Mehrfachnutzung von Flächen an Land einfacher als auf See
Zwei neue Studien zeigen: Hybride Projekte mit Windkraft und Photovoltaik könnten Fläche sparen, Netzanschlüsse effizienter nutzen und den Ausbau der Erneuerbaren beschleunigen
08.05.2025
Quelle: E & M powernews
Bei knappen Flächen und Netzanschlüssen könnte es helfen, Windkraft und Solar zu kombinieren. Zwei Studien untersuchen die Möglichkeiten auf See und an Land für solche Kombinationen.
Im Rahmen der Berliner Energietage online wurden zwei Studien vorgestellt, die das Potenzial gemeinsamer Flächennutzung verschiedener erneuerbarer Stromerzeuger untersuchen. Hintergrund sind die ambitionierten deutschen Ausbauziele für die erneuerbaren Energien und die begrenzten Flächen dafür. Insbesondere die Kombination von Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen scheint sinnvoll, da sie oft zu unterschiedlichen Zeiten Strom erzeugen und sich ergänzen können.
Hybride Projekte bieten zwei Hauptpotenziale: Zum einen können Flächenbedarfe durch die gemeinsame Flächennutzung gesenkt werden und zum anderen können Synergien im Bereich der Netzanschlüsse und Infrastruktur gehoben werden. Entsprechende Analysen finden sich in zwei Forschungsvorhaben im Auftrag des Umweltbundesamtes zu Projekten mit Offshore-Windenergieanlagen und schwimmenden PV-Anlagen sowie zu Projekten mit Onshore-Windenergieanlagen und PV-Freiflächen-Anlagen.
Offshore-Kombinationen noch nicht umgesetzt
Die Flächen eines Offshore-Windparks könnten beispielsweise zukünftig durch schwimmende PV-Anlagen ergänzt werden. Solche Kombinationen werden bislang noch nicht kommerziell realisiert, erste Versuche gibt es nur in China und den Niederlanden. Problematisch erscheint hier die Behinderung des Schiffsverkehrs und die starke Korrosion durch Salzwasser an den PV-Modulen. Auch die Einbeziehung von Gezeiten-, Wellen- oder schwimmender Windkraft wären möglich.
Aus rechtlicher Sicht ist die Mehrfachnutzung bislang nicht explizit im Raumordnungsrecht verankert. Dennoch lassen bestehende Planungsinstrumente – insbesondere der Raumordnungsplan der Ausschließlichen Wirtschaftzone (AWZ) und der Flächenentwicklungsplan – solche Nutzungskonzepte bereits zu, sagte Franziska Stamme, eine der Studienautorinnen. „Hybride Energieerzeugung kann ein Schlüssel zur besseren Nutzung begrenzter Flächen in der AWZ sein. Dafür müsste aber das Genehmigungsregime nach dem Wind-See-Gesetz gezielt angepasst werden“, resümierte sie.
Mehr hybride Flächennutzung an Land
An Land hingegen werden heutzutage Windparks schon teilweise mit PV-Freiflächen-Anlagen kombiniert. Die neuerdings zugelassene gemeinsame Nutzung des Netzanschlusses könnte dies künftig attraktiver machen. Hierbei geht es den für die Studie befragten Projektanten besonders um die effizientere Landnutzung vorbelasteter Flächen, zumal hier bereits Kontakte zu Grundstückseigentümern und Behörden bestehen. Auch Zuwegungen und Kabeltrassen sowie Netzanschlüsse können genutzt werden.
Hinderlich seien dagegen unterschiedliche Genehmigungsbehörden und Verfahrensabläufe für Wind (BImSchG) und PV (BauO der jeweiligen Bundesländer) und der oft fehlende Austausch zwischen den Behörden, so die Umfrageergebnisse. Daher sollte es einheitliche Kriterien für Genehmigungen geben, die bundesweit gelten und nicht in jeder Gemeinde und bei jedem Netzbetreiber anders gestaltet sind, regt die Studie an.
Die Studie für Anlagen auf See wurde vom Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (Ikem) gemeinsam mit der Deutschen Windguard GmbH, Bio Consult, und der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg erstellt. Für die Kombination an Land stammt die Studie von der Deutschen Windguard, der Stiftung Umweltenergierecht und der Anwaltskanzlei Engemann und Partner.
Die Studie zur Mehrfachnutzung von Offshore-Flächen des Ikem steht im Internet bereit.
Die Studie zur Konutzung von Windkraft und PV an Land der deutschen Windguard steht als PDF zum Download bereit.
Autorin: Susanne Harmsen
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