Baustoffe nachhaltig nutzen – IÖR-Materialkataster Deutschland liefert essenzielle Grundlagen
Leibniz-Institut IÖR stellt erstmals flächendeckende Daten zur Baustoffverteilung im deutschen Gebäudebestand bereit
10.04.2025
Quelle: Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V.
Der Gebäudesektor steht weltweit in der Kritik: Er verursacht rund 45 % des globalen Ressourcenverbrauchs und einen erheblichen Anteil an den Treibhausgasemissionen. Gleichzeitig entstehen bei Abrissen jedes Jahr Millionen Tonnen Bauabfall.
Ein nachhaltiger Wandel ist dringend erforderlich – und das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) liefert mit dem neuen Materialkataster Deutschland jetzt eine zentrale Datengrundlage, um genau diesen Wandel zu unterstützen.
Erstmals stellt das IÖR flächendeckende Informationen zur Zusammensetzung und Verteilung von Baustoffen im gesamten deutschen Gebäudebestand bereit. Über 20 Milliarden Tonnen Baustoffe sind in den rund 51,6 Millionen Gebäuden des Landes verbaut – mit Beton (46 %), Kalksandstein und Ziegel als dominante Materialien. Der Anteil nachwachsender Rohstoffe wie Holz oder Stroh beträgt bislang nur etwa ein Prozent. Die mit den Baumaterialien verbundenen CO₂-Emissionen belaufen sich auf 2,86 Milliarden Tonnen – das entspricht dem deutschen Ausstoß in vier Jahren.
Das Kataster basiert auf 3D-Gebäudemodellen des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie und verknüpft diese mit materialtypischen Kennzahlen, die das IÖR über mehr als ein Jahrzehnt hinweg erarbeitet hat. So lässt sich für jede Gemeinde und jeden Gebäudetyp (z. B. Einfamilienhaus, Bürogebäude oder Fabrikhalle) ableiten, welche Materialien in welchen Mengen verbaut wurden. Diese Daten bilden eine wichtige Entscheidungsgrundlage für:
- Kommunen, um Kreislaufstrategien und Rückbaupotenziale zu planen
- Architekturbüros und Start-ups, um Geschäftsmodelle im Bereich zirkuläres Bauen zu entwickeln
- Recyclingunternehmen, um zukünftige Abfallmengen besser kalkulieren zu können
- Planungsbehörden, um den Einsatz von Sekundärrohstoffen gezielt zu steuern
„Unser Ziel ist es, Materialkreisläufe regional zu schließen und dadurch den Rohstoffbedarf beim Neubau mit dem Abbruchmaterial vor Ort abzugleichen“, sagt Georg Schiller, Leiter der Forschungsgruppe „Anthropogene und Natürliche Ressourcen“ am IÖR. Damit liefert das Materialkataster eine zentrale Grundlage für zirkuläres Bauen, nachhaltige Stadtentwicklung und kommunale Steuerungsinstrumente.
Das Kataster ist über das Datenrepositorium ioerDATA öffentlich zugänglich. Ergänzend bietet das Informationssystem Gebaute Umwelt (ISBE) eine interaktive Einsicht in die Materialkennzahlen.
Die Forschung wird fortgesetzt: Künftig sollen noch genauere Daten etwa zum Baualter oder zu potenziellen Schadstoffbelastungen integriert werden, um die Anwendungsmöglichkeiten des Katasters weiter auszubauen. Das IÖR setzt dabei auf die enge Zusammenarbeit mit Kommunen, Planungsbüros und der Bauwirtschaft.
Die ganze Pressemitteilung finden Sie auf der Webseite des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung e. V.
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