Forschende: Bei Verkehrswende differenzieren

Monitoringbericht zeigt Fortschritte und Herausforderungen beim Einsatz erneuerbarer Energien im Verkehr – vollständige Elektrifizierung bleibt bis 2045 unrealistisch

02.05.2025

Quelle: E & M powernews

Ein neuer Monitoringbericht beleuchtet den Stand und die Perspektiven erneuerbarer Energieträger im Verkehrssektor – mit Blick auf die Klimaneutralität bis 2045.
 
Im aktuellen Monitoringbericht „Erneuerbare Energien im Verkehr“ analysieren Forschende den Fortschritt der Energiewende im Verkehrssektor. Beteiligt sind das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ), das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) im bayerischen Straubing, die TU Hamburg (TUHH), das Paul-Scherrer-Institut (PSI) im schweizerischen Villigen und das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP) in Leuna. Im Fokus stehen dabei sowohl biomasse- als auch strombasierte Kraftstoffe sowie erneuerbarer Strom – jeweils im Kontext eines sich wandelnden Rahmens.

Einleitend gibt der Bericht einen Ausblick auf künftigen Bedarf und Verfügbarkeit erneuerbarer Energieträger. Er stellt den Status quo der Verkehrsinfrastruktur, den Rechtsrahmen und die politischen Ziele dar und ergänzt diese um eine ökologische und ökonomische Bewertung. Die Publikation baut auf den früheren DBFZ-Berichten Nummer 11 (2019) und Nummer 44 (2022) auf und wird ausschließlich digital veröffentlicht.

Aus Sicht der Forschenden ist die Elektrifizierung aufgrund hoher energetischer Effizienzvorteile in sämtlichen Verkehrsbereichen zu bevorzugen. Gleichwohl werde es auch 2045 noch nicht möglich sein, alle Verkehrssegmente vollständig zu elektrifizieren. Für diese Bereiche empfiehlt der Bericht gezielt den Einsatz erneuerbarer Reinkraftstoffe. Allerdings sei die Herstellung solcher Kraftstoffe aufgrund begrenzter Rohstoff-Verfügbarkeit herausfordernd. Von Seiten der Forschungsinstitute heißt es, dass neue Technologien und bislang kaum genutzte Ressourcen nötig seien, um den künftigen Bedarf zu decken.

Parallel dazu müsse die Elektrifizierung auch in schwer elektrifizierbaren Segmenten wie der Luft- und Schifffahrt vorangetrieben werden. Voraussetzung seien ein langfristiger regulatorischer Rahmen sowie Investitionen in Infrastruktur, Produktionskapazitäten und Forschung.

Europäische Lösungen notwendig, so die Studie

Aktuell werden dem Bericht zufolge in Deutschland mehr als 50 Millionen Fahrzeuge genutzt, von denen der Großteil mit Verbrennungsmotoren für fossile Kraftstoffe ausgestattet ist. Bis 2045 soll dieser Anteil stark sinken. Pkw, leichte Nutzfahrzeuge und Motorräder könnten laut Analyse fast vollständig batterieelektrisch betrieben werden. Für Lkw bis 18 Tonnen und im regionalen Schwerlastverkehr erscheine die Elektrifizierung ebenfalls realistisch.

Im überregionalen Verkehr würden hingegen Antriebe mit Wasserstoff-Brennstoffzellen, LNG oder synthetischen Dieselkraftstoffen diskutiert. Welche Option sich letztlich durchsetzt, sei noch offen – europäische Lösungen seien notwendig, sagen die Forschenden.

Für Busse zeige sich ein ähnliches Bild: Elektrifizierung im Nahverkehr, erneuerbare Flüssigkraftstoffe im Fernverkehr. Bei mobilen Maschinen (NRMM) sei eine differenzierte Betrachtung je nach Leistungsanforderung nötig. Während sich kleinere Maschinenanwendungen elektrifizieren ließen, bleibe für leistungsstärkere Geräte der Einsatz von FT- und HVO-Diesel, also Diesel aus Synthesegas oder pflanzlichen Ölen, wahrscheinlich. In der Land- und Forstwirtschaft sei regional produzierter Pflanzenöl-Kraftstoff eine geeignete Option.

Der Schienenverkehr ist dem Bericht zufolge bereits weitgehend elektrifiziert. Der verbleibende Bedarf könne durch Batterie- oder Brennstoffzellen-Fahrzeuge sowie synthetischen Diesel gedeckt werden.

Luftfahrt und Schifffahrt gelten hingegen als besonders herausfordernd. Nur kleinere Einheiten könnten elektrifiziert werden, während der Großteil weiterhin auf erneuerbare Flüssigkraftstoffe angewiesen sei.

Die Verfasser des Reports halten es für denkbar, dass sich in Zukunft der Fokus von etablierten Optionen wie FAME (Fatty Acid Methyl Ester) oder Bioethanol hin zu flexibler einsetzbaren Kraftstoffen wie HVO, FT-Diesel oder synthetischem Kerosin verschieben, da diese auch für schwer elektrifizierbare Bereiche geeignet seien.
Zukünftige Optionen wie Ammoniak, Dimethylether (DME) oder Oxymethylenether (OME) werden ebenfalls diskutiert – befinden sich jedoch laut Bericht noch in einem frühen Entwicklungsstadium.

Der 205-seitige Monitoringbericht „Erneuerbare Energien im Verkehr“ steht zum Download auf der Internetseite des Deutschen Biomasseforschungszentrums zur Verfügung.
 
Autor: Fritz Wilhelm

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