Gipfel und Strategie zur Rettung der Batterieindustrie gefordert

Ohne eigene Batterie-Strategie droht Deutschland und Europa der Verlust einer Schlüsseltechnologie – und damit industrieller Unabhängigkeit

16.10.2025

Quelle: E & M pwoernews

Die Hightech-Agenda ist ihnen nicht genug: Fünf Industrieverbände fordern die Bundesregierung auf, die Batterie-Technologie in Deutschland und Europa mit einer Strategie zu retten.
 
Es herrscht große Sorge, dass Deutschland und Europa den Anschluss bei den wesentlichen Geschäftsfeldern der industriellen Batterie-Technik verlieren. In einem offenen Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) verlangen führende Wirtschaftsverbände nun eine von Bundesregierung und Industrie gemeinsam getragene Strategie.

Ziel soll sein, binnen zehn bis 15 Jahren eine Batterie-Industrie und ein Batterieökosystem auf dem Kontinent zu etablieren. Anders ließe sich der Hightech-Standort in Deutschland und Europa mit seinen Arbeitsplätzen angesichts der Konkurrenz aus Übersee nicht retten. Die Verbände unterlegen ihre Forderung mit der Erwartung an die Bundesregierung, einen gemeinsamen Batteriegipfel als Diskussionsplattform einzuberufen.

Die Unterzeichnenden des Briefes sind das Kompetenznetzwerk-Lithium-Ionen-Batterien (KliB) sowie die Verbände der Chemischen Industrie (VCI), der Automobilindustrie (VDA), des Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA) und der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI).

Es geht um Geld, Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit

Sie begrüßen zwar die „Hightech-Agenda“ genannte Initiative der Koalition für die Batterieforschung. Für eine Industrialisierung der Batterietechnologie und den Aufbau eines wettbewerbsfähigen Batterieökosystems reiche diese aber nicht aus.

Es geht den Verbänden zum einen um das Geschäft, schließlich löse allein die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien bis 2030 weltweit Investitionen von etwa 155 Milliarden Euro aus, ein knappes Drittel davon in Europa. Die Verbände führen zum anderen geopolitische Aspekte an. Weil Deutschland und Europa Batterien, zugehörige Materialien und Komponenten sowie die Produktionstechnologie nahezu ausschließlich aus Asien beziehen, mache eine eigene Industrie die Alte Welt „strategisch unabhängiger und resilienter“.

Die Verbände haben klare Vorstellungen, wie der Trend zu immer mehr Insolvenzen, die Aufgabe von Geschäftsaktivitäten im Batterieumfeld und von begonnenen Förderprojekten zu stoppen ist. Zusammengefasst haben sie ihre Ideen in einem Acht-Punkte-Plan für bessere Standortbedingungen. Zu den Punkten zählen:

  • die Senkung der Strompreise,
  • der Abbau von Bürokratie,
  • steuerliche Verbesserungen,
  • effiziente Fördermaßnahmen für Investitionen und den Produktionshochlauf und
  • industrielle Maßnahmen wie Anlaufunterstützungen, Partnerschaften, Joint Ventures, Public-Private-Partnerships.


Die langfristig bestehende Abhängigkeit von Rohstoff-Importen etwa bei Lithium, Kobalt, Mangan, Kupfer und Grafit erfordere Kooperationen mit Förderländern für eine resiliente und kosteneffiziente Versorgung. Um die eingeführten Rohstoffe im Kreislauf zu halten, sei eine Recycling- und Raffinerie-Industrie aufzubauen.

Die Verbände lassen keinen Zweifel daran, dass es nicht allein um die Elektromobilität oder die Energiewende geht. Die Elektrifizierung der Wirtschaft insgesamt sei von der eigenen Batterie-Industrie abhängig. Denn Batterietechnik sei die Schlüsseltechnologie für eine Vielzahl von Produkten, darunter neben Elektrofahrzeugen und Energiespeichern auch Power Tools, Drohnen, Schiffe, Roboter oder andere militärische Erzeugnisse.

Das Positionspapier „Notwendigkeit eines wettbewerbsfähigen Batterieökosystems in Deutschland und Europa“ haben die Verbände im Internet hinterlegt.
 
Autor: Volker Stephan