Industrie profitiert besonders von sinkenden Stromnetzentgelten
Laut einer Analyse der GET AG können Stromkunden 2026 deutlich sparen – dank sinkender Übertragungsnetzentgelte. Doch die Entlastung fällt regional sehr unterschiedlich aus
16.10.2025
Quelle: E & M powernews
Was kommt von den sinkenden Übertragungsnetzentgelten 2026 bei den Stromkunden an? Viel, aber unterschiedlich viel, sagt die GET AG nach ihrer Analyse von Preisblättern im Verteilnetz.
Eine signifikante Entlastung bei den Stromkosten steht den Haushalts-, Gewerbe- und Industriekunden für 2026 ins Haus. Davon geht das Analyse- und Beratungsunternehmen GET AG nach einer Auswertung der Preisblätter von Verteilnetzbetreibern aus, die etwa drei Viertel der Versorgungsfläche in Deutschland abdecken.
Allerdings ist die Vorhersage noch von einigen Unsicherheiten begleitet. Denn auf der Verteilebene können die Netzentgelte nur sinken, sofern der prognostizierte Preisrückgang im Übertragungsnetz auch wirklich kommt. Hier warten die vier großen Betreiber bis Jahresende noch auf das erforderliche Gesetz der Bundesregierung, die die Übertragungsnetzkosten mit 6,5 Milliarden Euro bezuschussen will.
Kommt alles wie vorgesehen, zahlt ein Durchschnittshaushalt (3.500 kWh) laut Berechnungen der GET AG im kommenden Jahr 17,68 Prozent weniger als bisher. Netto bleiben dadurch 69,37 Euro mehr im Portmonee. In die Rechnung eingegangen sind die Arbeits-, Leistungs- und Grundpreise sowie die Kosten für die Messdienstleistung für konventionelle Zähler auf jährlicher Abrechnungsbasis.
Gewerbebetriebe sparen im Schnitt 1.000 Euro
Es gibt allerdings regional durchaus erhebliche Unterschiede – und auch einen Wechsel der Vorzeichen. Im Bereich der Pfalzwerke Netz AG – mit Sitz in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) sinken die Kosten um bis zu 36,14 Prozent, die größte Ersparnis. Insgesamt vier Netzbetreiber erhöhen ihre Tarife dagegen, wobei der Aufschlag der mittelfränkischen Gemeindewerke Pleinfeld (Bayern) mit 11,27 Prozent am höchsten ausfällt.
Gewerbekunden müssen von einer nicht ganz so hohen Entlastung wie bei den Haushaltskunden ausgehen. Im Falle eines Jahresverbrauchs von 50.000 kWh (bei 50 kW in der Niederspannung) gehen die Aufwendungen im Schnitt um 16,75 Prozent zurück. Das entspricht im Mittel etwa 991 Euro. Das meiste Geld sparen Gewerbetreibende bei den bayerischen Stadtwerken Hemau (Landkreis Regensburg) durch eine Entlastung in Höhe von gut 36 Prozent.
Beim Gewerbe ist die GET AG auf fünf Netzbetreiber gestoßen, die mehr verlangen. Dabei berechnet die westfälische Gelsenwasser Energienetze GmbH etwa 10 Prozent mehr als im laufenden Jahr.
Die Industrie wird angesichts der Preisgestaltung vermutlich aufatmen. Denn ihre Ersparnis fällt im Schnitt bei einem Verbrauch von 500.000 kWh (250 kW in der Mittelspannung) besonders deutlich aus. Um 28,29 Prozent gehen die Aufwendungen zurück, das sind durchschnittlich 11.687 Euro vermiedene Ausgaben pro Unternehmen. Die Schleswig-Holstein Netz GmbH gibt den größten Rabatt: 43,18 Prozent.
Auch in der Industrie trifft der Kostenrückgang allerdings nicht für alle Netzregionen zu. Drei Verteilnetzbetreiber heben ihre Gebühren an, darunter erneut die Gemeindewerke Pleinfeld mit einem Aufschlag von 7,53 Prozent.
Beim Gas ergeben sich weitgehend Mehrkosten. Die GET AG hat dabei die Preisgestaltung von 142 Verteilnetzbetreibern unter die Lupe genommen, was rund 60 Prozent der Haushaltsabeckung entspricht. Nur 24 Unternehmen senken die Kosten (bis zu 7,48 Prozent), bei den anderen steigen sie im Schnitt um bis zu 52,58 Prozent.
Haushaltskunden (20.000 kWh) zahlen demnach im Schnitt 12,41 Prozent oder 54,90 Euro im Jahr mehr. Gewerbekunden (100.000 kWh) erhalten einen Preisaufschlag von 13,13 Prozent oder 239 Euro. Industriebetriebe (5 Millionen kWh) müssen im Schnitt mit Mehrkosten in Höhe von gut 8.000 Euro (13 Prozent) rechnen.
Die GET AG behält die Preisentwicklungen im Blick, da Tarife sich auch nach dem Jahreswechsel wegen der Vorläufigkeit der Übertragungsnetzentgelte noch ändern können. Im „Cockpit“ gibt das Unternehmen interessierten Energievertrieben Datenmaterial an die Hand, um Tarife und Produkte zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu kalkulieren.
Autor: Volker Stephan
Das könnte Sie auch interessieren
Bayern Innovativ Newsservice
Sie möchten regelmäßige Updates zu den Branchen, Technologie- und Themenfeldern von Bayern Innovativ erhalten? Bei unserem Newsservice sind Sie genau richtig!