Die Welt des vernetzten Wohnens, die intelligentesten Häuser und die cleversten Haustechniken sind regelmäßig in Schlagzeilen der gängigen Medien zu finden. Doch neben der lebhaften Zukunftsdiskussion bleibt die Umsetzung zögerlich. Bislang kann der Markt für Smart Home -Anwendungen noch keine sich selbst tragende Nachfrage generieren. Laut aktuellen Studien wird sich dies in den nächsten zehn Jahren aber grundlegend ändern: bezahlbare, kompatible, intuitiv nutzbare und personalisierte Elektronik wird nicht nur in unsere Haushalte einziehen, sondern zum Ausstattungsstandard werden.
Der Vorteil liegt vor allem in einem modernen, erweiterten Komfort sowie in möglicher erhöhter Sicherheit und Energieeffizienz. Gleichzeitig können die intelligenten Anwendungen ein selbstbestimmteres Leben im Alter erlauben.
Energie und Gesundheit als Treiber von Smart Home-Anwendungen
Wichtige gesellschaftliche Herausforderungen, globale Megatrends und technologische Innovationen motivieren viele Unternehmen dazu, nachhaltige Lösungen für den privaten Haushalt zu entwickeln. Haupttreiber in Deutschland sind aktuell die Energiewende und der demografische Wandel. Der Anstieg der Energiekosten schiebt die Nachfrage nach einem sparsamen Energiemanagement, energieeffizienten Hausgeräten und regelbarer Haustechnik an.
Neueste Strategien zur Optimierung des Energieverbrauchs sehen Wohngebäude nicht nur als Energieverbraucher an, sondern auch als Energielieferanten. Das Einbetten eines Smart Home in ein Smart Grid oder in dezentrale Stromversorgungssysteme mit intelligenter Vernetzung wird demnach ein zentraler Aspekt für das Smart Home-Anwendungsszenarium „Energie“. Medizinische Assistenzsysteme bieten immer mehr Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter. Lösungen für eine verbesserte Lebensqualität werden im Smart Home-Anwendungsszenarium „Gesundheit“ auch unter einem erweiterten Blickwinkel von Gesundheitsökonomie, Ökologie und sozialem Bedarf entwickelt.
Vernetzte Smart Home-Funktionen als Basisausstattung
Akzeptanz finden Geräte und Dienste für intelligentes Wohnen aber nur dann, wenn für den Bewohner ein Mehrwert erkennbar ist. Schlüsselrollen nehmen dabei Faktoren wie Plug-and-play-Fähigkeit, Zuverlässigkeit und einfache Bedienung ein. Spätestens in zehn Jahren werden intuitiv per Smartphone, Gesten- und Sprachsteuerung bedienbare vernetzte Smart Home-Funktionen und Dienste werden zur Basisausstattung bei Neubauten zählen. Da der Anteil der Neubauten verglichen mit dem Altbestand in Deutschland verschwindend gering ist, können insbesondere erschwingliche, kabellose Nachrüst-Pakete diesen Markt erobern.
Smart Home braucht ein Ökosystem
Smart Home-Technologien bieten Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen Zukunftschancen wie kaum ein anderer Markt. Dem Verband Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. (VDE) zufolge werden die kumulierten Umsätze allein im deutschen Markt bis 2025 rund 19 Milliarden Euro erreichen.
Noch sind Haustechnik, Haushaltsgeräte und Infotainment-Anlagen allerdings getrennte Welten. Es fehlen einheitliche Standards sowie Schnittstellen für die Interoperabilität von Protokollen, Diensten oder Bussystemen. Ein vom Deutschen Wirtschaftsministerium gefördertes Zertifizierungsprogramm will Standards und ein Prüfsiegel für Smart Home-Anwendungen schaffen, um die Akzeptanz der Geräte und Dienste für intelligentes Wohnen erhöhen und Deutschland auf dem Weg zum Leitmarkt und Leitanbieter für Smart Home zu unterstützen.
Eine weitere Herausforderung für die Markterschließung der Smart Home-Technologien liegt in der Fragmentierung des Gesamtmarktes: So arbeiten seit Jahren nicht nur Telekommunikationsunternehmen und Energieversorger am Zukunftsmarkt Smart Home. Auch Gerätehersteller für weiße und braune Ware, Hersteller von Strom-basierten Heizsystemen, Online-Unternehmen, Spezialisten in der Gebäudeautomatisierung und weitere Player aus viele anderen Branchen zählen dazu – allerdings nur selten gemeinsam oder koordiniert an konkreten Projekten.
Eine der größten Herausforderungen ist deshalb die Bildung eines erfolgreichen „Smart-Home-Ökosystems“ als Nährboden für die Entwicklungen neuer Applikationen. Dazu gehören Geschäftsmodelle und Partnerschaften sowie bislang fehlende Integratoren für eine Smart Home-Komplettlösung „aus einer Hand“. Wenn dies gelingt, kann langfristig parallel zum Smart Home-Markt auch ein Service-Markt entstehen, beispielsweise durch Vernetzung von Smart Homes mit PKWs, Büros und dem Einzelhandel.