Start eines Pilotprojekts zur lokalen Erzeugung und Nutzung regenerativer Energie bekanntgegeben. Mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags soll erstmals geprüft werden, wie Haushaltskunden in kleineren Gemeinden auf Anreize durch regional erzeugten Strom reagieren.

Im Rahmen des Projekts erhalten 50 Haushaltskunden jeweils ein intelligentes Messsystem sowie einen speziell entwickelten Stromtarif. Dieser Tarif orientiert sich an der vor Ort erzeugten Energie und dem tatsächlichen Verbrauch innerhalb der Energiegemeinschaft. Der „Energie Monitor“ des Netzbetreibers Bayernwerks erfasst viertelstündlich die erzeugte Energiemenge, während die Smart Meter den individuellen Verbrauch dokumentieren. Die gesammelten Daten werden über eine App visualisiert, die den Kunden mittels eines Ampelsystems anzeigt, zu welchen Tageszeiten der Strompreis voraussichtlich niedriger oder höher sein wird beziehungsweise wann der Strommix vor Ort grün und günstig sein wird. Bayernwerk-Vorstand Egon Leo Westphal nennt den Ansatz ein „Dorfladen-Prinzip“ für Energie, das nun digitalisiert ins Leben gerufen worden sei.

Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie ist rechtliche Grundlage

Die Initiative zielt darauf ab, den Zusammenhang zwischen lokaler Energieerzeugung und -nutzung herzustellen. Bürgermeister Jochen Hack aus Pettstadt betonte den regionalen Mehrwert des Projekts: „Nun kann regional Energie erzeugt werden und auch gleich regional verbraucht werden – das war der Hauptauslöser, warum wir Ja gesagt haben.“ Und sein Amtskollege aus Frensdorf, Bürgermeister Jakobus Kötzner, ist sich sicher: „In der Zukunft wird dies mit Sicherheit ein Thema sein für jeden Einzelnen.“

Energiegemeinschaften verstehen sich als Zusammenschlüsse von Bürgerinnen und Bürgern, kleinen und mittleren Unternehmen sowie lokalen Akteuren, die gemeinsam erneuerbare Energie erzeugen, teilen und nutzen. Neben der Förderung der direkten Beteiligung soll das Energy Sharing auch dazu beitragen, die Netzauslastung zu optimieren und die Energieunabhängigkeit von Gemeinden zu stärken.

Auf europäischer Ebene stellen die Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie und die Erneuerbare-Energien-Richtlinie die rechtliche Grundlage für den Aufbau von Energiegemeinschaften dar. In Ländern wie Spanien, Österreich und Italien werden entsprechende Projekte durch reduzierte Netzentgelte oder finanzielle Anreize begünstigt. In Deutschland wurde im Rahmen des „Solarpakets I“ bereits die gemeinschaftliche Gebäudeversorgung eingeführt. Ein Gesetzesentwurf für Energy Sharing sieht vor, dass Energy Sharing innerhalb eines Bilanzkreises ab 2025 möglich ist.

Das Pilotprojekt im Landkreis Bamberg wird wissenschaftlich von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. (FfE) begleitet. Im Fokus stehen Untersuchungen zum Verbrauchsverhalten der Teilnehmer und zu den Auswirkungen auf das lokale Stromnetz. Erste Ergebnisse sollen im Rahmen einer Studie präsentiert werden, um Erkenntnisse über Nutzen und Herausforderungen von Energiegemeinschaften zu gewinnen.

Autor: Fritz Wilhelm

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