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Ladeorte für die E-Mobilität
Die Elektromobilität bildet einen wichtigen Baustein, um globale Klimaziele zu erreichen. Statistiken zeigen, dass der Markt an E-Fahrzeugen rasant wächst. Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur schreitet kontinuierlich voran. Dennoch liest und hört man öfter, dass die Ladeinfrastruktur aktuell nicht ausreiche, um dem rasanten Wachstum an Elektrofahrzeugen nachzukommen. Ob diese Behauptung stimmt, klären wir mit Emma Costa Argemi – Projektmanagerin der Kompetenzstelle Technologie und Elektromobilität bei Bayern Innovativ.

Emma, warum liegt Dir das Thema Elektromobilität so am Herzen?
Emma Costa Argemi: Es gibt mehrere Gründe. Zum einen bin ich davon überzeugt, dass die Elektromobilität einen sehr großen Beitrag für die Umwelt und für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft leisten kann. Zum anderen sehe ich immer wieder, wie emotional dieses Thema betrachtet wird. Denn die Elektromobilität ist ein Teil der Mobilitätswende und alles was mit Änderungen zu tun hat, weckt häufig auch bestimmte Ängste. Deswegen besteht ein Teil meiner Arbeit daraus, diese Ängste zu reduzieren oder sie ganz wegzunehmen.
Stimmt die Behauptung, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur der steigenden Zahl an E-Autos hinterherhinkt?
Emma Costa Argemi: Wenn man sich die Statistiken der letzten Monate anschaut, dann ist es tatsächlich so, dass die Neuzulassungen von Elektroautos rasant gewachsen sind und auch weiterhin ständig steigen. Im Vergleich dazu klettert die Anzahl an neuen Ladepunkten nicht ganz so schnell in die Höhe. Aber diese Zahl an sich hat keine so hohe Relevanz, weil es auf die tatsächliche Auslastung ankommt, also wie häufig diese Ladeinfrastruktur genutzt wird.
Mit Ausnahme von einigen Fällen – manchen hochfrequentierten Standorten – sehen wir, dass es immer noch genügend Ladepunkte gibt. Wir sind weit weg von einer Überlastung. Aber dennoch sehen wir, dass die Anzahl an Ladevorgängen steigt. Deshalb müssen noch mehr Ladepunkte auf die Straßen gebracht werden, um so die öffentliche Ladeinfrastruktur weiter auszubauen.
Woran liegt es, dass Ladepunkte so unterschiedlich genutzt werden?
Emma Costa Argemi: Um tiefer in diese Thematik einzutauchen, haben wir ein Whitepaper dazu erstellt. Denn so pauschal können wir die Frage nicht beantworten, da es sehr situationsabhängig ist. Wenn man mit seinem Auto von Punkt A nach B fahren möchte, dann macht es keinen Sinn, dass die Aufladung z. B. acht Stunden dauert, bis man weiterfahren kann. Genauso unsinnig wäre es, einen Umweg von mehreren Kilometern fahren zu müssen, bis eine Ladestation erreichbar wäre.
Daraus ergibt sich, dass die Autofahrenden häufiger Ultraschnell-Ladestationen direkt an der Autobahn nutzen, als dies in der Innenstadt der Fall ist. Das heißt, sowohl die Ladeleistung als auch der Ort müssen an die jeweiligen Ladebedarfe angepasst sein. Und was wir noch festgestellt haben ist, dass Schnellladestationen auch auf Supermarktparkplätzen sehr beliebt sind.
Aber steckt man sein E-Auto extra für eine viertel Stunde oder 20 Minuten – solange der Einkauf dauert – ans Stromnetz an?
Emma Costa Argemi: Ja, denn das ist ein perfektes Match. In der Regel brauchen Menschen im Durchschnitt zwischen 20 und 30 Minuten beim Einkaufen und in dieser Zeit steht das Auto sowieso. Somit kann man diese Zeit gut nutzen, um ein paar Kilometer nachzuladen und die Strecke gut nach Hause zu kommen. Zudem ist das Aufladen am Supermarkt meistens noch kostenlos und macht das Ganze deswegen zusätzlich attraktiver.
Reichen diese 20 bis 30 Minuten tatsächlich aus, um so viel nachzutanken, dass man danach auch eine wesentlich größere Strecke zurücklegen kann?
