Studie empfiehlt spätere Fristen und netzorientierten Rollout

Engpässe bei IT-Systemen, Schnittstellen und Montageprozessen erfordern angepasste Fristen und netzorientierten Rollout

25.11.2025

Quelle: E & M powernews
 

Eine Studie der Horizonte-Group kommt zu dem Schluss, dass zentrale Voraussetzungen für den Steuer-Rollout intelligenter Messsysteme fehlen und Fristen angepasst werden müssen.

Die Beratungsgesellschaft Horizonte-Group hat in Berlin ihre Technische Studie 2.0 zum Stand des Steuerungsrollouts intelligenter Messsysteme in der Niederspannung vorgelegt. Die Analyse untersucht, ob Verteilnetzbetreiber und Messstellenbetreiber die gesetzlichen Anforderungen an den verpflichtenden Einbau von Steuereinheiten für neue steuerbare Anlagen erfüllen können. Nach Einschätzung der Autoren ist dies mit den heutigen Systemen und Prozessen realistisch nicht möglich.

Die Untersuchung der Beratungsgesellschaft benennt vor allem unzureichend vorbereitete ERP-Systeme, fehlende durchgängige Schnittstellen sowie nicht massentauglich erprobte Montage- und Inbetriebnahmeprozesse an Kundenanlagen als Gründe für die Verzögerungen. Hinzu komme, dass öffentliche Mobilfunknetze vielerorts keine stabile Erreichbarkeit von Gateways und Steuereinheiten bieten.
Alternative Übertragungstechnologien stünden zwar zur Verfügung, seien aber noch nicht ausreichend erprobt. Diese technischen und organisatorischen Engpässe bestätigten Branchenvertreter auch bei der Abschlussveranstaltung zur Studie. Dort wurde etwa darauf verwiesen, dass ein technischer Durchstich zwar erreicht wurde, dieser aber vor allem auf Workarounds beruhe, die nicht für einen breiten Rollout geeignet seien.

Die Studie empfiehlt deshalb, Leistungsgrenzen in EEG, EnWG und MsbG zu harmonisieren und Anlagen im Leistungsbereich von 2 kW bis 7 kW vorerst von Wirkleistungsbegrenzung und Steuerbarkeitscheck auszunehmen. Angesichts stark unterschiedlicher Netzsituationen – zwischen stabilen urbanen Netzen im Norden und stark belasteten Netzen in Teilen Süddeutschlands – plädieren die Autoren für einen stärker netzorientierten Rollout der Steuertechnik, anstatt möglichst schnell eine flächendeckende Ausbringung anzustreben.

Anbindung an ERP-Systeme macht Probleme

Auch der BDEW spricht sich dafür aus, die Möglichkeit des agilen Rollouts bis Ende 2027 zu verlängern. Darüber hinaus sollte dem Verband zufolge „auch im Messtellenbetriebsgesetz wie schon im Erneuerbare-Energien-Gesetz der Einbau von intelligenten Messsystemen von der Steuerung über Smart-Meter-Gateways im Rahmen einer Übergangsregelung vorübergehend entkoppelt werden“, so Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

„Die Engpässe sind klar benannt. Entscheidend ist nun, dass Politik, Hersteller, IT-Systemhäuser sowie MSB und VNB gemeinsam einen verlässlichen Pfad für die kommenden Jahre definieren. Kunden und Installateure sind zudem frühzeitig für eine Vorbereitung der Zählerplätze und einen effizienten Anschluss von steuerbaren Anlagen vor Ort einzubeziehen“, lässt sich Frank Hirschi, Manager bei der Horizonte-Group und Mitautor der Studie in einer Mitteilung zitieren.

Im Zuge der Analyse habe sich gezeigt, dass der Steuer-Rollout zwar voranschreite, der gesetzliche Zeitplan jedoch nicht zu den real verfügbaren Kapazitäten passe. Ein zu früher Start berge allerdings die Gefahr von Umgehungslösungen in sich, die langfristig weder wirtschaftlich noch technisch tragfähig seien, gibt Roland Olbrich, Partner der Horizonte-Group zu bedenken.

Mit einem vierstufigen Modell für die Jahre 2025 bis 2028 beschreibt die Beratungsgesellschaft, welche technischen und organisatorischen Voraussetzungen in welcher Phase erfüllt sein müssen – „vom technischen Durchstich über eine funktionsfähige Steuerung und eine massenfähige Umsetzung bis hin zur vollumfänglichen Ende-zu-Ende-Netzsteuerung“ im Regelbetrieb.

Die „Technische Studie 2.0 – Steuern in der Niederspannung“ ist die Nachfolge-Analyse der im Jahr 2024 von der Horizonte-Group veröffentlichten „Technischen Studie Metering gMSB“ und im Internet auf Anfrage verfügbar.

Autor: Fritz Wilhelm

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