Chancen für deutsche Unternehmen in der Slowakei und Tschechien

Wasserstoffstrategien und Chancen für deutsche Unternehmen

19.02.2025

Quelle: E & M powernews

2025 wird in der Slowakei und Tschechien der Wasserstoffbereich gefördert. Das tschechische Umweltministerium stellt rund 120 Millionen Euro für den Bau von Elektrolyseuren bereit.

Das Geld fließt vor allem in die ehemaligen Kohleregionen Karlovy Vary, Usti nad Labem und Mährisch-Schlesien. 

Das Ministerium für Industrie und Handel in Prag hat im Sommer 2024 seine Wasserstoffstrategie aktualisiert. Bis 2030 sollen jährlich rund 20.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden. Nach den Plänen der Regierung wird der Brennstoff künftig vor allem im Verkehr, als chemischer Grundstoff zur klimaneutralen Herstellung von Kraftstoffen und Kunststoffen sowie zur Speicherung von überschüssiger Energie aus erneuerbaren Quellen oder aus Kernkraft genutzt. 

Für deutsche Unternehmen ergeben sich daraus nach Einschätzung von German Trade und Invest auf diesem Wege vielfältige Chancen. Die Thüringer Kyros Hydrogen Solutions ist schon in Tschechien aktiv. Sie lieferte ein Elektrolyse-System auf Basis einer Protonen-Austauschmembran für den bislang einzigen tschechischen Elektrolyseur auf regenerativer Energiebasis in Napajedla bei Zlin. Der bayerische Maschinenbauer Riedel Kooling wiederum produzierte die Prozesskühlung für die Anlage. 

Auch die deutsche Auslandshandelskammer in der slowakischen Hauptstadt Bratislava wirbt emsig um Investoren in puncto Wasserstoff. Vor kurzem hat sie einen „Kompetenzen-Atlas“ aufgelegt, worin auch Möglichkeiten zum Einsatz von Wasserstoff im Verkehr aufgezeigt werden. 
  Zu Beginn dieses Jahrzehnt hatte die slowakische Regierung eine Wasserstoffstrategie verabschiedet und auch einige Leuchtturmprojekte ins Leben gerufen. Allerdings wurden diese Vorhaben wegen anhaltender politischer Querelen für Jahre auf Eis gelegt. Erst seit Mitte vergangenen Jahres kommt wieder eine öffentliche Debatte in Gang. 

Wasserstoffproduktion über dem Verbrauch

Laut Berechnungen des Instituts für Wirtschaftsanalysen in Bratislava ist die Slowakei bislang bei der Produktion von Wasserstoff autark. Von 2019 bis 2023 lag sie um durchschnittlich 0,3 Prozent über dem Verbrauch. 2023 wurden 151.100 Tonnen Wasserstoff produziert, 2022 waren es noch 163.800 Tonnen. Momentan wird Wasserstoff vor allem von chemischen und petrochemischen Unternehmen genutzt, die größten Chance sehen Fachleute jedoch im Verkehrs- und Energiesektor. 

Bis 2030 könnte der jährliche Verbrauch von Wasserstoff auf 186.000 Tonnen steigen. Diesen Bedarf könnten die Slowaken unter den aktuellen Voraussetzungen nicht mehr aus eigener Kraft decken. Deshalb wird der Ruf nach Pilotprojekten für die Erzeugung von grünem Wasserstoff immer lauter. Auch sorgen widersprüchliche Vorgaben für dessen Förderung für Verstimmung. 

Im Zusammenhang mit der Erzeugung von grünem Wasserstoff sorgen auch die aktuellen Auseinandersetzungen um Gaslieferungen mit der Ukraine für heftige Kritik an der slowakischen Regierung. Denn die European Green Hydrogen Initiative definiert die Ukraine als strategischen Partner bei der Entwicklung von erneuerbarem Wasserstoff. 

Bis 2030 sollen dort Elektrolyseure mit einer installierten Leistung von 10.000 MW für die Erzeugung von grünem Wasserstoff entstehen. Nur 1.800 MW würden für den heimischen Markt genutzt. Oleksandr Riepkin zufolge, dem Vorsitzenden des Ukrainischen Wasserstoffrates, entwickelt sich die Wasserstoffindustrie trotz der russischen Invasion weiter und es wurden auch schon erste Projekte gestartet. Bis 2035 sollen 0,6 Millionen Tonnen und bis 2050 2,5 Millionen Tonnen Wasserstoff produziert werden. 

Die Slowakei bräuchte nach Einschätzung von Branchenkennern genau diesen Wasserstoff, um vor allem ihre Düngemittel- und Stahlproduktion umweltfreundlicher zu gestalten. Darüber hinaus verfügt die Ukraine über ideale geografische Bedingungen für die Erzeugung von Solar- und Windenergie, womit sich grüner Wasserstoff erzeugen lässt. Wegen der aktuellen Auseinandersetzungen um Gas bestehe jedoch die Gefahr, dass die Regierung in Bratislava auf Dauer einen potenziellen Partner für die Umsetzung von Wasserstoffplänen im Bereich der Ökologisierung der Öl-, Chemie- oder Gasindustrie verprelle.

Autorin: Karin Rogalska

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