Emma Costa Argemi: Das ist unterschiedlich, je nachdem, was es für ein Auto ist und wie die jeweiligen Mobilitätsbedürfnisse aussehen. Für einige ist der geladene Strom im Supermarkt vollkommen ausreichend für die ganze Woche. Andere hingegen stecken ihr Auto zusätzlich zu Hause über Nacht noch in die Wallbox, schließen es neben der Straße oder am nächsten Tag bei ihrem Arbeitsplatz an.
Warum bieten Betreibende von Supermärkten es kostenlos an? Welchen Vorteil haben sie davon?
Emma Costa Argemi: Dabei handelt es sich um einen Extra-Service für die Kunden der Supermärkte. Diese fahren oft extra dorthin, um kostenlos das Elektroauto aufzuladen, während sie die Zeit zum Einkaufen nutzen. Aber in naher Zukunft, wenn immer mehr E-Autos dazukommen, wird der Strom nicht mehr gratis zur Verfügung stehen.
In dem Whitepaper habt Ihr auch eine Umfrage durchgeführt, wie es um die Verbesserung der Ladeorte aussieht. Wie sehen die Ergebnisse aus?
Emma Costa Argemi: Bei der Frage „Wie zufrieden sind Sie mit der aktuellen Ladeinfrastruktur?“ kam unter den Befragten heraus, dass besonders „Fremdparker“ ein großes Ärgernis darstellen. Dabei handelt es sich um Autos mit einem Verbrennungsmotor, die in den Parkbereichen für Elektroautos parken und dadurch die Plätze der Ladestationen blockieren.
Ein weiterer Punkt ist das Thema Preistransparenz. Am Anfang der Ladevorgänge ist nicht immer klar, wieviel am Ende bezahlt werden muss – dadurch kommt es häufig zu Überraschungen. Zudem ist auch die Beschilderung oft nicht eindeutig.
Der größte Wunsch besteht darin mehr Ladepunkte zu haben, sowohl Langsam- als auch Schnellladepunkte. Die langsameren Ladestationen sollten sich an allen Standorten befinden, an denen geparkt wird und die Autos eh über einen längeren Zeitraum stehen. Bei einem Park-and-ride-System müssen beispielsweise keine Ultraschnell-Ladestationen sein, an Autobahnen hingegen schon. In unserem kostenfreien Whitepaper können die Ergebnisse ausführlich nachgelesen werden.
Emma, wie wird sich Deiner Meinung nach die E-Mobilität entwickeln?
Emma Costa Argemi: Ich habe keine Zweifel daran, dass die Elektromobilität ein Teil von unserer zukünftigen Mobilität sein wird und dass wir immer mehr Elektroautos auf den Straßen sehen werden. Das heißt, die Neuzulassungen werden weiter steigen und wir bekommen dadurch ein immer dichteres und effizienteres Ladenetz. Ein Großteil der neuen Generation von E-Fahrenden wird möglicherweise keine Lademöglichkeit zu Hause haben, d. h. sie sind viel mehr auf eine gute öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen.
Was wir jetzt tendenziell schon sehen, ist die steigende Zahl von Schnellladeorten und auch von urbanen Ladehubs. Letztere sind Standorte mit verschiedenen Ladesäulen, u. a. mit unterschiedlichen Ladeleistungen. Diese sind vor allem für Menschen gedacht, die zu Hause oder in der Arbeit nicht die Möglichkeit des Ladens haben.
Wenn jemand die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellen möchte, z. B. für seine Mitarbeitenden oder für Hotelgäste, was gibt es für Möglichkeiten?
Emma Costa Argemi: Es existieren verschiedene Fördermöglichkeiten. Demnächst haben wir beispielsweise ein Förderprogramm für den Tourismusbereich. Dieses ist aber nicht öffentlich zugänglich, sondern nur für Hotels sowie Freizeiteinrichtungen. Des Weiteren gibt es auch Förderungen für die öffentliche Ladeinfrastruktur im Allgemeinen in Bayern. Auch hier wird es in den nächsten Monaten noch einen Aufruf geben. Zudem kommt bald ebenfalls ein Förderprogramm vom Bund, und zwar für das Gewerbe. Am besten regelmäßig auf unserer Website informieren und unser Team gerne jederzeit bei Fragen kontaktieren!
Das Interview führte Christoph Raithel, Teamleiter Event bei der Bayern Innovativ GmbH.
Hören Sie sich das vollständige Interview als Podcast an:
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