Jeder Körper ist einzigartig, so auch die Gesundheit. Es gibt Ähnlichkeiten, Muster und Überschneidungen, dennoch sorgen Vorerkrankungen, Genetik und Umwelteinflüsse für Unterschiede in den Erkrankungen und den Ansprechraten von Therapien. Durch die Erhebung und Analyse von Gesundheitsdaten können nicht nur Muster entdeckt, sondern auch Behandlungen personalisiert werden. Nur, wenn man die Situation der Patientinnen und Patienten kennt, kann man auf sie reagieren.
Bereits in den vergangenen Jahren nahm die Nutzung an Gesundheitsdaten in der Forschung und Patientenversorgung immer mehr zu. Die immer weiter voranschreitende Digitalisierung des Gesundheitssektors ermöglicht es, Daten kontinuierlich zu sammeln, zu analysieren und Behandlungen personalisierter und effektiver zu gestalten. Sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für medizinisches Personal ermöglicht dies neue Perspektiven, indem beispielsweise individuelle Behandlungspläne gestaltet werden können. 

Die Einsatzgebiete von Gesundheitsdaten 

Gesundheitsdaten spielen für alle Beteiligten in der Medizin eine wichtige Rolle – von Ärztinnen und Ärzten über die medizinische Forschung bis hin zu Patientinnen und Patienten. Der Grund: Mehr Daten bieten neue Möglichkeiten. Birgit Bauer, Gründerin und Projektmanagerin bei Data Saves Lives Deutschland, führt dies aus: „Für Patientinnen und Patienten sind Gesundheitsdaten entscheidend für Diagnose, Behandlung und individuelle Gesundheitsberatung. Sie bilden die Basis für personalisierte Medizin und „Shared-Decision-Making“, also die gemeinsame Entscheidungsfindung der beteiligten Akteure. Für Ärztinnen und Ärzte sowie Forschende sind anonymisierte Gesundheitsdaten wichtig, um Krankheitsentstehungen besser zu verstehen, neue Therapien zu entwickeln und präventive Maßnahmen umzusetzen.“ Das Ziel der Nutzung von Gesundheitsdaten einhergeht, ist eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten. Dies bedeutet, bei den Patientinnen und Patienten zur perfekten Zeit mit der passenden Therapie zu beginnen. Doch auch Versicherungen nutzen diese Daten, um deren Versorgungsprozesse zu verbessern. Dabei ist zu beachten, dass diese Gesundheitsdaten anonymisiert sind und kein Zugriff auf die persönliche Akte erfolgen kann. „Man braucht Daten, um einen guten oder noch besseren Job zu machen, um Prozesse, Behandlungen und Therapien zu verbessern. Man braucht sie, um Fortschritt zu gewährleisten”, so Christian Hieronimi, Gründer und Geschäftsführer von ONCARE GmbH. Er sieht die gesammelten Gesundheitsdaten als ei-ne Art nützliche „Abfallprodukte“ der Patientenversorgung. 

Gesundheitsdaten als Futter für Innovation  

Heutzutage sind Gesundheitsdaten in vielen Bereichen der Medizin unverzichtbar. Besonders in der radiologischen Bildgebung und Früherkennung von Krankheiten wie zum Bei-spiel Krebs zeigt sich, welchen Wert Gesundheitsdaten haben können. Indem moderne Technologien mit Daten angelernt werden, können diese Muster erkennen und Analysen präziser durchführen, sowie durch Künstlicher Intelligenz (KI) Anomalien in frühen Stadien erkennen. Erfasst werden die Daten bisher über verschiedene Wege, die häufig zu mangelnder Qualität führen. Doch die elektronische Patientenakte (ePA) eröffnet neue Möglichkeiten: Die digitale Akte, die im Jahr 2025 eingeführt wird, erhebt eine große Menge an Gesundheitsdaten der Patientinnen und Patienten. Angefangen bei der medizinischen Vorgeschichte bis hin zu aktuellen Untersuchungsergebnissen und Befunden. Die Behandlung profitiert dabei ebenso wie die Forschung, denn durch die hochwertigen Daten aus einer Quelle können validierte Informationen gesammelt werden, in der Forschung analysiert und Muster entdeckt werden. So wird eine Verbindung zwischen Ähnlichkeit und Einzigartigkeit hergestellt: Ein Beispiel hierfür ist der digitale Zwilling, der es schafft Patienten individuell abzubilden und somit eine personalisierte Behandlung optimiert, indem er auf die speziellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmt wird, so Bauer.

