Energiewendemonitor zeigt Defizite bei Wasserstoff und Wärme auf

BDEW und EY veröffentlichen Fortschrittsmonitor Energiewende 2024 – Lob für Stromsektor, Kritik an Wärmewende

27.05.2025

Quelle: E & M powernews

Der BDEW und EY haben ihren aktuellen Fortschrittsmonitor zur Energiewende veröffentlicht. Die Analyse zeigt Erfolge, aber auch politischen Handlungsbedarf, vor allem im Wärmesektor.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young) die dritte Ausgabe des „Fortschrittsmonitors Energiewende“ vorgelegt. Die Veröffentlichung erfolgte am 26. Mai, noch vor dem geplanten offiziellen Monitoring der neuen Bundesregierung und bietet eine Vielzahl belastbarer Kennzahlen zum aktuellen Stand der Energiewende in Deutschland.

Laut der Analyse hat die Energiewende im Jahr 2024 wichtige Fortschritte gemacht. So lag der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch bei 55 Prozent. Die Treibhausgasemissionen des Energiesektors konnten im Vergleich zu 1990 um 61 Prozent reduziert werden. Gleichzeitig mahnt der Bericht dringenden politischen Handlungsbedarf an – etwa beim Ausbau steuerbarer Kraftwerke, beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und bei der Weiterentwicklung des Strommarktdesigns.

Die BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae kommentierte, die Energiebranche sei auf einem guten Weg, doch das Ziel der Klimaneutralität sei noch lange nicht erreicht. „Die Bundesregierung muss den Ausbau der Erneuerbaren konsequent beschleunigen, Investitionsanreize für flexible Erzeugungsformen schaffen und die Rahmenbedingungen für Wasserstoff verbessern“, forderte sie.
Auch EY-Partner Metin Fidan betont die Bedeutung eines tragfähigen Gesamtkonzepts. Dazu zählten eine klare Kraftwerksstrategie, der gleichzeitige Ausbau von Erneuerbaren und Netzen sowie marktdienliche Anreize für Speicher, Wärmepumpen und E-Fahrzeuge.

Besonders dynamisch entwickelte sich 2024 der Ausbau der Photovoltaik mit 17.000 MW zusätzlicher Leistung. Die Windenergie hinke dagegen weiter hinterher – sowohl an Land als auch auf See. Zwar verbesserten sich die Genehmigungsverfahren leicht, jedoch bleibt laut Fortschrittsmonitor die Flächenausweisung ein zentrales Hindernis. Die Einhaltung der sogenannten Zwei-Prozent-Regelung ist aus Sicht der Autorinnen und Autoren notwendig, um Planungssicherheit für die Branche zu schaffen.

Die Analyse unterstreicht die wachsende Bedeutung dezentraler Flexibilitäten. Der Einsatz von Speichern, Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen werde für ein stabiles Gesamtsystem immer wichtiger. Auch die Digitalisierung des Energiesystems komme voran – der Rollout intelligenter Messsysteme wurde 2024 beschleunigt, reiche aber noch nicht aus. Ein zukunftsfähiges Strommarktdesign müsse entwickelt werden, das flexible Erzeugung und Verbrauch marktwirtschaftlich anreizt, fordert der Monitor.

Der Bericht kritisiert auch die schleppende Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft. Von den bis 2030 geplanten 10.000 MW Elektrolyseleistung seien erst 1.600 MW gesichert. Ohne zügige Anpassung regulatorischer Vorgaben drohe das Ziel der Dekarbonisierung von Industrie und Energieversorgung zu scheitern.

Netzbetreiber stehen vor steigenden Investitionen, benötigen laut BDEW jedoch einen robusten Regulierungsrahmen und wettbewerbsfähige Kapitalverzinsung. Nur so lasse sich der notwendige Netzausbau finanzieren und mit dem Ausbau der Erneuerbaren synchronisieren. Im Wärmesektor stagnierte der Anteil erneuerbarer Energien bei rund 18 Prozent​. Der Absatz von Wärmepumpen ist 2024 aufgrund politischer Unsicherheiten deutlich eingebrochen. Um das Ziel von 500.000 neu installierten Wärmepumpen pro Jahr zu erreichen, seien stärkere Anreize und ein verlässlicher politischer Rahmen erforderlich. Auch die Verkehrswende komme nicht voran, so der Bericht. Trotz großen Fortschritten beim Ladesäulenausbau sei der Absatz an Elektroautos rückläufig. Auch ohne staatliche Förderung wurden rund 32.000 neue Ladesäulen 2024 errichtet, womit die installierte Ladeleistung inzwischen 8.400 MW erreicht habe. Das Auslaufen nationaler Förderprogramme habe sich jedoch unmittelbar negativ auf den Verkauf von E-Fahrzeugen ausgewirkt. „Das Tempo muss in vielen Bereichen deutlich erhöht werden, wenn die Klimaneutralität bis 2045 gelingen soll“, fordert Andreae von der neuen Bundesregierung.

Der vollständige Energiewendemonitor 2025 steht im Internet bereit.

Autorin: Susanne Harmsen

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