Nachhaltigkeitsberichterstattung ist langweilig und nervt?

Ganz und gar nicht – wenn man es richtig angeht!

29.01.2025

Wie man das Thema Nachhaltigkeit spannend vermitteln kann, zeigten am 23. Januar 2025 Bettina Schlüter, Heidi Zucker, Stephanie Kickert, Andreas Dietrich und Nam Phong Ngo bei unserer Veranstaltung „Nachhaltigkeitsberichterstattung – Klarheit schaffen, Chancen nutzen“ in den Räumen der Bayern Innovativ GmbH in Nürnberg.

Moderiert von Bayern Innovativs Nachhaltigkeitsexpertin Dr. Petra Blumenroth ging es zum Aufwärmen mit Impulsvorträgen erstmal in die Theorie des weiten Felds Nachhaltigkeit – woher, wohin, warum, weshalb, was gibt es bereits für Angebote.
Dies war eine gelungene Überleitung in die parallelen Workshops „Erste Schritte zu Strategie und Nachhaltigkeitsbericht“ (A) und „Interaktive Case Study zur Klima-Szenarioanalyse“ (B).

Einfach mal anfangen!

Beide Workshops bildeten in interaktiven Gruppenarbeiten mit fiktiven Unternehmensbeispielen grundlegende Analysen ab, die im Zuge einer Berichterstattung notwendig sind – oder auch einzeln durchgeführt einen wichtigen Grundpfeiler für die strategische Ausrichtung und Resilienz eines Unternehmens darstellen können.
Dabei wurden Auswirkungen entlang der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette betrachtet sowie Chancen und Risiken durch den Klimawandel und gesellschaftliche Veränderungen identifiziert.

Workshop A zeigte die systematische Vorgehensweise auf, mit der Kernfragen erörtert und beantwortet werden können:

  1. Stakeholderanalyse: Identifikation der relevanten Interessengruppen
  2. Wesentlichkeitsanalyse: Welche Themen sind zentral für das Unternehmen? Wo liegen in unserem Unternehmen die größten Hebel, um Nachhaltigkeit effektiv umzusetzen? Also positive Veränderungen voranzutreiben und Risiken zu minimieren.
  3. Strategie: Festlegung von Zielen und Prioritäten, wie z. B. „Welche Risiken müssen unbedingt gemanagt werden?“ oder „Wo gibt es Wachstumspotenziale durch nachhaltiges Wirtschaften?“
  4. Operationalisierung: Übersetzen der Strategie in konkrete Maßnahmen – „Wie kann die Strategie in die Praxis umgesetzt werden?“
  5. Kommunikation: Transparente Darstellung der Fortschritte und Ergebnisse.

Eine wichtige Empfehlung aus dem Workshop: „Einfach mal anfangen!“, zum Beispiel damit, ein internes Team zusammenzustellen, um die Themen anzugehen. Häufig bringen Mitarbeitende überraschend viel Wissen und neue Perspektiven ein, auch von Personen, die bisher wenig im Fokus standen. Mit ein wenig Mut zu Offenheit und Vertrauen in die eigene Organisation kann das volle Potenzial ausgeschöpft werden, um in einem strukturierten Prozess Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln und in die Umsetzung bringen zu können.

Wie mit den Erkenntnissen umgehen?

Ziel des Workshops B war, Chancen und Risiken im Kontext des Klimawandels und gesellschaftlicher Veränderungen anhand des fiktiven Unternehmens zu identifizieren und daraus Strategien abzuleiten. Als methodischer Ansatz diente die STEEP-Methode. Diese analysiert Chancen und Risiken unter Berücksichtigung der sozialen, technologischen, ökologischen, ökonomischen und politischen Dimensionen.

Wichtige im Workshop identifizierte Themen:

  • Klimawandel: Auswirkungen auf Produktionsstandorte und Lieferketten.
  • Ressourcenknappheit: Steigende Kosten und begrenzte Verfügbarkeit von Materialien.
  • Biodiversitätsverlust: Auswirkungen auf Rohstoffquellen und gesellschaftliche Anforderungen.
  • Gesundheitsrisiken: Veränderungen durch Arbeitsbedingungen oder Umweltbelastungen.

Wie sollen Unternehmen mit den Erkenntnissen aus der Analyse umgehen? Hier ist es wichtig, anhand einer Wesentlichkeitsanalyse vorab diejenigen Themen zu identifizieren, welche für das Unternehmen essenziell sind, um auf Basis der Ergebnisse die Szenarioanalyse durchzuführen. Erst dann können strategische Maßnahmen zur Minimierung von Risiken und der Nutzung von Chancen am besten abgeleitet werden. Wichtig ist das proaktive Handeln der Unternehmen, um den Chancen mehr Gewicht gegenüber den Risiken zu geben.

Impressionen

Impulse zum Finale

Die abschließende Frage- und Diskussionsrunde setzte darüber hinaus noch etliche Impulse : Viele Unternehmen sind unsicher, wie sie das Thema Nachhaltigkeit konkret und strategisch angehen können. Häufig betrachten Unternehmen nur den Umweltaspekt von Nachhaltigkeit („Wir tun doch schon genug“) und vernachlässigen die finanziellen, gesellschaftlichen und sozialen Dimensionen, die ebenfalls integraler Bestandteil sind.

Mehrfach adressiert wurde das Dilemma der Berichtspflicht. Ein Thema, das zwar interessant und relevant ist, aber eben auch mit einem erheblichen Mehraufwand für die Unternehmen verbunden und deswegen „nervt“. Pragmatischer Ansatz „Hilft ja nicht“ gegen „Wie vermittelt man das Thema als Chance und nicht nur als Pflicht?“: Hier sehen sich die Teilnehmenden am stärksten durch positive Beispiele aus der eigenen Region zum Handeln motiviert.

Erkenntnisse als Input für weitere Veranstaltungsformate lieferte der Wunsch nach Best-Practice-Präsentationen durch Führungskräfte aus Unternehmen, die bereits erfolgreich die CSRD implementiert haben. Solche Erfolgsgeschichten könnten andere Unternehmen inspirieren und ihnen konkrete Vorteile aufzeigen.

Viele Teilnehmende äußerten, dass sie durch die Veranstaltung mehr Sicherheit im Thema gewonnen hätten, insbesondere für die Argumentation gegenüber CEOs oder CFOs. Die Balance zwischen regulatorischen Anforderungen und praktischen Umsetzungsmöglichkeiten bleibt herausfordernd. Der neue, verschlankte Standard VSME könnte hier möglicherweise hilfreich sein. Weiterhin bleibt die Aufgabe – insbesondere in mittelständischen Unternehmen – bestehen, für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und Überzeugungsarbeit zu leisten, um Nachhaltigkeit als Chance zu begreifen.

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