Transformation im Mittelstand: Interview mit der NISAR Autonomy GmbH

Die Nisar Autonomy GmbH entwickelt eine technische, datengetriebene Plattform zur Effizienzsteigerung bei der Entwicklung intelligenter, (teil-)autonomer Software Systeme. Das Start up aus Garching bei München hat sich mit seiner umfangreichen Expertise auf die Bereiche Automotive, Robotics, Communication, Cloud Computing und Functional Safety spezialisiert. Seit kurzem ist die Nisar Autonomy GmbH auch Partner im Cluster Automotive.

Transformationslotse Dirk Maaß hat das Unternehmen besucht und in nachfolgendem Gespräch mit den beiden Geschäftsführern Dr. Michael Göller und Dr. Ke Zhu interessante Einblicke erhalten.

Hallo Michael, hallo Ke, vielen Dank, dass Ihr uns heute mehr über Euer Unternehmen erzählen werdet. Nachdem Ihr seit kurzem Partner im Cluster Automotive bei Bayern Innovativ seid, möchten wir Euch und Euer Business gerne näher kennenlernen und mehr über Eure Geschäftsidee, Produkte, Kompetenzen und Bedarfe erfahren. Außerdem interessiert uns Eure Einstellung zum Thema Transformation. Aber alles der Reihe nach… zunächst würde ich gerne wissen, woher der Name NISAR stammt und inwieweit er für Euer Unternehmen steht.

Michael Göller: Hallo Dirk, wir freuen uns auch, dass wir uns als neue Clusterpartner vorstellen dürfen und mehr über unser Unternehmen erzählen dürfen. Tatsächlich ist der Name NISAR auf unser Maskottchen zurückzuführen. Dabei handelt es sich um einen Narwal – dieser symbolisiert mit seinem Stoßzahn die Fähigkeit, Widerstände zu durchdringen. Gleichzeitig ist der Stoßzahn ein sehr empfindliches Organ mit sehr feinen Sensoren – genau diese Sensoren benötigen wir auch in der Welt der autonomen intelligenten Systeme. Unser Narwal stammt von der Isar, daher der Name NISAR.

Was ist Euer Background und wo kommt ihr her?

Ke Zhu: Unser Team setzt sich vor allem aus sehr erfahrenen Mitgliedern zusammen, die schon auf eine längere Berufspraxis zurückblicken können. Wir decken ein sehr breites Feld ab und ergänzen uns dabei sehr gut: Michael und ich kommen beide aus der Robotik und haben dort promoviert. Danach haben wir mehrere Jahre in der Automobilindustrie im Bereich Fahrerassistenzsysteme und Sensorfusion gearbeitet. Zusätzlich haben wir tiefe Kenntnisse von IT, IoT und Cloud Technologie. Ab sofort richten wir unser Team auf zwei Säulen aus, um gleichzeitig Deutschland und China – den aktuell dynamischsten Markt – zu bedienen.

Welche Kernkompetenzen zeichnen Euch aus?

Michael Göller: Unsere größte Kompetenz - neben dem, was man in den Jahren in Forschung und Entwicklung individuell gelernt hat - ist wohl das breite Feld, das wir in unserem Team abdecken. Wir verbinden die Welt der Automotive und ADAS-Entwicklung mit der Robotik sowie mit IoT und Cloud Kompetenz. Das Spannende daran ist, dass wir schon mehrfach im Team festgestellt haben, dass wir völlig unterschiedliche Perspektiven auf die gleichen Problemstellungen haben. Dadurch sind wir in der Lage, all diese Perspektiven in einer Lösung zu vereinen: eine moderne, cloud-basierte Tool-Landschaft für datengetriebene Entwicklung.

Die Steigerung der Effizienz in der Entwicklung ist der Schlüsselfaktor für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie.

Ke Zhu Geschäftsführer NISAR Autonomy GmbH https://www.bayern-innovativ.de/de/partner/nisar-autonomy-gmbh

Welchen Bedarf wollt Ihr abdecken?

Ke Zhu: Der Bedarf, den wir sehen und in unserer eigenen Vergangenheit erlebt haben, ist es, die Effizienz in der Automotive Softwareentwicklung erheblich zu steigern. Das gilt sowohl für die Kosten als auch für die Entwicklungsdauer. Durch die Elektromobilität wurde die Tür für unzählige neue Player auf dem Markt geöffnet. Auf dem Markt wird sich allerdings nur behaupten können, wer schnell und kostengünstig entwickeln kann.

Michael Göller: Hier sehen wir hauptsächlich zwei Hebel, einmal den Bereich IT und Informatik sowie Automotive. Gerne will ich das genauer erläutern: In der IT- und Informatik-Welt sind die Werkzeuge stark usability-orientiert. Da gibt es z.B. Metriken, die besagen, nach wie vielen Klicks der Anwendende sein Ziel erreichen können muss. In der Automotive Welt sind die Tools hingegen oft stark prozess-orientiert. Hier müssen wir die Tools so gestalten, dass sie usability-orientiert sind und die Prozesse im Hintergrund korrekt abbilden. In einem Interview wurde uns einmal gesagt, wir müssten die Automotive SW Entwicklung dahin bringen, wo die Informatik heute ist – und nicht wo sie vor 20 Jahren war.

