Das Lernlabor Education and Learning Lab for Sustainability Innovations (ELLSI)

29.04.2024

Das Lernlabor Education and Learning Lab for Sustainability Innovations (ELLSI), das im Rahmen des KI-Produktionsnetzwerks Augsburg der Technischen Hochschule Augsburg ermöglicht wurde, existiert nun seit einem halben Jahr. Als Netzwerkpartner im KI-Produktionsnetzwerk interessiert sich die Bayern Innovativ, insbesondere der Cluster Mechatronik & Automation, dafür, was hier aktuell schon passiert, wie verschiedene Zielgruppen partizipieren können und welche langfristigen Ziele von den Ideengeberinnen verfolgt werden. Hierzu ist Clustermanager Robert Dölle im Gespräch mit Prof. Dr. Simone Kubowitsch, die im Tandem mit Prof. Dr. Sarah Hatfield die wissenschaftliche Leitung inne hat.

Interview Lernlabor Education Bayern Innovativ

Kannst Du uns erklären, was wir uns genau unter dem ELLSI vorstellen dürfen?

ELLSI ist das Education and Learning Lab for Sustainability Innovations der Technischen Hochschule Augsburg und im Rahmen des KI-Produktionsnetzwerks entstanden. Angegliedert an das Recycling Atelier des Instituts für Textiltechnik Augsburg, der ersten Modellfabrik für mechanisches Textilrecycling, werden hier Lösungen entlang einer nachhaltigen, textilen Produktionskette entwickelt. Der Fokus von ELLSI geht jedoch über die Textilbranche hinaus. Sowohl für regionale als auch überregionale Unternehmen bieten wir eine Plattform für Nachhaltigkeitstransformationen. Beispielsweise arbeiten wir intensiv an innovativen Lernformaten für Unternehmen und Einrichtungen zur Steigerung von Nachhaltigkeitskompetenzen.  

Was hat Euch auf die Idee gebracht, ein Lernlabor ins Leben zu rufen?

Die Initiative zu einem innovativen Lernlabor für das Megathema Recycling und Kreislaufwirtschaft ging zunächst von unserer Hochschulleitung aus. Schnell war klar, dass es für alle Beteiligten ein Herzensthema ist. So wurde aus einer zukunftsweisenden Idee in kurzer Zeit eine Entscheidung – und die Umsetzung.

Welche Zielgruppen spricht das Lernlabor ELLSI an?

Das ELLSI möchte den Transfer von Wissen auf breiter Basis sicherstellen. Eine Hauptzielgruppe sind KMU und größere Unternehmen, die wir auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit begleiten und beispielsweise bei ihrer Twin Transformation unterstützen. Ausgehend von der Modellfabrik des Textilrecyclings können praxisnahe Impulse und Handlungsempfehlungen für alle produktionsnahen Unternehmen erarbeitet werden, in einem gemeinsamen und verzahnten Vorgehen. Diese und weitere Themen möchten wir auch in die Forschung und in die Gesellschaft tragen. So entwickeln wir beispielsweise partizipative Formate, in denen auch Bürgerinnen und Bürger an der Entwicklung von neuen Ideen für Recycling und Nachhaltigkeit mitwirken können. 

Inwiefern spielt Dein Background als Wirtschaftspsychologin eine Rolle bei ELLSI?

Aus meiner Sicht, durchaus eine wesentliche. Im ELLSI legen wir durchgängig wirtschaftspsychologische Theorien, Modelle und Forschungsmethoden zugrunde, um Transformationsprozesse und Lernformate für den Ausbau von transformativen und Nachhaltigkeitskompetenzen fundiert und wirksam zu konzipieren. Auch bei der Sensibilisierung von Konsumentinnen und Konsumenten greifen wir auf unser wirtschaftspsychologisches Wissen zurück, um nachhaltige Kaufentscheidungen zu fördern. Wenn Wirtschaft, wie manche sagen, zu drei Vierteln aus Psychologie besteht, dann trifft das auf Nachhaltigkeit wahrscheinlich genauso zu.

Künstliche Intelligenz ist gegenwärtig in aller Munde. Spielt KI auch im Lernlabor eine Rolle?

Bei der Entwicklung von Lernformaten für Unternehmen hin zu mehr Nachhaltigkeit versuchen wir, konsequent die Verknüpfung von KI und Nachhaltigkeit zu denken. So können beispielsweise Auszubildende in einer spielerischen Lernumgebung ihr Wissen und ihre Kompetenzen zu Recycling und Kreislaufwirtschaft mit der Unterstützung von generativer KI erweitern. Wir hoffen, dadurch einen Beitrag zur Entwicklung von Zukunftskompetenzen auf breiter Basis leisten zu können. 

