Deutschland Primus bei neuen Windanlagen in Europa

Windkraftausbau in Europa stockt – Branche fordert schnellere Genehmigungen und besseren Netzausbau.

28.02.2025

Quelle: E & M powernews

In Europa wurden 2024 laut Wind Europe 16.400 MW Windkraftleistung zugebaut, 13.000 MW davon in der EU. Trotzdem würden die EU-Ziele verfehlt, kritisiert der Windverband.

Der Branchenverband Wind Europe hat am 27. Februar die Zubauzahlen für Europa im Jahr 2024 vorgelegt. Demnach wurde insgesamt eine Leistung von 16.400 MW neu installiert, 84 Prozent davon an Land. Davon entfielen 13.000 MW auf die EU-Staaten. Insgesamt verfüge Europa nun über 285.000 MW Windkraftkapazität.

Der Verband warnte, dass der Zubau weniger als die Hälfte betragen habe, was die EU benötige, um ihre Energiesicherheitsziele zu erreichen. Hauptgründe für den verlangsamten Ausbau seien schleppende Genehmigungsverfahren, unzureichender Netzausbau und eine langsame Elektrifizierung. Beschränkungen bei der Hafenkapazität und der Verfügbarkeit von Schiffen behinderten den Ausbau Offshore-Windkraft.

Deutschland war mit über 4.000 MW neu installierter Windkraftkapazität Spitzenreiter in Europa. Weitere Länder mit mehr als 1.000 MW Zubau waren Großbritannien, Frankreich, Finnland, die Türkei, Spanien und Schweden. Der Anteil der Windenergie am Stromverbrauch Europas lag 2024 bei 20 Prozent, in Dänemark sogar bei 56 Prozent. Mindestens ein Viertel ihres Stroms aus Wind bezogen zudem Deutschland, Großbritannien und die Niederlande.

Verdopplung des Zubaus bis 2030 erwartet

Wind Europe erwartet für den Zeitraum 2025 bis 2030 eine zusätzliche Leistung von 186.000 MW in Europa, was eine Verdopplung des jährlichen Windkraftzubaus bedeute, davon 139.000 MW in der EU. Zwei Drittel würden voraussichtlich an Land errichtet. Damit könnte Wind den Großteil des sauberen Stroms liefern, der zur Umsetzung des Clean Industrial Deal der EU benötigt wird. Dennoch warnt der Verband, dass sich viele Projekte verzögern könnten, wenn Genehmigungsprozesse nicht beschleunigt und Stromnetze nicht zügig ausgebaut werden.

Laut dem CEO von Wind Europe, Giles Dickson, wächst die Windenergie in Europa nicht schnell genug. „Jede in Europa gebaute Windturbine trägt dazu bei, die Strompreise für Unternehmen und Haushalte zu senken“, sagte er. Zwar habe die EU neue Genehmigungsregeln eingeführt, doch viele Länder wendeten sie noch nicht konsequent an. Deutschland sei hier eine Ausnahme: Im vergangenen Jahr wurden siebenmal so viele Onshore-Windkraftprojekte genehmigt wie vor fünf Jahren. Der Verband fordert andere Länder auf, diesem Beispiel zu folgen.

Clean Industrial Deal benötigt viel erneuerbaren Strom

Parallel zum Wind Europe-Bericht hat die Europäische Kommission den Clean Industrial Deal vorgestellt. Dieser unterstreicht die Bedeutung der Elektrifizierung für die Wettbewerbsfähigkeit Europas. In den letzten zehn Jahren stagnierte die Elektrifizierungsrate der EU bei unter 25 Prozent, während China seinen Vorsprung ausbauen konnte.

Einige Industriezweige in Europa rechnen bis 2040 mit einem stark steigenden Strombedarf. So erwartet die Chemiebranche einen Anstieg von 195 Milliarden kWh im Jahr 2030 auf 290 Milliarden kWh im Jahr 2040, die Zementindustrie von 32 auf 76 Milliarden kWh und die Aluminiumindustrie von 70 auf 100 Milliarden kWh. Aufgrund ihrer Skalierbarkeit und hohen Kapazitätsfaktoren sieht Wind Europe die Windenergie als zentrales Element zur Deckung dieses Bedarfs.

1.000 MW Windkraft erzeugten doppelt so viel Strom wie die gleiche Leistung PV, argumentiert der Verband. Ein kontinuierlicher Ausbau von 30.000 MW Windkraft pro Jahr in den 2030er Jahren könnte die Windstromerzeugung in der EU bis 2040 nahezu vervierfachen und 1.830 Milliarden kWh liefern. Auch die europäische Windkraft-Lieferkette befindet sich im Wachstum. Der Sektor investiert derzeit mehr als 10 Milliarden Euro in den Bau neuer Fabriken für Rotorblätter, Türme, Kabel und Offshore-Umspannwerke, berichtet Wind Europe.

Nordex wieder mit Gewinn

Zugleich meldet der Windkraftanlagenbauer Nordex aus Hamburg und Rostock nach einem Verlust im Vorjahr wieder schwarze Zahlen. Demnach stieg der Umsatz im Vorjahresvergleich um 12,5 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verdiente Nordex 296 Millionen Euro. Der Gewinn betrug laut Nordex neun Millionen Euro nach einem Minus von 303 Millionen Euro im Vorjahr.

Der gesamte Bericht zur europäischen Windkraftentwicklung 2024 steht in englischer Sprache als PDF zum Download bereit.

Autorin: Susanne Harmsen

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