Nisar Autonomy GmbH
Die beiden Geschäftsführer Ke Zhu und Michael Göller möchten eine Cloud-Plattform entwickeln, die die Kollaboration in der Softwareentwicklung verbessert und den Austausch von Software, Daten oder Services effizienter gestaltet

Ke Zhu: Daneben sind in der Automotive-Welt die Werkzeugketten über lange Zeit gewachsen und bestehen oft aus separaten Werkzeugen, die für einzelne Probleme geschaffen wurden. Hier gibt es unzählige Brüche in den Ketten. Was fehlt ist eine Plattform aus einem Guss, die alle diese Teile vereint und sich dabei dem Stand der Technik aus der IT bzw. Informatik bedient.

Das klingt sehr anspruchsvoll…Worauf wollt ihr euch konzentrieren?

Michael Göller: Wir werden nicht jedes Rad neu erfinden. Wir fokussieren uns auf eine moderne, cloud-basierte Plattform speziell für die datengetriebene Entwicklung von mobilen, intelligenten Systemen, also für automatisiertes Fahren und Robotik. Dafür entwickeln wir Tools für modulares Architekturdesign, Re-Simulation und Over-the-Air-Fahrzeugintegration sowie speziell für ROS einen Browser, mit dem man live zur Laufzeit die Nodes und Topics debuggen kann. Und an diese Cloud Plattform docken wir dann auch die etablierten Tools an.

Wo seht ihr Euer Potenzial und welcher Markt ist für Euch interessant?

Michael Göller: Tatsächlich herrscht Aufbruchstimmung im Bereich des Autonomen Fahrens. Gemäß dem Motto „Bei einem Goldrausch soll man nicht ins Graben, sondern in Schaufeln investieren“ identifizieren wir Entwicklungswerkzeuge für Automotive Software im allgemeinen und Fahrfunktionen im speziellen als unsere Märkte. Mit unseren Wurzeln in ADAS, Robotik und IT wollen wir diese Plattform schaffen, mit der sich Entwickler wirklich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können und unsere Kun-dinnen und Kunden dadurch erhebliche Effizienzsteigerungen erfahren. Langfristig wollen wir diese Plattform zu einem kompletten Ökosystem ausbauen, in dem wir die Entwicklergemeinschaft zusam-menbringen und auch den Austausch zwischen einzelnen Akteuren erheblich effizienter gestalten.

Ke Zhu: Ganz besonders schauen wir hier auch auf den chinesischen Markt, denn mit unserem nativen Team dort verstehen wir den Markt, die kritischen Szenarien und Interessen sowie die Mentalität vor Ort. Dies ermöglicht es uns, Partnerschaften vor Ort einzugehen sowie auch ein Sprungbrett für deutsche Firmen in den chinesischen Markt sein zu können.

Was versteht Ihr unter Transformation?

Michael Göller: Transformation ist ein natürlicher Prozess der dynamischen Anpassung - Transformation ist Fortschritt. Etablierte, gewachsene Vorgehensweisen und Technologien werden ersetzt durch solche, die aus dem aktuellen Stand der Technik hervorgehen. Das gilt für Antriebsysteme genauso wie für Entwicklungswerkzeuge. Die Software übernimmt zunehmend die Alleinstellungsmerkmale: Früher hat man ein Auto mit etwas Software verkauft, in Zukunft wird man vielleicht Software mit einem Auto verkaufen.

Die Software übernimmt zunehmend die Alleinstellungsmerkmale: Früher hat man ein Auto mit etwas Software verkauft, in Zukunft wird man vielleicht Software mit einem Auto verkaufen

Michael Göller Geschäftsführer NISAR Autonomy GmbH https://www.bayern-innovativ.de/de/partner/nisar-autonomy-gmbh

Nisar Autonomy GmbH
Nisar vereint völlig unterschiedliche Perspektiven in einer Lösung: eine moderne, cloud-basierte Tool-Landschaft für datengetriebene Entwicklung.

Was oder wen sucht ihr (z.B. Fachkräfte, Entwicklungspartner etc.)?

Ke Zhu: Wir suchen konkret Interessierte, die diese Herausforderungen auch so sehen wie wir und diesen Weg mit uns zusammen gehen wollen. Das können sowohl begeisterte Personen sein, die mit uns Lösungen erarbeiten wollen, oder auch Personen oder Firmen, die Probleme sehen, für die sie selbst noch keine Lösung haben. Willkommen sind aber auch einfach alle, die sich für die Materie interessieren - gerade in Zeiten des Wandels entwickelt man sich am besten durch gegenseitige Inspiration.

Michael Göller: Aktuell haben wir Interesse an Fachgesprächen mit Entwicklern und SW-Architekten, um zu lernen „wo der Schuh drückt“. Außerdem sind für uns Firmen interessant, die unsere Tools einmal ausprobieren möchten, und uns Feedback für die weitere Entwicklung zukommen lassen.

Vielen Dank für den interessanten Austausch mit Euch. Es ist immer wieder spannend, genauere Einblicke in innovative Unternehmen und insbesondere unsere Clusterpartner zu erhalten. Ich bin sicher, Ihr werdet es mit Euren Ideen und Kompetenzen noch weit voranbringen und freue mich, Euch dabei unterstützen und begleiten zu dürfen. Viel Erfolg weiterhin bei Euren Projekten.

Ihr Kontakt

Dirk Maaß

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