Ein weiteres Beispiel sind unsere Strategie-Workshops und Beratungsprojekte für KMU. Wir wissen, dass in vielen Branchen über die Veränderungsprozesse, die mit der Sustainability-Ausrichtung verbunden sind, nicht losgelöst von Digitalisierung nachgedacht wird. Deshalb diskutieren wir mit KMU die Potenziale von Twin Transformation. Eine vernetzte Betrachtung dieser beiden Megatrends KI, be-ziehungsweise Digitalisierung und Nachhaltigkeit eröffnet die Perspektive von innovativen Lösungen und Synergien. Ein Umsetzungsbeispiel wäre etwa die Entwicklung und Nutzung von KI-basierten, unternehmensspezifischen Entscheidungsunterstützungssystemen. Auch hier können wir mit unserem wirtschaftspsychologischen Background bei einer humanzentrierten und gleichzeitig effektiven Umsetzung unterstützen.

Welche Beteiligungsmöglichkeiten bietet das ELLSI den Akteuren der bayerischen Wirtschaft?

ELLSI ist eine offene Plattform für die bayerische Wirtschaft. Wir bieten Leistungen an und nehmen gleichzeitig Signale und Ideen auf. Das können Bedarfe für künftige Lösungen oder innovative Ansätze aus der Praxis sein, die wir in unsere Konzepte integrieren.

Zu unseren Leistungen für die Wirtschaft gehören Seminare und Workshops zur Nachhaltigkeitstransformationen und zur Entwicklung dafür wichtiger Future Skills. Aktuell erstellen wir zudem ein Sustainability Innovation Playbook, das Firmen in der Praxis nutzen können. Das halte ich für sehr vielversprechend. Besonders spannend und interessant für unsere Partner in der Wirtschaft sind unsere sehr anwendungsorientierten Beratungsprojekte für Twin Transformation, in Form eines Studierendenprojekts während eines Semesters oder als Forschungskooperation, einschließlich etwa einer Bachelor- oder Masterarbeit mit direktem Praxisbezug. Ganz nebenbei können sich unsere Partnerunternehmen dabei als attraktive Arbeitgeber präsentieren.

Speziell für die Textilbranche können wir daneben für das Zukunftsthema Design for Recycling wertvolle Impulse geben und gemeinsam Lösungen entwickeln. 

Last but not least ist ELLSI ein offener Lernort – als Partner für Bildungseinrichtungen und viele weitere Interessierte – beispielsweise mit unserem Open Atelier, an jedem zweiten Donnerstag eines Monats.

Wie wird der Transfer-Gedanke im ELLSI gelebt?

Durchgängig – so kann man es durchaus sagen. Für uns steht der Transfer unserer Konzepte und Werkzeuge in die Lehre und weitere Forschung an der Technischen Hochschule Augsburg, in Unternehmen und Institutionen sowie in die ganze Gesellschaft an erster Stelle. Für jeden dieser Bereiche entwickeln wir geeignete Formate, um beispielsweise gemeinsam mit Firmen angewandte Fragestellungen zu untersuchen, mit einem klaren Win-Win-Anspruch. Weitere praktische Transferchancen ergeben sich beispielsweise dadurch, Wissen aus dem Recycling Atelier für Stakeholder nutzbar zu machen.

Was macht das ELLSI einzigartig?

Einzigartigkeit ist natürlich ein hoher Anspruch – ich glaube, dass es insbesondere unsere vielfältige Vernetzung ist, die uns im Kern ausmacht und von anderen unterscheidet. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten aus Psychologie, IT und Data Science, wie auch der Wirtschaft und speziell der Textilbranche, gehört unbedingt dazu – ebenso die Verzahnung von Forschung und Praxis, mit einem hohen Anwendungsbezug für Unternehmen und weiteren Bereichen der Gesellschaft. Und schließlich geht es uns um die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Region, aber auch bundesweit. So steht ELLSI für Synergien aus Vernetzung.


 

Weitere Infos unter: Lernlabor ELLSI (tha.de)

Empfehlung: Erleben Sie Prof. Dr. Simone Kubowitsch als Expertin bei unserem Webinar „Aus der Forschung in die Praxis“ am 15.05.2024: ⁣Bayern Innovativ - Innovation leben (bayern-innovativ.de)

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