Was die Wärmewende im Quartier ausbremst
Studie des IKEM zeigt Reformbedarf: Rechtliche Klarheit und neue Anreize könnten sektorengekoppelte Quartierswärme deutlich beschleunigen
20.11.2025
Quelle: E & M powernews
Eine Studie zeigt, dass die sektorübergreifende Wärmewende in Quartieren schneller vonstattengehen könnte, wenn bestimmte rechtliche Hemmnisse wegfallen.
Das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität („IKEM“) hat untersucht, welche rechtlichen Hürden bestehen, um sektorübergreifende Quartierskonzepte hierzulande umzusetzen. Die Ergebnisse wurden kürzlich veröffentlicht in der Studie „Sektorengekoppelte Wärmeversorgung – Rechtliche Hemmnisse im Quartier“. Die Forschenden des Ikem geben in der Studie auch Handlungsempfehlungen.
Insbesondere Quartierskonzepte sind für die Wärmewende strategisch bedeutsam – hier treffen lokale Erzeugung, Verbrauch und Infrastruktur direkt aufeinander. „Der Aufbau einer sektorengekoppelten Wärmeversorgung ist dort nicht nur technisch möglich, sondern auch sinnvoll für den Klimaschutz.
Doch Rechtsunsicherheit und wirtschaftliche Erwägungen erschweren aktuell Investitionen in dezentrale Versorgungskonzepte“, sagte Yannick Würkert, Studienautor und wissenschaftlicher Referent am IKEM. Dazu zählen unter anderem unklare Definitionen von Kundenanlagen, umfangreiche Versorgerpflichten bei Stromlieferung im Quartier sowie fehlende wirtschaftliche Anreize für den Einsatz von Power-to-Heat-Technologien.
In Ihrem Papier formulieren die Ikem-Forschenden sechs Punkte, wie der rechtliche Rahmen verbessert werden kann:
- Einführung einer bundesweiten Solarpflicht: Eine verpflichtende Installation von Photovoltaikanlagen bei Neubauten und größeren Sanierungen würde die lokale Stromerzeugung stärken und die Grundlage für sektorengekoppelte Systeme schaffen.
- Klarstellung des Kundenanlagenbegriffs: Eine rechtssichere Definition ist notwendig, um die Nutzung gemeinschaftlicher Energieinfrastrukturen im Quartier zu ermöglichen.
- Umsetzung des Energy-Sharing-Modells: Die gemeinschaftliche Nutzung von Strom innerhalb von Energiegemeinschaften sollte rechtlich verankert und praktisch umsetzbar gemacht werden – wie es europarechtlich bereits vorgesehen ist.
- Preisvergünstigungen für Wärmepumpenstrom: Eine gezielte Entlastung bei Steuern, Abgaben und Netzentgelten für Strom, der für Power-to-Heat-Technologien genutzt wird, würde deren Wirtschaftlichkeit deutlich verbessern.
- Reform der Fernwärmepreisregulierung: Eine transparente und flexible Preisgestaltung für Fernwärme ist notwendig, um Investitionen in innovative Wärmenetze zu fördern.
- Ausweitung zeitvariabler Netzentgelte: Durch netzorientierte Preisstrukturen können Anreize für eine netzdienliche Steuerung von Stromverbrauch und -einspeisung geschaffen werden – insbesondere für Wärmepumpen und Speicherlösungen.
Das Papier wurde im Rahmen des Projekts „HybridBOT_FW“ erstellt. Es erprobt Betriebskonzepte für Fernwärmesysteme, die Strom- und Wärmesektor miteinander verknüpfen, lokal erzeugte erneuerbare Energie – etwa aus Photovoltaik – effizient nutzen und durch Power-to-Heat-Technologien wie Wärmepumpen in die Wärmeversorgung integrieren.
Die Studie „Sektorengekoppelte Wärmeversorgung – Rechtliche Hemmnisse im Quartier“ ist auf der Webseite des Ikem abrufbar.
Autorin: Heidi Roider