DIHK will Klimaschutzziel aufweichen - Studie warnt davor
Wirtschaft im Spannungsfeld: DIHK warnt vor Überforderung durch Klimaschutz
01.12.2025
Quelle: E & M powernews
Die DIHK appelliert an die Politik, die Wirtschaft beim Klimaschutz nicht zu überfordern. Eine Studie sieht aber die Unternehmen längst im Wandel und nennt ein Zurückrudern schädlich.
Am 27. November tagte in Berlin die Vollversammlung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). In einem Beschluss fordert sie von der Politik, die Wirtschaft mit dem Klimaschutz nicht zu überfordern. Zwar werde das Ziel der Klimaneutralität weiter unterstützt, doch sollten die „Klimaziele stärker international koordiniert und jahresscharfe Vorgaben in ein flexibleres CO2-Budget umgewandelt werden“, heißt es darin.
Eine von der DIHK veröffentlichte Studie „Neue Wege für die Energiewende“ zeige, dass dies die Kosten der Energiewende erheblich senken würde. „Der aktuelle Weg der Energiewende in Deutschland ist geprägt von staatlicher Detailsteuerung, sich teilweise widersprechenden Zielen sowie fehlender internationaler Abstimmung“, erklärt DIHK-Präsident Peter Adrian. Die daraus entstehenden Kosten und Wettbewerbsnachteile führten zur Schließung vor allem energieintensiver Industrien, einem Substanzabbau in der Breite der Wirtschaft sowie in der Folge zum Verlust von Arbeitsplätzen und Wohlstand, sagte er.
Gegensätzliche Position aus Unternehmensumfrage
Eine andere Studie, die am 28. November veröffentlicht wurde, kommt zu einem gegensätzlichen Ergebnis: Trotz der anhaltenden Wirtschaftskrise wäre eine Abkehr von Nachhaltigkeitsbemühungen etwa im Bereich Klimaschutz volkswirtschaftlich kontraproduktiv. So das Fazit einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Thema Wettbewerb und Resilienz in der Krise. Demnach haben 60 Prozent der dafür befragten Unternehmen Nachhaltigkeit bereits als Treiber ihrer Geschäftsmodell-Veränderungen erkannt, heißt es darin. „Sie ist längst Teil der Wertschöpfungslogik“, resümiert Autor Florian Lüdeke-Freund.
Nachhaltigkeit sei längst ein Leitprinzip, das untrennbar mit Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz verbunden ist, so die Studie. Demnach sei eine „Dreifach-Dividende“ das neues Zielbild. Dies bedeute den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, das Management nachhaltigkeitsbezogener Herausforderungen, verknüpft mit der Resilienz als drittem Leitprinzip. „Der klassische Business Case muss hierbei neu gedacht und zur Dreifach-Dividende weiterentwickelt werden“, fordert der Autor.
„Ein Zurückdrehen der unternehmerischen Nachhaltigkeitsbemühungen in Deutschland wäre ein teurer Fehler“, warnt Lüdeke-Freund. Die Studie rät daher zu proaktivem Stakeholdermanagement und der Einbindung bislang weniger berücksichtigter Anspruchsgruppen wie Zivilgesellschaft, Banken, Investoren oder der jungen Generation.
DIHK fürchtet Kosten der Transformation
Die DIHK-Studie „Neue Wege für die Energiewende“ wiederum zeigt, dass die Gesamtsystemkosten in Deutschland bei unverändertem Kurs bis 2049 auf bis zu 5,4 Billionen Euro steigen könnten. Nach Einschätzung der Autoren belastet dies Unternehmen zunehmend und schwächt die wirtschaftliche Basis. Da heimische erneuerbare Energien häufig teurer sind, fordert die Studie mehr Effizienz bei deren Nutzung sowie eine konsequente Ausrichtung auf eine kostengünstige, resiliente und sichere Energieversorgung.
Da Deutschland mit seinem Ziel für 2045 ambitionierter als viele Industrie- und Schwellenländer agiert, entstünden höhere Kosten für Unternehmen. Daher soll der 2022 gegründete Klimaclub mit inzwischen 46 Mitgliedern als Instrument dienen, um Klimaziele und Strategien international zu koordinieren und Carbon Leakage zu reduzieren.
Falls global keine ausreichenden Fortschritte erzielt werden, spricht sich die Mehrheit der deutschen Wirtschaft laut Text dafür aus, das deutsche CO2-Budget stärker am internationalen Benchmark auszurichten, um Wettbewerbsnachteile zu begrenzen. Länder und Kommunen sollten sich stärker auf Klimaanpassung konzentrieren und dort innovative Lösungen entwickeln, so die DIHK.
Die DIHK-Studie „Neue Wege für die Energiewende“ steht im Internet bereit. Die Bertelsmann-Studie „Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz trotz Krise“ steht als PDF zum Download bereit.
Autorin: Susanne Harmsen
Das könnte Sie auch interessieren
Bayern Innovativ Newsservice
Sie möchten regelmäßige Updates zu den Branchen, Technologie- und Themenfeldern von Bayern Innovativ erhalten? Bei unserem Newsservice sind Sie genau richtig!