Dena zeigt Wege für starke Verteilnetze auf

Dena-Verteilnetzstudie II zeigt: Bis 2045 braucht es mehr Investitionen, Digitalisierung und Kooperation für zukunftsfähige Energieverteilnetze

01.07.2025

Quelle: E & M powernews

Die Deutsche Energieagentur hat in Berlin ihre neue Verteilnetzstudie vorgestellt, die vier Handlungsfelder für einen wirtschaftlichen Umbau der Strom-, Gas- und Wärmenetze beschreibt.
 
Die Deutsche Energieagentur (Dena) hat am 1. Juli ihre Verteilnetzstudie II veröffentlicht. Die Untersuchung analysiert aus betriebswirtschaftlicher Perspektive, wie Strom-, Gas- und Wärmenetze in Deutschland künftig leistungsfähig bleiben können. Laut der Dena basiert die Studie auf einem modellierten Muster-Verteilnetzbetreiber, der eine durchschnittliche deutsche Kommune repräsentiert, und betrachtet dabei die wirtschaftlichen Auswirkungen des Netzausbaus bis zum Jahr 2045.

Die Energiewende finde vor allem in den Verteilnetzen statt, betonte Corinna Enders, Vorsitzende der Geschäftsführung der Dena. „Der Weg zur Klimaneutralität im Verteilnetz braucht einen verlässlichen Ordnungsrahmen, der Investitionen ermöglicht sowie Digitalisierung und Kooperation auf allen Ebenen“, sagte sie bei der Vorstellung der Studie in Berlin. 

Die Dena nennt vier zentrale Handlungsfelder, um die Netze fit für die Energiewende zu machen: attraktive Investitionsbedingungen, koordinierte Planung, verstärkte Digitalisierung und eine engere Zusammenarbeit über alle Sparten hinweg.

Mehr Geld für den Umbau erforderlich

Zentrales Ergebnis der Studie ist der hohe Finanzierungsbedarf. Laut Dena müssen die durchschnittlichen jährlichen Investitionen eines Muster-Verteilnetzbetreibers bis 2045 spartenübergreifend um 85 bis 123 Prozent gegenüber dem Stand von 2024 steigen. Gründe sind der Anschluss neuer Energieverbraucher und Erzeugungsanlagen sowie steigende Anforderungen an die Netzstabilität.

Die Dena weist darauf hin, dass die Finanzierung eine Herausforderung darstellt, insbesondere die Beschaffung von ausreichend Eigenkapital. Laut der Studie könnte dies über verschiedene Instrumente gelingen, etwa durch eine Erhöhung des regulierten Eigenkapitalzinssatzes, durch strategisches staatliches Eigenkapital oder durch die Gründung externer Gesellschaften. 

Als zweites Handlungsfeld nennt die Studie eine koordinierte Planung. Laut der Dena müssen Stromnetz- und Wärmeplanung zu einer übergreifenden Energieleitplanung mit einheitlichen Datenstandards weiterentwickelt werden, um parallele Infrastrukturen zu vermeiden. Dabei sei es wesentlich, dass europäische, Bundes- und Landesbehörden bürokratische Hürden abbauen und Genehmigungsverfahren vereinheitlichen und digitalisieren.

Digitalisierung eröffnet neue Spielräume

Auch die Digitalisierung spiele eine zentrale Rolle. Laut der Dena könne sie helfen, Energieinfrastrukturen vorausschauend zu planen und effizient zu steuern. Intelligente Messsysteme ermöglichten es, den Zustand der Netze in Echtzeit zu erfassen, was die Versorgungssicherheit erhöhe und den Netzausbau zielgerichteter mache. Zudem böten digitale Systeme die Möglichkeit, Flexibilitätspotenziale zu erschließen und Netzengpässe zu vermeiden.

Die Dena spricht sich dafür aus, eine dauerhafte Flexibilitätsnutzung ohne direkte Ausbauverpflichtung zuzulassen. Außerdem sollten die Kosten der Digitalisierung regulatorisch anerkannt werden, damit Netzbetreiber Investitionen in digitale Technik wirtschaftlich umsetzen können.

Gemeinschaftsaufgabe Energiewende

Als viertes Handlungsfeld identifiziert die Studie eine intensivere Zusammenarbeit aller Akteure. Laut Dena müsse die Kooperation zwischen den Netzbetreibern aller Sparten ebenso gestärkt werden wie die Partnerschaften mit Hochschulen, Start-ups oder regionalen Zusammenschlüssen. So könnten Ressourcen gemeinsam beschafft, der Fachkräftemangel gemildert und Wissen schneller in die Praxis gebracht werden. Denkbar seien laut Studie auch die Bildung von Kompetenz-Clustern oder Joint Ventures, um den Umbau der Netze effizienter zu gestalten.

Die Verteilnetzstudie II wurde zwischen Mai 2024 und Juni 2025 unter Federführung der Dena erstellt. An dem partnerfinanzierten Projekt beteiligten sich die BET Consulting GmbH aus Aachen, die Bergische Universität Wuppertal sowie die BMU Energy Consulting GmbH aus Köln. Zudem wirkten 26 Verteilnetzbetreiber aus ganz Deutschland mit, darunter kommunale Stadtwerke und große Konzerngesellschaften. 

Die Dena Verteilnetzstudie II steht als PDF zum Download bereit.
 
Autorin: Susanne Harmsen

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