Modulare Energiezentrale für grüne Wärmeversorgung
Modulare Energiezentrale in Senden: Über 70 % erneuerbare Wärme für neues Wohnquartier dank Pellets und BHKW
14.04.2025
Quelle: E & M powernews
Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm haben für ein Neubauquartier in Wullenstetten eine Energiezentrale mit einem erneubaren Wärmeanteil von 70 Prozent errichtet − mit Pellets und BHKW.
Die neue Energiezentrale für das Neubauquartier „Wohnen am Stadtpark“ im Stadtteil Wullenstetten von Senden (Bayern) arbeitet mit einem Erneuerbaren-Anteil von mehr als 70 Prozent. Damit „benötigt die Anlage nur noch in Spitzenlastzeiten Gas“, sagte Bürgermeisterin Claudia Schäfer-Rudolf am 11. April. Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) sowie die Stadt hatten die neue Energiezentrale offiziell vorgestellt. Interessierte Bürgerinnen und Bürger konnten die Anlage außerdem besichtigten. Als Nächstes sei der Fernwärmeausbau in der Innenstadt von Senden geplant, so die Bürgermeisterin.
„Die Energiezentrale am Stadtpark leistet einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen und unterstreicht die Bedeutung moderner, ressourcenschonender Technologien für eine nachhaltige Zukunft“, sagte Bernd Adolph, Geschäftsführer der SWU Energie. „Das Wohnquartier und das Schulzentrum sollen in wenigen Jahren auch an das Fernwärme-Verbundnetz Neu-Ulm/Senden angeschlossen werden.“
Momentan ist das Nahwärmenetz ein Inselnetz. Dies wurde laut den SWU bei der Planung berücksichtigt und ist ein Grund, weshalb die Zentrale in Modulen aufgebaut wurde. So könnten die einzelnen Elemente der Erzeugungsanlagen und der Anlagenperipherie je nach Bedarf angepasst, zurückgebaut oder ressourcenschonend an einen anderen Ort versetzt werden.
Modulare Containerbauweise
Der modulare Aufbau der Erzeugungsanlage war auch ein zentrales Element, dass dafür gesorgt hat, dass der äußerst ambitionierte Zeitplan, der auf eine Inbetriebsetzung der Erzeugungsanlage im Oktober 2024 abzielte, eingehalten werden konnte. Die gesamte Bauzeit betrug lediglich rund acht Monate.
Herzstück der Anlage sind zwei Holz-Pelletkessel mit einer thermischen Leistung von jeweils 350 kW. Oberhalb der Kessel befinden sich die Pelletlager mit einem Volumen von insgesamt 40 Tonnen. Ergänzt wird das System durch ein Blockheizkraftwerk mit 107 kW thermischer und 70 kW elektrischer Leistung, einem Spitzenlastkessel mit 1.950 kW sowie Pufferspeichern mit 50 Kubikmeter Fassungsvolumen.
Für eine zuverlässige Wärmeversorgung auch in Spitzenlastzeiten oder bei Ausfällen einzelner Erzeuger wurde zusätzlich ein Erdgaskessel installiert. Diese innovative Kombination verschiedener Technologien ist das Ergebnis der anspruchsvollen Anforderungen der Wärmewende und stellt eine zukunftsweisende Lösung dar. Außerdem bietet sie aufgrund der verschiedenen verfügbaren Energieträger eine höhere Flexibilität in der Erzeugung als herkömmliche, rein konventionelle Erzeugungsanlagen. Über 70 Prozent stammen aus erneuerbaren Energien, stammen also von den Pelletkesseln. Etwa 20 Prozent kommen aus der KWK, und nur maximal 10 Prozent entfallen auf den Erdgaskessel.
Im Endausbau wird die Energiezentrale bis zu „350 Wohneinheiten sowie das Schulzentrum versorgen“, erklärte SWU-Projektleiterin Lisa Kienzle. Mit dem Spitzenlastkessel sei auch trotz der derzeitigen Inselnetz-Situation eine 100-prozentige Versorgungssicherheit gewährleistet. Die Trassenlänge des Netzes beträgt aktuell 4,3 Kilometer. Für 2026/2027 sei auch die Anbindung an das Verbundnetz geplant.
Die SWU haben sich bei diesem Neubauquartier für eine KWK-Lösung entschieden, weil diese die wirtschaftlichste Option ist. Kienzle: „Wärmepumpen kamen hier nicht infrage, weil dann eine eigene Trafostation nötig gewesen wäre“. Das hätte zusätzliche Kosten und Bauzeit verursacht.
Insgesamt haben die SWU in die Energiezentrale sowie den Netzausbau rund 4 Millionen Euro investiert. Der Versorger hat sowohl eine Förderung über die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) als auch eine Förderung der KWK-Anlage erhalten. Über das Modul 3 der BEW wurden die beiden Pelletkessel gefördert. Das BHKW erhielt eine Betriebskostenförderung und die Pufferspeicher eine Investitionskostenförderung − beides über das KWKG.
Adolph Bernd betonte in diesem Zusammenhang, dass es für eine weitere erfolgreiche Wärmewende dringend eine Verstetigung der Förderprogramme brauche. „Ein Fernwärmeausbau mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien funktioniert nur mit Fördermitteln.“
Autorin: Heidi Roider
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