Eigenstromversorgung schont kommunale Finanzen

Kommunen senken Stromkosten mit regionalem Strombilanzkreis – Rheinland-Pfalz unterstützt energieautarke Modelle

22.04.2025

Quelle: E & M powernews

Über eigene Strombilanzkreisen können Kommunen mehr Gewinn aus ihren Erneuerbaren-Anlagen ziehen. Dazu rät die Energieagentur des Landes Rheinland-Pfalz.
 
Kommunen spielen eine Vorreiterrolle bei der Energiewende. Während viele von ihnen mittlerweile PV-Strom durch eigene Anlagen erzeugen, setzen sich einige Städte und Gemeinden auch mit einer effizienteren Eigennutzung des erzeugten Stroms auseinander: Mit dem Strombilanzkreismodell, auch Energieregion genannt, kann ein möglichst energieautarker, regionaler Verbund für die regenerative Eigenstromversorgung – und die Einsparung von Stromkosten.

Die Energieagentur Rheinland-Pfalz unterstützt dabei. Berater Frederik Staudt: „Insbesondere in den Beratungsgesprächen des Kommunalen Klimapakts wird immer häufiger der Wunsch geäußert, den Eigenverbrauch des eigenerzeugten PV-Stroms zu erhöhen.“ Das lässt sich mit einem Strombilanzkreis realisieren, erläutert er. Unter einem Strombilanzkreis versteht man die bilanzielle Aufrechnung von Stromerzeugung und Stromverbrauch unter Nutzung des öffentlichen Stromnetzes.

Der nachhaltig erzeugte Strom in einer Kommune, beispielsweise aus Dach-Photovoltaik, der Turnhalle wird dabei mit dem Verbrauch in verschiedenen Gebäuden - auch solche ohne eigene PV-Anlage - verrechnet. So werden nur echte Überschüsse ins Netz eingespeist, während weniger Strom teuer zugekauft werden muss. Mit einem Bilanzkreis kann der Eigenstrom über das öffentliche Netz an andere Gebäude transportiert und dort verbraucht werden. Das senkt die Stromkosten, jedoch fallen weiter Kosten je Kilowattstunde für Netzentgelte und Umlagen an.

Umsetzung in Alzey

Die Stadt Alzey ist eine der ersten Kommunen in Rheinland-Pfalz, die das Strombilanzkreismodell umsetzen. Dabei hilft das Kommunale Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (Kipki). „Mittels der Fördergelder aus dem Kipki-Programm haben wir bereits erste PV-Anlagen auf unseren Dächern installiert, mit einer Gesamtleistung von über 200 kWp“, erläutert Klimaschutzmanager Marcel Klotz aus Alzey. Der Energieversorger EWR werde in den nächsten Wochen die ersten Gebäude zum Bilanzkreis zusammenschließen, sodass der Strom daraus in verschiedenen Gebäuden verbraucht werden kann.

„Durch die günstigen Stromgestehungskosten der PV-Anlagen, der im Bilanzkreis verschobenen Strommenge – zunächst 200.000 kWh pro Jahr und der recht günstigen Kosten schaffen wir eine gute Wirtschaftlichkeit“, ordnet Klotz ein. Ein weiterer großer Vorteil sei, dass die Kommune erkennt, wie viel nachhaltigen Strom sie produziert und bilanziell selbst verbraucht.

Bürger an günstigem Strom beteiligen

Für die Umsetzung des Strombilanzkreismodells muss die Kommune einige Voraussetzungen erfüllen: So muss der Stromverbrauch innerhalb von 15 Minuten nach der Erzeugung erfolgen. Dafür sind Zähler zur registrierenden Leistungsmessung (RLM-Zähler) oder spezielle Smart Meter notwendig. Außerdem kann die Kommune bei Bedarf Fachplaner einbinden und sie muss einen Bilanzkreismodell-Dienstleister beauftragen. Das kann beispielsweise der eigene Stromversorger oder die Stadtwerke sein. 
 
Der Rhein-Hunsrück-Kreis erzeugte 2023 mittels erneuerbarer Energien fast vier Mal so viel Strom, wie dort verbraucht wird. Die Ortsgemeinden im Umkreis der zahlreichen Windkraftanlagen erhalten bereits Pachtzahlungen von den Projektierern. Landrat Volker Boch möchte aber, dass die Menschen vor Ort noch stärker als bisher direkt profitieren. Klimaschutzmanager Uhle unterstreicht: „Mit dem Strombilanzkreis bietet sich uns zusätzlich eine Möglichkeit, einen Teil der produzierten Strommenge von Windkraftanlagen zu einem günstigen Lokalstrompreis an Anwohner abzugeben.“

Die Energieberatung Rheinland-Pfalz steht im Internet bereit.
 
Autorin: Susanne Harmsen

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