Nachhaltige Trends in der Outdoorbranche

20.07.2018

... für neue Materialien und Produktkonzepte, aber auch beim Thema Nachhaltigkeit. Dabei herrscht eine hohe Entwicklungsdynamik aufgrund steigender Kundenanforderungen und gesetzlicher Vorgaben wie die REACH Verordnung für nachhaltige Textilien. Relevant ist die gesamte Wertschöpfungskette: beginnend von einem nachhaltigen Design über den Einsatz nachhaltiger Materialien und Technologien bis hin zum Recycling.

Nachhaltige Outdoorbekleidung in der Textilbranche Nachhaltige Trends in der Outdoorbranche. (Bildnachweis: Fotolia©Maridav)

Mehrere Branchen-Initiativen wollen die ökologischen und sozialen Herstellungsbedingungen von Textilien und Bekleidung verbessern. 2014 wurde beispielsweise das „Bündnis für nachhaltige Textilien“ gegründet, dem heute 160 Unternehmen angehören. Im „Zero Discharge of Hazardous Chemicals“ (ZDHC) Programm arbeiten 19 Sport-, Outdoor- und Bekleidungsmarken zusammen, um bis 2020 bedenkliche Substanzen in der Textilproduktion zu eliminieren.

Europäisches Stoffrecht REACH

Neben Selbstverpflichtungen der Industrie spielt das Europäische Stoffrecht REACH eine wesentliche Rolle: Die aktuelle Kandidatenliste für die nächste Regierungsrunde in 2018 enthält 168 kritische Stoffe. Unter anderem stehen per- und polyfluorierte Chemikalien (PVCs) auf der Liste, die für wasser-, öl- und schmutzabweisende Oberflächen verwendet werden. Das stellt vor allem Hersteller von Textilien für technische Anwendungen vor große Herausforderungen, da bisher kaum gleichwertige Alternativprodukte am Markt verfügbar sind.

Allerdings bietet die REACH Verordnung auch Chancen für innovative Ansätze: Beispielsweise konnte das Unternehmen Covestro für Dimethylformamid (DFM), eine wasserbasierte, lösungsmittelfreie Alternative entwickeln – ganz im Sinne nachhaltiger Textilien. DFM wird zu 99 Prozent für die Herstellung von Polyurethan-Beschichtungen (PU) eingesetzt – in acht Milliarden Schuhpaaren, davon eine Milliarde Paar Sportschuhe, zwei Milliarden Taschen sowie eine Milliarde Outdoorjacken und modische Oberbekleidung jährlich. Der nächste Schritt wäre eine PU-Lösung, die vollständig auf nachwachsenden Rohstoffen basiert. Ziel ist, hierfür nachwachsende Rohstoffe der zweiten Generation (Zellulose- und Abfallbiomasse) einzusetzen.

Naturfasern sind ein neuer Trend in der Outdoorbranche

Neben der Beschichtung bestimmt das eingesetzte Fasermaterial die Eigenschaften textiler Produkte. Deswegen ist die Sport- und Outdoorbranche stets auf der Suche nach neuen Fasern und Fasermischungen, die den Tragekomfort verbessern und zugleich Nachhaltigkeitsziele erfüllen. Ein Trend bei Wäsche und Bekleidung ist die Wiederentdeckung der Naturfasern. So zählt Outdoor-Equipment mit Wolle zu den jüngsten Entwicklungen des bayerischen Unternehmens ORTOVOX. Tests eines neuartigen Rucksackrückens zeigen eine deutlich bessere Feuchtigkeitsaufnahme gegenüber herkömmlichen Materialien wie Polyester oder Schaum sowie eine wesentlich schnellere Trocknungszeit. Eine weitere Innovation ist ein Vlies aus Wolle und dem Biopolymer Polylactid (PLA), das als Isolation in Jacken verwendet wird. Für eine funktionale Jacke aus dieser Materialkombination wurde ORTOVOX mit dem Golden Ispo Award 2016 ausgezeichnet.

Neben der fortschreitenden Entwicklung bei Fasern aus Biopolymeren forschen Unternehmen und Institute gemeinsam auch an Fasern aus recycelten Materialien, so etwa PET-Flaschen (bio-basierter Kunststoff Polyethylenfuarant).

Textile Innovationspotenziale mit neuen Technologien

Impulse für die Entwicklung innovativer, nachhaltiger textiler Produkte gibt immer wieder die Natur. Mit der Bionik ergeben sich dank innovativer Technologien wie additiver Fertigung , Electro Spinning und 3D-Druck heutzutage ganz neue Innovationspotenziale. Für den Feuchtigkeitstransport im Mikrometerbereich – beispielsweise bei funktioneller Sportbekleidung – kann die Funktionsweise der Schnappfalle einer fleischfressenden Pflanze ein Vorbild sein. Und die Pomelofrucht für das Realisieren von Aufprall- und Durchstoßschutz mit textilen Materialien: Sie übersteht aufgrund ihrer speziellen Wandstruktur Stürze aus bis zu zehn Metern Höhe unbeschadet. Die Entwicklung neuartiger Polymerschäume mit verbesserter Energieabsorption nach bionischem Vorbild ist unter anderem Gegenstand des BMBF-Projektes „Bio-inspired safety systems“, an dem neben der Plant mechanics Group der Universität Freiburg auch UVEX, adidas, BMW und die Universität Bayreuth mitwirken.

Psychologie und Produktentwicklung von Textilien

Stets ausgereiftere Technologien und Produkte – doch letztendlich entscheidet der Kunde, ob er ein Produkt annimmt. Hier spielt die Wahrnehmungspsychologie eine wichtige Rolle. Einen besonderen Stellenwert dieses Forschungsgebiet am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre der Universität Bamberg nimmt die Haptik ein: Je nach Kontext und Erlebnissen bewertet jede Person diese unterschiedlich. Da es keine „absolute Wahrnehmung“ gibt, geht es vielmehr darum, Aspekte wie Ästhetik und Ergonomie zu verstehen. Hier sieht sich die Wahrnehmungspsychologie als Disziplin, die von Beginn an in die Produktentwicklung einbezogen werden sollte.

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Christina Harwarth