Nun haben Sie die Genehmigungen, die Batterien bei sich am Hof zu lagern. Was passiert danach?
Peter Meißner: Ich glaube, die ganz große Herausforderung im Batterierecycling ist – und auch das muss man in so einem Gespräch heute mal darstellen: Wir haben ja nicht den einen Batterie-Typ. Wir haben verschiedene Zelltypen, verschiedenste Kathoden-Materialien, das heißt, dieser Rohstoff splittet sich gerade in viele, viele Sub-Rohstoffe auf, die auch unterschiedlich zu behandeln sind. Das heißt, die große Herausforderung ist eben auch, sich auf diese Vielfalt von möglichen Batterietypen und Zellchemien einzustellen. Und das bedeutet, das ist ein permanenter Lernprozess, und das ist eine der ganz großen Herausforderungen auch für ein Netzwerk, frühzeitig zu wissen, was kommt denn eigentlich an Batterietechnologie tatsächlich in den Markt, wo wir dann nach drei, fünf oder sieben Jahren uns mit der Entsorgung auseinandersetzen müssen und da fehlen einfach noch viele Informationen. Die müssen wir uns heute tatsächlich mit den Batterien, mit der Demontage der Batterien selbst erarbeiten.
Welche Rolle spielt second use in diesem Zusammenhang?
Peter Meißner: Es ist wichtig, second use immer als Option zu prüfen. Das kann man wahrscheinlich auch schon in den Werkstätten machen oder bald bei den entsprechenden Herstellern dieser Batterien. Wenn dann einmal ein Entsorgungsvorgang eingeleitet worden ist, geht man schon davon aus, dass es im Regelfall Batterien für das eigentliche stoffliche Recycling sind. Aber wenn die Batterien in Ordnung sind und die Kunden das auch freigeben, das ist ja ein wichtiger Punkt, dann entstehen bei uns tatsächlich auch immer wieder Module, die für second use grundsätzlich geeignet sind und die werden dann auch für entsprechende Hersteller von Speichersystemen aus secund use-Modulen geliefert.
Stichwort: Kreislaufwirtschaft. Was muss sich ändern, damit Sie Batterierecycling noch besser meistern können?
Peter Meißner: Der Batteriepass, der jetzt in der EU festgelegt ist und die wesentlichen Daten der Batterie bereithält, wurde ins Leben gerufen. Aber das garantiert noch nicht, dass bei jeder Batterie, die wir irgendwo entsorgen müssen, dann auch diese Daten vorliegen. Also, hier wird man darüber nachdenken müssen, wie diese Daten auch digital verfügbar sind. Das ist das eine. Das zweite ist, jeder Hersteller von Batterien muss sich zwar registrieren, in der EAR als Batterie-in-Verkehrbringer. Aus unserer Sicht könnte man das noch weiter dazu nutzen und mehr Daten über die Batterie selbst auch dort zu hinterlegen, beispielsweise: welche Zellchemie ist das, wie ist die Zelle insgesamt aufgebaut, die Batterie aufgebaut, also wichtige Informationen für das spätere Recycling. Hier fehlen uns noch die Informationen, gerade wenn es Hersteller gibt aus Amerika oder aus China. Diese Informationen kommen nicht so schnell in den Markt wie die von den europäischen Herstellern.
Gibt es da Hersteller, die schon im Sinne von design for recycling Daten mitliefern?
Peter Meißner: Also, aus meiner Erfahrung nach fast 30 Jahren Abfallwirtschaft in nahezu allen Abfallströmen und Produkten würde ich sagen, das ist immer ein hehrer Wunsch. Aber zunächst mal stehen die Produkteigenschaften im Vordergrund und vor diesem Hintergrund werden die Produkte auch sicherlich so gebaut, dass sie optimal die Anforderungen erfüllen. Das Recycling spielt tatsächlich - das finden wir nicht gut - eher eine untergeordnete Rolle. Auch die Recycling-Wirtschaft hat es immer wieder geschafft, die Herausforderung, die dann entstehen, auch zu erfüllen. Das muss man ja auch dazu sagen. Dafür sind wir ja auch da. Also insofern nein, ich glaube nicht, dass man heute so viel diesen Aspekt betrachtet, sondern es stehen ja technische Entwicklungsszenarien im Mittelpunkt. Cell-to-pack ist so etwas oder eben vollkommen verklebte Batteriemodule, die sich dann tatsächlich auch für das stoffliche Recycling nicht mehr so trennen lassen. Da haben wir sehr viel Erfahrung, das sehen wir auch. Ich habe aber nicht die Hoffnung, dass sich das sozusagen in Richtung einer besseren Demontierbarkeit ändert. Ich glaube, wir müssen uns darauf einstellen.
Vergleichbar mit dem Mobiltelefon, bei dem man früher auch den Akku einfach tauschen konnte - das ist heutzutage eigentlich nicht mehr möglich.
Peter Meißner: Ja, wir hoffen natürlich, und wir sehen, dass die Batterien heute länger haltbar sind, als man ursprünglich gedacht hat. Also wir sprechen vor drei, vier Jahren von von fünf, sechs, sieben Jahren. Heute geht man schon davon aus, dass eine Fahrzeugbatterie durchaus zehn Jahre halten kann. Das heißt, der Lebenszyklus wird länger. Das ist auch gut so. Ja, vielleicht gibt es für einige auch eine second use-Option, aber entscheidend ist, dass wir mit relativ wenig Aufwand - und darauf kommt es ja an, weil das ist ja meistens ein personeller und Anlagen-technischer Aufwand - dann auch die Rohstoffe recyceln können. Und davon ist letztlich abhängig, ob das Recycling auch erfolgreich ist. Am Ende ist es ja eine Kostenfrage und da sind wir bei einem ganz entscheidenden Punkt, den wir, glaube ich, jetzt noch steuern können in der gesamten weiteren Entwicklung. Wir sehen das ja bei den Fahrzeugen heute, dass über 80 Prozent der Fahrzeuge, die in Deutschland abgemeldet werden, eben nicht in Deutschland demontiert und recycelt werden, sondern noch zur Rohstoffgewinnung oder zum Wiederaufbau ins Ausland gehen und Batterien eignen sich natürlich grundsätzlich auch für diesen Weg. Wir müssen schauen, dass wir nicht in eine ähnliche Entwicklung hineinlaufen, dass wir zwar jetzt hier Rohstoffe recyceln wollen, aber am Ende die Batterien in anderen Ländern weiter genutzt werden und das ist ja eine nicht ganz einfach zu beantwortende Frage. Ist das gut oder schlecht? Man kann das auch durchaus als Nachhaltigkeit sehen, wenn gebrauchte Produkte in anderen Regionen weitergenutzt werden, wenn sie denn dann dort auch ordnungsgemäß recycelt werden. Und solange das nicht der Fall ist, sollten wir solche auch riskanten Produkte wie Batterien nicht einfach ausländischen Märkten übergeben, sondern hier in unserem Land oder in der EU recyceln.