PV-Anlage nimmt erstmalig am Regelenergiemarkt teil
Erstmals präqualifiziert: 37,4-MW-Solaranlage liefert in Deutschland Sekundärregelleistung
14.11.2025
Quelle: E & M powernews
Als erste Anlage in Deutschland hat sich eine PV-Anlage mit 37,4 MW für die Lieferung von Sekundärregelleistung präqualifiziert.
Seit dem 11. November nimmt die PV-Anlage von Enerparc in Schkölen (Thüringen) mit einer Leistung von 37,4 MW am Regelenergiemarkt teil. Erstmals habe in Deutschland ein Übertragungsnetzbetreiber eine Photovoltaik-Freiflächenanlage „für die Teilnahme an der Sekundärregelleistung – sowohl in positiver als auch negativer Richtung – präqualifiziert“, heißt es in einer Mitteilung von Sunnic Lighthouse.
Die Netzfrequenz im Stromnetz muss stabil bei 50 Hertz liegen. Kommt es zu Abweichungen, greifen abgestuft verschiedene Reserveleistungsmaßnahmen. Die Sekundärregelleistung – auch bezeichnet als „aFRR - automatic Frequency Restoration Reserve“ – wird nach rund 30 Sekunden aktiviert und der Teilnehmer muss innerhalb von fünf Minuten die volle vereinbarte Leistung bringen. Über die Präqualifikation weist der Anlagenbetreiber nach, dass er die technischen, betrieblichen und organisatorischen Anforderungen dafür erfüllt.
Die Dienstleister Sunnic Lighthouse, Entelios und der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz haben ein gemeinsames Konzept entwickelt, um Photovoltaikanlagen technisch und organisatorisch in die Sekundärregelleistung einzubinden. Die Besonderheit des Solarparks besteht darin, dass die Anlage nicht nur abgeregelt werden kann, sondern auch zusätzliche Einspeisung bereitstellt, wenn Stromknappheit herrscht.
„Präzise Prognosen, hochwertige Daten“
Für die Vermarktung ergeben sich zwei Einsatzszenarien. Bei der negativen Sekundärregelleistung wird die Leistung der Anlage reduziert, wenn im Netz ein Überangebot an Strom besteht. Das tritt insbesondere in Zeiten hoher Solarproduktion auf.
Wird positive Sekundärregelleistung benötigt, also bei Strommangel im Netz, speist die Anlage nach vorheriger Abregelung kurzfristig wieder ein. Auf diese Weise kann die Photovoltaik zur Stabilität der Stromversorgung beitragen.
Die Teilnahme an der Sekundärregelleistung setzt präzise Prognosen, hochwertige Daten und robuste technische Prozesse voraus. Für die Präqualifikation war ein Gesamtkonzept notwendig, „insbesondere im Hinblick auf regulatorische Anforderungen, technische Schnittstellen und die Integration der Prognosesysteme“, heißt es weiter. Voraussetzung dafür war eine enge Abstimmung mit dem Übertragungsnetzbetreiber.
„Paradigmenwechsel“ für die Branche
Weitere Anlagen aus dem Portfolio von Sunnic sollen in den Regelenergiemarkt eingebunden werden, sobald sie präqualifiziert sind. „Die erfolgreiche Integration unserer PV-Anlage in den aFRR-Markt ist ein Paradigmenwechsel – nicht nur für Sunnic und unsere Branche, sondern auch für das gesamte Energiesystem“, so Arved von Harpe, Geschäftsführer von Sunnic Lighthouse.
Sunnic Lighthouse bietet Dienstleistungen von der Direktvermarktung über die Stromversorgung bis zum Handel an. Die Tochtergesellschaft von Enerparc ist vor allem auf die Vermarktung von Strom aus erneuerbaren Energien spezialisiert. Entelios ist im Bereich industrieller Demand-Response-Lösungen tätig und verfügt über Erfahrung in der Flexibilitätsoptimierung für komplexe Anlagen in Regelreservemärkten und im Intraday-Handel.
Autor: Stefan Sagmeister