Aber die beiden inzwischen beendeten Energieeffizienz-Netzwerke im Rahmen der BEEN-i beziehungsweise IEEN, an denen die Rauschert-Gruppe beteiligt war, haben auch konkrete Einspar-Erfolge aufzuweisen. In das erste mit dem Namen „Rennsteigenergie“ im Zeitraum 2015 bis 2017 war als Moderator Rauschert-Geschäftsführer Dr. Richard Metzler eingebunden.
Neben ein paar Unternehmen aus seiner Keramik-Gruppe war eine Siebdruckerei, ein auf Parfümflacons spezialisiertes und weitere Glaswerke, Kunststofffirmen und ein Pharmatechnik-Unternehmen dabei, alle diesseits und jenseits der ehemaligen Zonengrenze zwischen Bayern und Thüringen am Rennsteig angesiedelt. Alle Unternehmen hatten das zentrale Energiethema Wärme im Blick. „Wir wollten 11.000 Megawattstunden (MWh) Energie einsparen – das beauftragte Monitoring-Institut hat am Ende festgestellt, dass wir 13.000 MWh geschafft haben“, erinnert sich Vogl zurück.
Rennsteigenergie 2 (RE2) folgt
Kein Wunder, dass auf diesen Erfolg „Rennsteigenergie 2“ (RE2) folgte. Waren im ersten Netzwerk noch zehn Unternehmen beteiligt, machten diesmal gleich 16 mit, darunter sogar ein Quarzsandwerk. Für das gerade beendete RE2 waren Einsparungen von 8.000 MWh geplant, „erreicht haben wir tatsächlich etwa 15.000 MWh“, hebt Vogl hervor.
Und wie kamen diese Erfolge zustande? „In Glasfirmen wurden Glaswannen erneuert, es wurden Kompressoren getauscht, bei uns auch ein Keramikofen“. Damit die anderen Netzwerk-Firmen erfahren, was Erfolge zeitigt, „trifft sich zwei bis drei Mal pro Jahr die komplette Truppe - von Geschäftsführung, Energiemanagement, Fertigung, Technikern bis zum Einkauf. Für jedes Treffen wird ein Thema festgelegt und dafür Referenten eingeladen. Dieser Informationsaustausch bringt am meisten“, so Vogl. Es werde über Druckluft, Photovoltaik, Antriebe , Batterien oder E-Mobilität genauso gesprochen wie über Fördermöglichkeiten.
Die Kooperation wird sogar über das BEEN-i-Netzwerk hinaus gepflegt. So hat es zwischenzeitlich eine Gruppe namens „Interessensgemeinschaft Rennsteig“ zur Verbesserung der Versorgungssicherheit mit Strom gegeben. Denn ob Keramiköfen oder Glaswannen: Stromausfall führt zu Produktionsausfall und hohen Kosten.
Ende 2020 endete offiziell auch RE2. Doch am 19. Januar 2021 wurde am Rennsteig bereits ein neues Netzwerk mit dem Schwerpunkt Dekarbonisierung gestartet. „Die Neufassung des BEEN-i macht es möglich - da geht es nicht mehr nur um Energie , sondern auch explizit um die Umwelt“, erläutert Vogl. Und sie nennt noch einen ganz anderen Aspekt, der für Energieeffizienz-Netzwerke spricht: „Unter diesem offiziellen Rahmen gibt es keine kartellrechtlichen Probleme.“
Energieeffizienz – in Netzwerken effizienter
Kurz nacheinander waren im Herbst 2020 sowohl das Weiterführen der bundesweiten Initiative Energieeffizienz-Netzwerke (IEEN) und des Bayerischen Pendants BEEN-i, der Bayerischen Energieeffizienz-Netzwerk-Initiative verkündet worden. In Berlin hatten Bundes-Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Bundesminister für Wirtschaft und Energie Peter Altmaier (CDU) die „Vereinbarung zur Fortführung der IEEN“ unterzeichnet. Und im Freistaat hat Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) „BEEN-i 2.0“ gestartet. Sein Ziel ist es, der sehr erfolgreichen BEEN-i-Initiative noch mehr Schub zu geben.
BEEN-i ist im Wesentlichen Teil der IEEN, bestätigt Leonard Höcht vom Cluster Energietechnik der Bayern Innovativ GmbH in Nürnberg. Der Projektmanager Technologie ist Koordinator der Bayerischen Netzwerk-Initiative, sieht Bayern Innovativ als „Verknüpfungspunkt“ sowohl zwischen Firmen und dem Bayerischen Wirtschaftsministerium als auch zur Bundesinitiative IEEN. Diese wiederum wird von der DENA, der Deutschen Energieagentur organisiert und von den beteiligten Wirtschafts-Dachverbänden getragen. Sie reichen von AGFW, dem „Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK “, über den Handelsverband Deutschland HDE bis zum Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie ZVEI. Die DENA wiederum hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und das Beratungsunternehmen Adelphi mit dem bundesweiten Monitoring der Netzwerk-Einsparungen beauftragt.
In den nächsten fünf Jahren sollen 350 weitere IEEN-Netzwerke entstehen, damit zu den bereits eingesparten viele weitere Millionen Tonnen CO2 kommen, die nicht mehr in die Luft geblasen werden. In Bayern soll bis 2022 die Anzahl der Netzwerke auf etwa 80 und der teilnehmenden Unternehmen von bislang 400 auf 700 steigen. Doch dazu braucht es Firmen, die mitmachen. Für die praktische Organisation der Zusammenarbeit sind Netzwerkträger und Moderatoren nötig.