Bosch setzt auf Elektrolyse statt Brennstoffzellen

Bosch setzt auf Wasserstoff: Strategiewechsel hin zur Elektrolyse-Technologie

21.01.2025

Quelle: E & M powernews

Bosch strukturiert seine Wasserstoff-Aktivitäten neu und setzt verstärkt auf die Elektrolyse-Technologie. Die Entwicklung stationärer Brennstoffzellensysteme stellt der Konzern ein.

Bosch konzentriert sich künftig auf die Wasserstoff-Erzeugung und den Vertrieb von Elektrolyse-Komponenten, insbesondere von PEM-Elektrolyse-Stacks. Dies geht aus einer Mitteilung des Unternehmens hervor. PEM steht für Polymer-Elektrolyt-Membran. Über diese Membran wird Wasser mithilfe von Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff getrennt. Aufgrund ihrer flexiblen Fahrweise gilt die PEM-Elektrolyse als besonders geeignet für den dynamischen Betrieb mit Strom aus volatilen Energiequellen.​ Bosch erhofft sich in diesem Bereich hohe Wachstumschancen und will sich damit − so der eigene Anspruch − als zentraler Anbieter am Markt positionieren.

Dieser Fokus geht auf Kosten der Entwicklung und Serienfertigung von stationären Brennstoffzellensystemen auf Basis der Festoxid-Technologie (Solid Oxide Fuel Cell, SOFC). Diese werden eingestellt. Zur Erklärung: SOFC sind eine spezielle Art von Brennstoffzellen, die mit keramischen Elektrolyten arbeiten und hohe Betriebstemperaturen von 600 bis 1.000 Grad Celsius erreichen. Sie wandeln chemische Energie in Strom um und können dabei verschiedene Brennstoffe wie Wasserstoff, Erdgas oder Biogas nutzen.

Aufgrund ihrer hohen Effizienz und geringen Emissionen gelten sie zwar als vielversprechende Technologie für die dezentrale Energieversorgung. Allerdings sind die Herstellungskosten hoch, wie Bosch anführt. Zudem entwickle sich die Nachfrage mehr in Richtung leistungsstärkerer Systeme mit CO2-Abscheidung, was wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringe. Dazu kommt: In Europa, insbesondere in Deutschland, vermisst Bosch politische Rahmenbedingungen, um die Verstromung von Wasserstoff rentabel zu gestalten.

Auswirkungen auf Mitarbeitende und Partnerschaften

Gemeinsam mit Partnern arbeitete der Konzern über zehn Jahren an der SOFC-Technologie und erprobte diese in mehr als 100 Pilotanlagen. Dennoch hat sich die Konzernleitung für diesen Strategiewechsel entschieden.

Von dieser Entscheidung betroffen sind rund 550 Mitarbeitende, die überwiegend in Deutschland tätig sind. Bosch versichert in seiner Mitteilung, in enger Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretungen sozialverträgliche Lösungen zu erarbeiten. „Für einige Beschäftigte“, so das Unternehmen, könnte ein Wechsel in den Bereich der Elektrolyse-Technologie eine Option sein.

Parallel dazu beendet Bosch die Technologiepartnerschaft mit dem britischen Unternehmen Ceres Power. Diese Kooperation bestand seit 2018 und zielte auf die Entwicklung stationärer Brennstoffzellen ab. Bosch wird seine Minderheitsbeteiligung an Ceres Power künftig als Finanzinvestition betrachten und langfristig Möglichkeiten zur Desinvestition prüfen.

Marktchancen für Elektrolyse

Die Entscheidung für den Ausbau der Elektrolyse-Technologie basiert auf der Erwartung, dass die globale Kapazität für Wasserstoff-Elektrolyse bis 2030 auf bis zu 170.000 MW ansteigen wird. Bosch rechnet damit, dass der Markt für Elektrolyse-Systeme bis zum Ende des Jahrzehnts ein Volumen von bis zu 37 Milliarden Euro erreichen könnte. 

Bosch hebt hervor, Wasserstoff weiterhin als strategisches Wachstumsfeld zu sehen. Thomas Pauer, Vorsitzender des Bereichsvorstands von Bosch Power Solutions, lässt sich mit folgenden Worten zitieren: „Angesichts volatiler Marktentwicklungen müssen wir als Unternehmen unsere Kräfte bündeln und unser Portfolio fokussieren. Wir sehen Wasserstoff als wichtigen Energieträger zur Dekarbonisierung des Energiesystems. Für die regenerative Erzeugung von Wasserstoff müssen weltweit in großem Umfang Elektrolyse-Anlagen mit leistungsfähigen Stacks aufgebaut werden. Darin liegen für Bosch mit unserem Know-how große Geschäftschancen. Darauf werden wir uns konzentrieren.“

Autorin: Davina Spohn

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