Jetzt schwanken auch die Preise für Autostrom binnen Stunden
Shell startet Pilotprojekt mit dynamischen Stromtarifen an Schnellladesäulen – Preis je kWh variiert nach Tageszeit und Börsenlage
01.07.2025
Quelle: E & M powernews
Mehrfach am Tag wechselnde Spritpreise sind inzwischen Normalität. Nun folgt das Phänomen auch bei Ladestrom für E-Autos. Shell hat dynamische Tarife an Schnellladesäulen eingeführt.
Unterschiedliche Preise am selben Tag für die kWh Autostrom sind in Deutschland noch gewöhnungsbedürftig. Schwankungen sind eigentlich nur bei fossilem Sprit Normalität. Auf Stromer kommt dies nun durch ein Pilotprojekt zu.
Am 30. Juni war das Laden an Shell-Stationen bis 17 Uhr günstiger als danach. Der Mineralölkonzern reklamiert in einer Mitteilung für sich, als erster Ladesäulenbetreiber ein innovatives Pilotprojekt für dynamische Strompreise eingeführt zu haben. Es orientiert sich am Börsenpreis für Strom und will Elektromobilisten „einen finanziellen Anreiz bieten, dann zu laden, wenn Strom besonders günstig ist“.
Wer seine Batterie befüllt, wenn Erneuerbaren-Strom im Überfluss vorhanden ist, trage zur Stabilisierung des Stromnetzes bei, sagt Florian Glattes, General Manager Shell Mobility DACH. Am letzten Tag im Juni, dem Start für das Shell-Projekt, habe die maximale Differenz zwischen den angebotenen Preisen 6 Cent je kWh betragen.
Das wollte diese Redaktion genauer wissen. Auf Anfrage blickte eine Sprecherin von Shell Deutschland in Hamburg in die Aufzeichnungen des 30. Juni. Exakt um 17 Uhr änderte der Preis sich − zu Ungunsten der Ladenden. Sie hatten dann wieder den Höchstpreis zu zahlen, den Shell für die meisten der 1.600 Schnellladepunkte (mindestens 150 kW Leistung) auf 64 Cent festgesetzt hat. An Autobahnen oder in Gemeinden mit hohen Netzentgelten beträgt der Höchstsatz 67 Cent.
Bei sechs Cent Schwankung lag der kWh-Preis somit in den Stunden zuvor bei 58 Cent. Und laut Sprecherin geht es noch günstiger. Dafür haben Interessierte sich allerdings in den „Shell Recharge e-Deal“ einzukaufen. Das ist eine Art Abo, das 4,99 Euro im Monat kostet und grundsätzlich 25 Prozent Nachlass auf den Preis je kWh verspricht, bis zum Limit von 400 kWh im Monat.
Noch einmal den Rechenschieber bedient, kam ein e-Dealer am 30. Juni bei Shells günstigeren Schnellladern vor 17 Uhr also auf 43,5 Cent statt 58 Cent pro kWh. Ob das im Wettbewerb nun ein Argument für die Hamburger ist, hängt von diversen Faktoren ab.
EnBW aus Karlsruhe etwa, aktuell noch ohne dynamische Tarife an öffentlichen Punkten, vergünstigt die kWh ohne Limit auf bis zu 39 Cent, verlangt im „Mobility+“-Tarif L allerdings 17,99 Euro Grundgebühr im Monat. Die Stadtwerke Bielefeld dagegen, natürlich räumlich auf den ostwestfälischen Region begrenzt, haben gerade den Ladestrompreis an ihren öffentlichen Ladepunkten (auch bei Normalgeschwindigkeit) zum 1. Juli von 45 auf 56 Cent erhöht.
Wer Shells dynamischen Tarif testen will, benötigt die Lade-App des Unternehmens. Diese, so erklärte die Sprecherin, zeige den jeweils aktuellen Preis an. Für den Moment gelte, dass Shell bei geringem Stromangebot und teurem Einkauf den Preis nicht über die Maximalgrenze von 64 und 69 Cent erhöht.
Ob das dynamische Prinzip andersherum dazu führt, dass die kWh sich sogar um mehr als 6 Cent verbilligt, ist zwar nicht ausgeschlossen. Dass Shell einen noch höheren Rabatt weitergibt, wollte die Sprecherin allerdings nicht voraussagen. Dies hänge immer auch von der Entwicklung an der Strombörse ab.
Autor: Volker Stephan
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