Wie eHUBS die Zukunft der Mobilität beeinflussen können

E-Autos, E-Bikes oder auch E-Scooter sind mittlerweile für den Großteil der Bevölkerung geläufige Begriffe und fest im deutschen Sprachgebrauch integriert. Wie aber steht es um die Bedeutung des Wortes eHUBS? Hier würde sicherlich nicht jede bzw. jeder auf Anhieb die richtige Erklärung parat haben. Grund genug, bei unserer Expertin Emma Costa nachzufragen. Sie repräsentiert Bayern Innovativ als Partner im EU-Projekt "eHUBS".

Wie können eHUBS die Zukunft der Mobilität beeinflussen
Wie können eHUBS die Zukunft der Mobilität beeinflussen?


Emma, was sind überhaupt eHUBS?

Emma Costa: Unter eHUBS versteht man Orte, an denen verschiedene nachhaltige E-Fahrzeuge zur gemeinsamen Nutzung bereit stehen (z. B. E-Bikes, E-Cargo-Bikes, E-Scooter , E-cars). Es gibt unterschiedliche Konzepte, von sogenannten Mini-Hubs mit nur ein bis zwei Parkplätzen bis hin zu großen Stationen, die über mehrere Fortbewegungsmittel verfügen und z. B. an Bahnhöfen oder wichtigen Verkehrsknotenpunkten liegen.

Welche Vorteile bieten eHUBS dem Nutzer?

Emma Costa: Der Nutzer kann aus einem attraktiven Angebot von verschiedenen Elektromobilitätsdiensten wählen. Somit fällt der Verzicht auf das eigene Auto leichter, vor allem in Städten . Dies wiederum hat einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden und die Umwelt: Denn die Städte werden durch die geringeren CO2-Emissionen sauberer, wohnlicher und angenehmer.

Welches Ziel verfolgt das EU-Projekt "eHUBS" und welche Rolle nimmt Bayern Innovativ als Partner des Projekts ein?

Emma Costa: Bei dem eHUBS Projekt handelt es sich um ein Konsortium aus sieben Städten und 15 europäischen Partnern, u. a. Organisationen, Universitäten und E-Mobilitätsdienstleistern. Ziel des Projekts unter der Führung der Stadt Amsterdam ist es, den Anteil an shared (geteilter) und elektrischer Mobilität zu erhöhen und damit den Verkehr in Städten umweltfreundlicher und effizienter zu gestalten.
Bayern Innovativ unterstützt die Stadt Kempten, die einzig deutsche Stadt in diesem Projekt, bei der Errichtung der eHUBS. Darüber hinaus erstellen wir anhand der gewonnenen Projekterfahrungen einen Leitfaden, den andere Städte beim Aufbau von Mobilitätsstationen nutzen können .

Welche Rolle spielt Psychologie in der Verhaltensforschung rund um eHUBS?

Emma Costa: Die Psychologie spielt eine enorm wichtige Rolle in der Verhaltensforschung rund um eHUBS. Unser Projektpartner, die Forschungsgruppe “Psychology for Sustainable Cities” der Fachhochschule in Amsterdam, hat in diesem Kontext zehn Empfehlungen erarbeitet, um die Nutzung von eHUBS, also Mobilitätsstationen, zu steigern. Die größte Herausforderung besteht zunächst darin, die Bürger davon zu überzeugen, dass sie das eigene Auto nicht mehr nutzen – immerhin sind Menschen ja Gewohnheitstiere. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Verhaltensänderung. Also, man versucht, durch spezielle Maßnahmen die Mobilitätsmuster der Bürger, insbesondere der Autofahrer, zu ändern.


Wie sehen solche Maßnahmen in der Praxis aus?

Emma Costa: Im Prinzip geht es um die Formel „Wissen – Nutzen – Motivieren“, die einen Umstieg wahrscheinlicher macht. Soll heißen, die Bürger müssen wissen, wie eHUBS funktionieren, der einfachen und bequemen Nutzung darf nichts im Wege stehen und die Bürger sollen motiviert werden, eHUBS zu nutzen.

"Die Attraktivität von eHUBS steigern" war ja auch Thema im Rahmen des ADAC Bar Camps, in dem Bayern Innovativ mit Dir vertreten war:

Emma Costa: Ja, genau. Das war eine richtig spannende Session, die wir hier ausrichten durften. Die genau Aufgabenstellung lautete: „Wie können Mobilitätsstationen, sogenannte eHUBS, attraktiver gemacht werden, damit in der Bevölkerung ein Umdenken stattfindet“ . Hierfür wurden von den Teilnehmern eine ganze Reihe an Ideen und Vorschläge erarbeitet, um eHUBS optimal zu gestalten. Dabei hat sich grundsätzlich gezeigt, dass eHUBS mehr als nur ein Ort mit verschiedenen elektrischen Mobilitätslösungen bieten. Vielmehr geht es darum, einen „Community-Treffpunkt“ oder „Mobi-Kiez“ mit weiteren attraktiven Angeboten zu erschaffen, um die eHUBS so zum Dreh- und Angelpunkt des Soziallebens der Stadt zu machen. Denkbar wäre außerdem, noch weitere nachhaltige Dienstleistungen anzubieten, wie Werkstätten oder auch Recycling/Upcycling Stationen. Nun kommt es darauf an, derartige Konzepte in den Pilotstädten zu testen, um herauszufinden, welche sich davon realisieren lassen.

Das Projekt geht noch bis Herbst 2022 – Kannst Du schon etwas zu den „Lessons learned“ berichten?

Emma Costa: Zunächst ist es sehr spannend, in diesem multidisziplinären Konsortium aktiv mitzuwirken und verschiedene Verkehrsmittel sowohl physisch als auch digital miteinander zu vernetzen. Besonders interessant ist für uns aber auch, die „Learnings“, die sich in so einem Projekt ergeben, aufzuzeigen. Dazu gehört, z. B. die einzelnen Schritte, Visionen, Zielgruppen und Ziele zu definieren, die Kommunen für die Errichtung von Mobilitätsstationen benötigen. Auch die Wahl des geeigneten Standorts sollte gut durchdacht werden. Außerdem spielt die Frage nach den passenden Sharing-Anbietern und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern eine wesentlichen Rolle. Schließlich geht es darum, die Alternativen zum eigenen Auto für den Nutzer so attraktiv wie möglich zu gestalten.

Sind diese gewonnenen Erkenntnisse bereits verfügbar bzw. nutzbar?

Emma Costa: Wir arbeiten gerade daran. Im Rahmen unserer Aufgaben in dem eHUBS Projekt erstellen wir ein digitales Learning Tool, das sich rund um den Prozess des Aufbaus von Mobilitätsstationen befasst. Dieses Tool dient als „Blueprint“ für andere Städte – sogenannte replication cities - und soll dabei helfen, Mobilitätsstationen erfolgreich zu installieren und so den richtigen Weg in eine nachhaltige Mobilität einzuschlagen. Der eHUBS Blueprint für Städte wird voraussichtlich Ende diesen Jahres fertig.  Wenn Sie sich als „replication city“ beteiligen möchten, können Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen.

Ihr Kontakt

Bastian Ritter