Erneuerbare decken weniger als 50 Prozent des Stromverbrauchs
Erneuerbare Energien verlieren Marktanteil: Wetterbedingte Rückgänge und wachsende Anforderungen an die Infrastruktur
24.04.2025
Quelle: E & M powernews
Im ersten Quartal 2024 deckten die erneuerbaren Energien noch 56 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. 2025 sinkt der Anteil deutlich.
63,5 Milliarden kWh Strom wurden in Deutschland im ersten Quartal 2025 aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen. Der Bruttostromverbrauch lag mit prognostizierten 135,3 Milliarden kWh wohl in etwa auf Vorjahresniveau (135,4 Milliarden kWh). Allerdings konnten von Januar bis März 2024 noch 75,9 Milliarden kWh aus regenerativen Quellen gewonnen werden.
Der Anteil des aus Photovoltaik, Wind, Biomasse und anderen erneuerbaren Energiequellen gewonnenen Stroms am Bruttostromverbrauch sank damit von 56 Prozent auf rund 47 Prozent. Das geht aus vorläufigen Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor.
In einer gemeinsamen Mitteilung führen ZSW und BDEW den Rückgang vor allem auf die Witterungsbedingungen zurück. So sei in den windschwachen Monaten Februar und März die Stromerzeugung aus Windkraft deutlich zurückgegangen und sank im Vergleich zum Vorjahresquartal auf See um 31 Prozent und an Land um 22 Prozent. Insgesamt wurden durch Windkraftanlagen im ersten Quartal 33,3 Milliarden kWh Strom erzeugt. Das sind rund 14 Milliarden kWh weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Und das, obwohl die Zahl der Windkraftanlagen deutlich gestiegen ist: Seit April 2024 wurden insgesamt 872 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 4.300 MW zugebaut.
Weil neben dem Wind auch der Regen fehlte, lässt sich auch bei der Wasserkraft ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr ausmachen: Diese trug 4,2 Milliarden kWh Strom zur Stromerzeugung bei. Das sind 26 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, in dem allerdings außergewöhnlich hohe Niederschlagsmengen zu verzeichnen waren. Die Stromgewinnung aus Wasserkraft entspricht damit wieder dem ersten Quartal 2023 und deckt etwa drei Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland.
PV-Plus kann fehlenden Wind nicht ausgleichen
Anders fällt die Bilanz bei der Photovoltaik aus: Der weitere Zubau von Solaranlagen sowie ein überdurchschnittlich sonniger März sorgten für einen spürbaren Anstieg der Solarstromerzeugung, schreiben ZSW und BDEW. Mit einem Plus von 3,2 Milliarden kWh gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die PV-Erzeugung im ersten Quartal um rund 32 Prozent und deckte damit 10 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland. Zur Kompensation des Rückgangs bei der Windenergie reicht das allerdings nicht aus.
Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, verwies mit Blick auf diese Zahlen auf die Notwendigkeit, neben dem Zubau der Erneuerbaren auch den Ausbau von Speichermöglichkeiten, Flexibilitäten und steuerbaren wasserstofffähigen Gaskraftwerken voranzutreiben. „Dafür muss die neue Bundesregierung in den ersten 100 Tagen ein neues Gesetz mit verlässlichen Investitionsanreizen auf den Weg bringen, um den zügigen Ausbau steuerbarer Kraftwerkskapazitäten anzustoßen.“
Die Forderung bekräftigte Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW: „Um Versorgungssicherheit trotz witterungsabhängiger und auch saisonaler Schwankungen jederzeit gewährleisten zu können, muss der dynamische Ausbau der Erneuerbaren durch einen ebensolchen Ausbau der Infrastrukturen und Flexibilitätsoptionen flankiert werden.“ Gerade grünem Wasserstoff komme dabei eine Schlüsselrolle zu: Er verwerte erneuerbare Stromspitzen, speichere Energie kurzfristig oder saisonal und stütze in Kombination mit flexiblen Wasserstoffkraftwerken das Stromsystem. „Daneben ist er der treibhausgasneutrale Brenn- und Rohstoff, der für die Transformation der Industrie und Teile des Verkehrs benötigt wird“, so Staiß weiter. Hier müsse die neue Bundesregierung den Ausbau dringend forcieren.
Autorin: Katia Meyer-Tien
Das könnte Sie auch interessieren
Bayern Innovativ Newsservice
Sie möchten regelmäßige Updates zu den Branchen, Technologie- und Themenfeldern von Bayern Innovativ erhalten? Bei unserem Newsservice sind Sie genau richtig!