Wärmepumpenbranche verlangt klare Regeln

Wohnungswirtschaft, Hersteller und Politik diskutieren in Berlin über Förderlogik, Standards und den Umstieg auf fossilfreie Wärme

27.11.2025

Quelle: E & M powernews

Beim Forum Wärmepumpe in Berlin bewerten Branchenvertreter die Marktlage und fordern mit Herstellern und der Wohnungswirtschaft von der Politik stabile Rahmen für die Wärmewende.

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) hat zum Auftakt des zweitägigen „Forums Wärmepumpe“ die Lage am Heizungsmarkt erläutert. Laut dem Vorstandsvorsitzenden Claus Fest rechnet der Verband im kommenden Jahr mit rund 300.000 verkauften Anlagen. Das entspräche einem Anstieg von über 50 Prozent gegenüber 2024. Die Erwartungen der Branche fallen auch für die Folgejahre höher aus. Voraussetzung dafür seien jedoch verlässliche Regeln und Förderbedingungen, sagte Fest am 26. November.

Unterstützung erhielt die Branche aus dem Bundesumweltministerium. Ministerialdirektor Berthold Goeke, verantwortlich für Klimaschutz, sagte, die Politik müsse die Unsicherheiten der vergangenen Monate überwinden. Die unklare Regel- und Förderlage habe zu einem Attentismus bei Gebäudeeigentümern geführt.

Goeke erklärte weiter, die soziale Ausgestaltung der Heizungswende müsse so erfolgen, dass Haushalte Planungssicherheit behalten. Zur Entwicklung der CO2-Bepreisung sagte er, Deutschland werde am nationalen System auch 2027 festhalten, da der europäische Start auf 2028 verschoben wurde. Die Höhe liege voraussichtlich in der Größenordnung des CO2-Börsenpreisniveaus aus 2025, werde aber noch verhandelt.

Förderung setzt falsch an

Deutliche Kritik an der derzeitigen Förderlogik äußerte Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Sein Verband vertritt rund 3.000 Mitgliedsunternehmen, die etwa 13 Millionen Menschen beherbergen. Gedaschko sagte, eine Mieterhöhung nach Sanierung um zwei Euro pro Quadratmeter überfordere viele Bewohner. Dies verstärke soziale Verunsicherung und gefährde das Vertrauen in demokratische Institutionen, warnte er.

Nach seinen Worten lohne sich derzeit neben Fernwärme im Wesentlichen nur der Einsatz von Wärmepumpen, vor allem im Neubau. Gleichzeitig stehe die Wohnungswirtschaft vor strukturellen Herausforderungen: Neben der energetischen Sanierung brauche eine alternde Bevölkerung angepasste Wohnungen. Ohne bezahlbaren Wohnraum könne die Branche zudem kein zusätzliches Fachpersonal gewinnen. Viele Unternehmen müssten derzeit Bestände verkaufen, um andere Gebäude energetisch zu ertüchtigen – „eine Katastrophe“, sagte Gedaschko. 

Zu hohe Standards verhindern Sanierung

Die Bundesförderung erreiche zudem zu häufig Haushalte mit überdurchschnittlichem Einkommen, während die schlechtesten Gebäude nicht im Fokus stünden. Vorgaben wie die Sanierung auf Effizienzstandards 55 oder 40 seien wirtschaftlich kaum umsetzbar. Laut Studien genüge ein Standard Effizienzhaus 85, um Gebäude mit Wärmepumpen zu beheizen. Mit dem gleichen Budget ließen sich so viel mehr Gebäude sanieren und mehr CO2 einsparen, argumentierte Gedaschko.

Erdgasheizung allmählich ablösen

Auch Energieversorger betrachten den Umstieg im Wärmemarkt als dringlich, wie Nikolaus Meyer vom Wärmeversorger Hansewerk Natur. Das Tochterunternehmen des Eon-Konzerns mit Sitz in Quickborn habe bereits rund 40 Prozent der Anlagen des auf erneuerbare Energiequellen umgestellt. Für die übrigen Anlagen, die überwiegend mit Erdgas betrieben werden, müsse eine Perspektive gefunden werden. 

Das Geschäftsmodell Erdgas werde angesichts steigender CO2-Abgaben und verschärfter Regulierung bis 2030 an Tragfähigkeit verlieren, sagte Meyer. Als Alternative biete sich Biogas an, das jedoch nicht in ausreichender Menge verfügbar sei. In Quartieren könnten Nahwärmenetze mit Wärmepumpen auf Basis von erneuerbarem Strom entstehen.

Die Kraft-Wärme-Kopplung habe seit 2002 von Förderung profitiert, sei aber in ihrer bisherigen Form künftig aber nicht mehr klimaverträglich. Meyer betonte die Notwendigkeit, die Machbarkeit fossilfreier Lösungen zu sichern. In bestehenden Quartieren seien Platzbedarf und Schallschutz häufig Hürden. Er forderte einen zügigeren Ausbau von Wärmenetzen und kritisierte Fehlanreize in der BEG-Förderung, die Einzellösungen auch dort bevorzuge, wo Fernwärme verfügbar sei. 

„Für Investitionen in Dekarbonisierung brauche es verlässliche Regeln, etwa in der AVB Fernwärme und der Wärme-Lieferverordnung“, forderte er. Wärme auf fossiler Basis profitiere weiterhin von geringeren Abgaben und der Externalisierung von Klimafolgekosten, während fossilfreie Wärme Wettbewerbsnachteile habe. Zur Verbesserung der Bezahlbarkeit nannte Meyer die Optimierung und Skalierung von Heizwerken mit großen Wärmepumpen. Entscheidend sei zudem die Verstetigung der Finanzierung des Bundesprogramms für effiziente Wärmenetze, forderte er abschließend.

Autorin: Susanne Harmsen