Am 23. und 24. April 2024 fand die vierte bayerisch-tschechische Delegationsreise mit Fokus auf Smart Regions-Technologien nach Nordostbayern statt. Über 50 ausgewählte Personen aus Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik waren eingeladen sich über innovative Lösungen im Bereich Energie, Mobilität und Dateninfrastrukturen zu informieren, Erfahrungen auszutauschen und Ideen für neue grenzüberschreitende Projekte zu entwickeln. Ziele der Reise waren die beiden Smart-City-Modellprojekte in den Landkreisen Wunsiedel und Hof, sowie der Lucas-Cranach-Campus der Hochschule Coburg mit dem Testgelände des Projekts „Shuttlemodell Region Oberfranken2 (SMO) in Kronach. Ausgerichtet wurde die zweitägige Veranstaltung von der Themenplattform Smart Cities & Regions von Bayern Innovativ in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat der tschechischen Republik in München und dem Digitalraum Main-Donau-Moldau e. V.
Im Fokus des ersten Tages stand das Thema nachhaltige Energieversorgung. Zum Auftakt begrüßte der Landrat des Landkreises Wunsiedel Peter Berek die Delegation im Energiepark Wunsiedel. Die Teilnehmenden konnten sich bei einer Führung vor Ort ein Bild von der nachhaltigen Energieerzeugung mit Biomasse im Heizkraftwerk, der Produktion von Holzpellets zur Energiespeicherung und der Gewinnung von grünem Wasserstoff in einer der größten Elektrolyseanlagen Bayerns machen. Anschließend ging es weiter in das Haus der Energiezukunft in Wunsiedel, wo Bürgermeister Nicolas Lahovnik die Delegation empfing. In mehreren Impulsvorträgen wurden die Teilnehmenden u. a. über das Projekt „Smartes Fichtelgebirge“ von Projektleiter Oliver Rauh, über die Energieversorgung der Zukunft in Smart Cities von Gerhard Meindl (Es-geht!-Energiesysteme GmbH) und über die beiden laufenden grenzübergreifenden und EU-geförderten Interreg-Projekte Hydromun und PilotInnCities von Sarka Kuthanova (Es-geht!-Energiesysteme GmbH) informiert. Beim darauffolgenden Speed-Dating hatten die Teilnehmenden auf der bayerischen und tschechischen Seite schließlich die Gelegenheit, selbst miteinander ins Gespräch zu kommen und über mögliche Projektideen zu sprechen.
Am zweiten Tag lag der inhaltliche Schwerpunkt auf Mobilität und kommunalem Datenmanagement. Am Vormittag konnten die Delegationsteilnehmenden im Lucas-Cranach-Campus der Hochschule Coburg nach einer Begrüßung durch den Dekan der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik Prof. Dr. Alexander Rost einige Eindrücke aus der Forschungsarbeit im Bereich der autonomen Mobilität und dem SMO-Projekt durch das Team des Masterstudiengangs Autonomous Driving Prof. Dr. Georg Arbeiter, Prof. Dr. Alisa Lindner und Prof. Dr. Lucila Patino-Studencki gewinnen. Während einer Campusführung mit Studierenden und dem Hochschulteam konnten die bayerischen und tschechischen Gäste einen Einblick in die technischen Herausforderungen des autonomen Fahrens erlangen, z. B. beim Einsatz von KI und dem teleoperierten Steuern von Fahrzeugen. Auch eine Testfahrt mit dem autonomen Shuttle aus dem SMO-Projekt stand auf dem Programm. Nachmittags ging es weiter ins Landratsamt nach Hof, wo der Fachbereichsleiter des Büros des Landrats Hermann Seiferth und der Netzwerkkoordinator Smart Cities Paul-Bernhard Wagner die Aktivitäten und Projekte der Smart-City-Modellregion Hof vorstellten. Im Vordergrund stand hier vor allem die Einrichtung eines sogenannten Data Lakes als grundlegende Dateninfrastruktur, die als Basis für einen alle 27 Gemeinden des Landkreises umfassenden Digitalen Zwilling genutzt werden soll, um beispielsweise Hochwasser- und Starkregenereignisse zu simulieren und deren Auswirkungen somit besser begegnen zu können. Mit einem per App nutzbaren On-Demand Shuttle-Service konnte der Landkreis außerdem eine innovative und bereits im Einsatz befindliche Lösung für Mobilitätsherausforderungen in ländlichen Regionen präsentieren. Abschließend gab Prof. Dr. Richard Göbel von der Hochschule Hof noch einen Ausblick auf ein in Kürze startendes Projekt zur Optimierung des intermodalen Verkehrs im ländlichen Raum. Am Ende der Delegationsreise verabschiedete der Landrat Dr. Oliver Bär die bayerischen und tschechischen Teilnehmenden der Delegationsreise und betonte dabei insbesondere die Notwendigkeit der grenzübergreifenden Zusammenarbeit und des gegenseitigen Lernens, um den Herausforderungen der Zukunft mit innovativen, digitalen Lösungen begegnen zu können.
Die Teilnehmenden zogen eine durchweg positive Bilanz der zwei Tage. Insbesondere wurden die vorgestellten Projekte sowie die gut gelungene Zusammensetzung der Teilnehmenden aus beiden Ländern sehr gelobt. Es wurde angedeutet, dass auch aus dieser Delegationsreise weiterführende Kooperationsprojekte mit tschechischen Partnerstädten angestoßen wurden. Im nächsten Jahr ist wieder ein Gegenbesuch in Tschechien geplant.