EU-Projekt testet klimafreundliche Stahlprozesse

Swiss Steel testet im EU-Projekt HYDREAMS den Einsatz von Wasserstoff in Heiz- und Glühöfen, um CO₂-Emissionen in der Stahlproduktion zu senken

21.08.2025

Quelle: E & M powernews

Die Swiss Steel Group, Herstellerin von Speziallangstahl aus Emmenbrücke, erprobt im EU-Projekt „HYDREAMS“ Wasserstoff für klimafreundlichere Stahlprozesse. Erste Tests laufen.
 
Die Stahlindustrie verursacht, so schreibt es die Swiss Steel Group in einer Mitteilung, rund acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Besonders problematisch sei dabei die thermische Bearbeitung von Stahl, die bislang überwiegend mit Erdgas betrieben wird. Genau hier setzt das Projekt „HYDREAMS“ an, das nach Angaben des Unternehmens seit April 2023 von der Europäischen Union gefördert wird. Es untersucht, wie sich Heiz- und Glühöfen mit Wasserstoff statt Erdgas betreiben lassen. Nach Angaben der Swiss Steel Group untersucht das Forschungsprojekt zwei zentrale Ofentypen: Heizöfen und Glühöfen. Zusätzlich testen die Forscher zwei verschiedene Brennerarten − Impuls- und Flammensysteme.

Bislang gebe es, so Swiss Steel weiter, keine umfassenden Studien dazu, wie sich die Verbrennung von Wasserstoff auf die Stahlqualität auswirkt. Jedoch: Unterschiede in Flammengeschwindigkeit, Strahlungsintensität und Abgaszusammensetzung könnten die Materialeigenschaften beeinflussen. Diese Forschungslücke wollen die Forschungspartner von Hydreams schließen, indem es unter realistischen Bedingungen die Auswirkungen von Wasserstoff auf verschiedene Stähle systematisch untersucht.

Erste Ergebnisse der beteiligten Forscher stammen aus Laboruntersuchungen, bei denen 13 Stahlgüten im Test waren. Laut Swiss Steel Group wurden bislang keine strukturellen Unterschiede oder Veränderungen der Zusammensetzung festgestellt.

Der Nachhaltigkeitsmanager Laurent Sieye vom Tochterunternehmen Ugitech, einem Edelstahlhersteller mit Sitz in Ugine (Frankreich) erklärt, dass der Ersatz von Erdgas durch Wasserstoff noch nicht ausgereift sei. Er verweist auf Risiken wie mögliche NOx-Emissionen, negative Einflüsse auf die Stahlqualität oder eine kürzere Lebensdauer feuerfester Materialien.

Mehrstufig angelegtes Projekt 

Das Projekt verläuft in mehreren Stufen. Laut Swiss Steel werden auf die Versuche im Labor Strömungssimulationen und Modellierungen folgen. Das heißt, es werden Strömungsbewegungen von Gasen oder Flüssigkeiten am Computer berechnet. Anschließend sollen industrielle Tests stattfinden. Am Institut für Wärmetechnik der Technischen Universität Graz (Österreich) läuft bereits ein Pilotofen mit speziellen Brennern.

Für die kommenden Jahre sind laut Swiss Steel drei industrielle Demonstratoren vorgesehen, die unterschiedliche Heizprozesse und Produktarten abbilden sollen. Im Einzelnen sind dies Blooms (rechteckige oder quadratische, massive Stahlhalbzeuge), Schmiedebarren (große, meist massive Stahlblöcke, die durch Schmieden weiterverarbeitet werden) und Coils (aufgerollte Stahlbände für die Weiterverarbeitung in der Automobil-, Bau- oder Haushaltsgeräteindustrie). Der erste Demonstrator nahm im März 2025 im Krefelder Werk der Swiss Steel Group seinen Betrieb auf. Er umfasst sechs nachgerüstete Brenner, die mit Luft/Wasserstoff betrieben werden. Er läuft in einem 2 MW Ofen für Blooms und Schmiedebarren. Zwei weitere Demonstratoren sollen 2026 im französischen Ugine starten.

Die Swiss Steel Group mit Hauptsitz in Emmenbrücke in der Schweiz stellt nach eigenen Angaben Speziallangstahlprodukte her. Das Unternehmen produziert ausschließlich auf Basis von Stahlschrott in Elektrolichtbogenöfen. Mit dieser Kreislaufwirtschaft erzielte die Gruppe 2024 einen Umsatz von rund 2,5 Milliarden Euro und beschäftigte etwa 7.500 Mitarbeitende. Swiss Steel unterhält Produktions- und Vertriebsstandorte in mehr als 25 Ländern.
 
Autorin: Davina Spohn