Datenschutz und Sicherheit  

Mit der zunehmenden Digitalisierung im Gesundheitswesen ergeben sich neue Herausforderungen: Mit Hilfe von diversen Geräten können Gesundheitsdaten gesammelt werden, doch der Verwendung muss zugestimmt werden. Besonders bei sensiblen Daten ist der Schutz essenziell. Sebastian Hilke, Leiter Gesundheit bei Bayern Innovativ GmbH sieht es wie folgt: “Gesundheitsdaten sind sensible Daten. Daher sind ein wirksamer Datenschutz und eine hohe Datensicherheit Grundvoraussetzungen im Umgang mit diesen.” Doch nicht nur der Datenschutz ist ein wichtiger Punkt, sondern auch die Datensicherheit. Ein möglicher Missbrauch dieser Daten, zum Beispiel durch unbefugten Zugriff kann zu einer Gefährdung der Gesundheitsdaten führen. Die DSGVO regelt in der Europäischen Union den Umgang mit personenbezogenen Daten und stellt strenge Anforderungen zum Schutz der Daten von Patientinnen und Patienten. Bauer betont: “Gesundheitsdaten unterliegen daher besonderen Datenschutzregelungen, wie Artikel 9 Absatz 1 der DSGVO, und erfordern spezifische Schutzmaßnahmen, beispielsweise durch Einwilligungen”, und weiter ergänzt Bauer, dass die Herausforderung vor allem darin bestehe, den Schutz dieser sensiblen Daten sicherzustellen und zugleich das Potenzial der verantwortungsvollen Nutzung für die individuelle Gesundheit zu entfalten. Ein Großteil dieser Geräte speichert die ge-sammelten Daten in der Cloud, also einem externen Server. 
Der Schlüssel für ein funktionierendes Gesundheitssystem
Das hohe Maß an Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten bringt nicht nur Vorteile für Patientinnen und Patienten, sondern bietet auch ein großes Potenzial für die Forschung. Dies hat sich bereits in den vergangenen Jahren gezeigt: Während der Covid-19-Pandemie dienten Daten zur Überwachung der Infektionsraten, zur Nachverfolgung von Kontaktpersonen und haben geholfen, die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren. Bauer ergänzt: „Die COVID-19-Pandemie zeigte, wie entscheidend Gesundheitsdaten für die öffentliche Gesundheit sind und was passiert, wenn diese fehlen.” Sie fährt fort: „Letztlich spielen Gesundheitsdaten auch eine entscheidende Rolle bei globalen Herausforderungen wie Pandemien. Sie ermöglichen eine schnellere Reaktion, gezielte Ressourcennutzung und systematische Prävention, sodass das Gesundheitssystem sowohl individuell als auch gesellschaftlich resilienter wird.“ Doch die Rolle von Gesundheitsdaten endet nicht bei deren Erhebung. Sie bilden vielmehr die Grundlage für diverse Anwendungen und Entwicklungen im Gesundheitswesen. 

Die Zukunft der Gesundheitsbranche 

Der langfristige Trend in der Gesundheitsbranche geht hin zu einer kontinuierlichen Begleitung und Unterstützung der Patientinnen und Patienten, durch den Einsatz moderner digitaler Technologien. Hieronimi betont: „Wir müssen von dieser punktuellen Intervallmedizin weg, hinzu einer Monitoringmedizin.“ Dies bedeutet, dass ein Arztbesuch nicht allein ausschlaggebend für den Gesundheitszustand ist, sondern eine kontinuierliche Datenerhebung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dabei können Wearables oder Gesundheitsplattformen eine Unterstützung sein und eine kontinuierliche Datenerfassung in Echtzeit ermöglichen. Das weitere Fortschreiten der Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten, auch durch den Einsatz von KI. Hieronimi erwähnt, wie wichtig ein kontinuierliches Monitoring ist, um die Gesundheitsversorgung zu revolutionieren und die Lebensqualität der Menschen zu steigern. „Aktuell fehlt es am Management der Ressourcen. Wir verlassen uns darauf, dass der mündige Patient weiß, wann genau er ärztliche Leistung konsumieren und wann er anderen den Vortritt lassen soll. Wir können den Missing Link leisten, indem wir 99,9 % der Zeit auf die Patienten aufpassen und auf potenzielle Interventionen hin stratifizieren. Die 0,1 % der Zeit, wenn der Patient beim Arzt ist, haben wir nichts zu tun, außer durch unsere periinterventionelle Unterstützung für eine kurze Verweildauer zu sorgen“, verdeutlicht Hieronimi. Hilke schließt ab: “Auch werden wir in Zukunft Gesundheitsdaten nicht nur für die Forschung und Entwicklung nutzen, sondern auch viel mehr im eigentlichen Behandlungskontext. Entscheidungsunterstützungssysteme werden bei Diagnose und Therapie helfen und über Monitoringdaten, werden wir ein besseres Verständnis über die Wirksamkeit einer Therapie erhalten.” Die Weiterentwicklung digitaler Technolo-gien bieten Chancen für eine personalisierte Gesundheitsversorgung, bringen jedoch auch Herausforderungen mit sich. Zusätzlich zu Datenschutzbestimmungen sind ethische Fragestellungen zur Nutzung von Gesundheitsdaten und KI-Systeme entscheidend. Hierbei ist ein intensiver Austausch aller Beteiligten wichtig, um eine sichere und patientenorientierte Zukunft zu gestalten. 
Darum soll es auch auf dem MedtecSUMMIT gehen: am 18. und 19. Februar 2025 trifft sich die Medizinbranche auf dem Innovationskongress in Nürnberg, um sich intensiv über zukunftsweisende Themen wie die Nutzung von Gesundheitsdaten auszutauschen. Hier werden neue Impulse gesetzt und der Weg für die nächsten großen medizinischen Innovationen geebnet. 

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