Kaltes Wärmenetz läuft
Kalte Nahwärme in Rommerskirchen: Innovatives Quartierskonzept mit klimaneutraler Wärme und Kälte
08.04.2025
Quelle: E & M powernews
Der Energieversorger Rhenag hat bei einem Projekt mit kalter Nahwärme und Eisspeicher die ersten Gebäude angeschlossen.
In einem Neubaugebiet in Rommerskirchen-Widdeshoven soll ein Quartier über ein kaltes Nahwärmenetz mit klimaneutraler Wärme und auch Kälte versorgt werden. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde hatte die in Köln ansässige Rhenag das innovative Quartierskonzept im Jahr 2021 vorgestellt. Jetzt sind die ersten Gebäude an die Versorgung angeschlossen.
„Das kalte Wärmenetz, das mit einem Glykol-Wasser-Gemisch als Trägerflüssigkeit gefüllt ist, steht“, teilt das Unternehmen jetzt mit. Die ersten Gebäude auf dem rund 15.000 Quadratmetern großen Gelände einer ehemaligen Gärtnerei sind angeschlossen. Energiequelle ist dabei ein sogenannter Eisspeicher.
Erster Anschlussnehmer war eine bereits bestehende Natur-Kindertagesstätte, die jetzt einen Erweiterungsbau errichtet hat. Derzeit werden außerdem mehrere Einfamilienhäuser errichtet, eines davon steht bereits und bezieht schon Wärme über das Netz. Einige Flächen stehen noch zum Verkauf.
600 Tonnen weniger CO2
Voraussetzungen für die kalte Nahwärme sind Gebäude mit einer hohen Energieeffizienz, also mit einem geringen Bedarf an Heizwärme. Besonders sinnvoll sei der Einsatz dieser Technologie, wenn nicht nur geheizt, sondern auch gekühlt werden soll, etwa um Einfamilienhäuser im Sommer zu klimatisieren, heißt es von der Rhenag weiter.
„Die CO2-Einsparnis beträgt über 20 Jahre hinweg rund 600 Tonnen im Vergleich zu konventioneller Wärmeversorgung“, sagt Tim Winterscheidt, Leiter Energiedienstleistungen bei der Rhenag Energie. Darüber hinaus bleiben die Kosten für die Bewohnerinnen und Bewohner planbar und sind nicht abhängig von Marktpreisen. Für den Anschluss an das kalte Wärmenetz bezahlen sie einen festen Preis für den Betrieb und die Instandhaltung der Anlage, nicht aber für die Wärme, die dem Netz entnommen wird.
Die Technologie ist nicht neu, wurde in Deutschland aber bisher nur vereinzelt als Pilotprojekt etabliert, so die Rhenag weiter. Jedoch sei die Erschließung in Rommerskirchen aufwendig gewesen. Das habe daran gelegen, dass nicht planbar war, wie viele und welche Objekte zu welchem Zeitpunkt angeschlossen werden. „Wir würden den Eisspeicher künftig bei Quartieren einsetzen, deren Bebauung schon zu Beginn durchgeplant werden kann“, so Winterscheidt.
Zisterne mit 275 Kubikmetern
Die Wärmeversorgung über einen Eisspeicher funktioniert über das Prinzip der kalten Nahwärme: Der Boden, in den der vier Meter tiefe Speicher mit einem Durchmesser von neun Metern eingelassen ist, liefert im Winter die Wärme, die im Sommer aus der Umgebung beziehungsweise aus der Kühlung der Gebäude eingespeichert wurde.
Die Zisterne in Rommerskirchen fasst 275 Kubikmeter Wasser. Über einen Wärmetauscher wird diesem die Wärme entzogen. Direkt in den Wohneinheiten wird die Trägerflüssigkeit über Wärmepumpen mit geringem Stromeinsatz auf Wohlfühltemperatur gebracht.
Durch den Wärmeentzug wird das Wasser im Speicher nach und nach zu Eis. Beim Übergang des Wassers zu Eis wird weitere Energie freigesetzt. Zum Vergleich: Die Vereisung von zehn Kubikmetern Wasser bringt einen Energiegewinn, der etwa beim Verbrennen von rund 100 Litern Heizöl entsteht.
Im Sommer funktioniert das Prinzip umgekehrt: Das Tauwasser des über den Sommer auftauenden Eises, das im Winter als kostenloses „Abfallprodukt“ entstanden ist, wird in die Häuser geleitet und sorgt dort für angenehme Kühle – ohne Betrieb einer Wärmepumpe. Am Ende des Sommers fungiert die Zisterne wieder als Zwischenspeicher, das Wasser wird mit überschüssiger Wärme aus den Solarthermieanlagen aufgeladen. Der Kreislauf beginnt von Neuem.
Autor: Stefan Sagmeister
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